Ein Gastbeitrag von Claudio Casula
Am Montag machte das Sturmtief „Zacharias“ einem der im Landkreis Rostock majestätisch sich erhebenden Windräder den Garaus: Erst brach ein Rotorblatt ab, dann knickte das gesamte Rad um und stürzte zu Boden. Wieder einmal hatte die Natur der Windkraftindustrie und ihren Anhängern einen bösen Streich gespielt. Das Schicksal wollte es, dass am gleichen Tag Siemens Energy seine Zahlen zum 3. Geschäftsquartal veröffentlichte. Und die waren ähnlich unschön wie der Anblick des umgepusteten Windrades bei Rostock: Vor allem Qualitätsprobleme bei der Windkrafttochter führten zu großen Verlusten des Mutterkonzerns Siemens Energy. Die Hiobsbotschaft: Bis Ende September erwarten die Münchner ein Minus von bis zu 4,5 Milliarden Euro, wie Welt gestern berichtete.
„Die neuerlichen Probleme beim Sorgenkind Gamesa waren bereits im Juni bekannt geworden. Damals hatte Energy die Belastung mit mindestens einer Milliarde Euro angegeben und seine Prognose zurückgezogen. Die nun veröffentlichten Details treffen den Konzern hart: Durch die Qualitätsprobleme bei Windkraftanlagen an Land erwartet Energy Kosten von 1,6 Milliarden Euro für notwendige Reparaturen. Verbucht wurden sie im abgelaufenen Quartal, wirklich anfallen wird der Großteil aber erst in den nächsten beiden Geschäftsjahren.“
Man habe, so teilte das Management im Juni mit, bei einigen Komponenten der Windturbinen von Siemens Gamesa „deutlich erhöhte“ Ausfallraten festgestellt. Diese zu reparieren oder die Teile zu ersetzen, würde laut Management voraussichtlich eine Milliardensumme kosten. Daraufhin bracht die Aktie um 30 Prozent ein.
Reparaturkosten und Entschädigungen in Milliardenhöhe
Siemens Energy war 2020 von Siemens ausgegliedert und an die Börse gebracht worden. Seither, so Welt, hat der Konzern noch kein Geschäftsjahr und nur wenige Quartale mit einem Gewinn abgeschlossen. Immer wieder hätten Probleme mit Gamesa für Gewinnwarnungen gesorgt und die Zahlen tief ins Minus gedrückt. Inzwischen hat Energy seine Windkrafttochter, die lange Zeit nur eine Mehrheitsbeteiligung war, komplett übernommen. Die Siemens AG wiederum gab bereits Ende Juni bekannt, dass sie ihren Anteil an Siemens Energy um 6,8 Prozent auf 25,1 Prozent reduziert hat:
„Im besten Fall haben die jüngst aufgedeckten Fehler nur begrenzte Schäden an den kritischen Komponenten der Windräder verursacht. Doch selbst in diesem Fall steht Siemens Energy vor einer kostspieligen Aufgabe, da zahlreiche Turbinen, die Hunderte von Metern über dem Boden schweben, gewartet werden müssen (…) Eine solche Wartung erfordert Spezialausrüstung und stellt somit eine beträchtliche finanzielle Belastung dar.“
Die „kritischen Komponenten“ der betroffenen Windräder, die Strom im Umfang von 132 Gigawatt produzieren,sollen fehlerhafte Rotorblätter und Lager sein, sowie „Konstruktionsfehler im Design der Anlagen“. Laut n-tv könnten weltweit insgesamt 15 bis 30 Prozent der bereits installierten Windturbinen betroffen sein, habe Siemens Energy mitgeteilt. Es drohen Reparaturkosten und Entschädigungen in Milliardenhöhe. „Das heutige Ausmaß von Problemen hätte ich nicht erwartet“, gesteht Gamesa-CEO Jochen Eickholt. Das Debakel sei schlimmer als alles, was er in seiner langjährigen Karriere bislang erlebt habe. Außerdem seien nicht nur Windkraftanlagen an Land betroffen, es gebe auch Schwierigkeiten beim Hochlauf der Fertigungskapazitäten für Windkraftanlagen auf See.
'Weltrekord': Strom für 100 Jahre!
Dem deutsch-spanischen Milliardengrab Gamesa entstiegen ist übrigens auch der sagenhafte Prototyp der Windkraftanlage SG14-222 DD, der es im Oktober vergangenen Jahres in die Schlagzeilen schaffte, weil er angeblich einen „Weltrekord“ aufgestellt hatte.
An einem einzigen Tag, jubelte die begeisterte Presse, habe der Kaventsmann – die Länge der recyclebaren Rotorblätter beträgt 108 Meter, der Rotordurchmesser 222 Meter und die auf dem Turm montierte Gondel schwebt in 160 Metern Höhe – „genug Strom erzeugt, um einen Familienhaushalt von vier Personen 100 Jahre lang mit Elektrizität zu versorgen.“
Außer, wenn fatalerweise der Wind nicht weht, natürlich. Oder wenn er zu stark weht, wir erinnern uns an das eingangs erwähnte umgeknickte Windrad an der Ostseeküste. Oder wenn Gamesa, das Fiasko von Bilbao, ins grüne Gras beißt. Spätestens dann hätte der unbekannte Vier-Personen-Haushalt lieber die gute alte Kernkraft zurück.
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Der Beitrag erschien zuerst auf Achgut.com.
Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.
Bild: Shutterstock