Von Kai Rebmann
Es ist Sommer und mancherorts klettert das Thermometer auf über 30 Grad. Was früher als normal empfunden wurde – und von vielen immer noch wird – lässt im Stuttgarter Rathaus die Alarmglocken schrillen. Ein Hitzeschutz für die Bevölkerung musste her, und zwar möglichst viel davon und möglichst auffällig. Tatsächlicher Nutzen und vor allem die Kosten flossen dabei, wenn überhaupt, offenbar nur sehr nachrangig in die Überlegungen mit ein.
Seit einigen Wochen „zieren“ rund 20 Sonnenschirme das Bild der Landeshauptstadt, demnächst soll noch ein großes Sonnensegel (120 Quadratmeter Fläche) am Südheimer Platz dazukommen. Da sich über Schönheit aber bekanntlich streiten lässt, wollen wir diesen Aspekt der aktuellen „Hitzeschutzmaßnahmen“, die den Steuerzahler 250.000 Euro kosten, einmal außen vor lassen und uns auf das Technische konzentrieren.
Etwa die Frage, ob die Sonnenschirme ihrem angedachten Zweck nachkommen. Genau das nämlich würde von vielen Anwohnern der betreffenden Standorte bezweifelt, wie die „Stuttgarter Zeitung“ zu schreiben weiß. An insgesamt acht Plätzen sind die Schirme inzwischen aufgespannt worden – als „Sofortmaßnahme gegen heiße Sommertage“, wie der SWR berichtet, und um die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu verbessern, wie es aus dem Rathaus heißt.
Schattenwurf berücksichtigt 'Anforderungen des Straßenverkehrs'
Beispiel Ostendplatz: Dort steht eines dieser brandneuen Exemplare und wirft seinen Schatten – auf die Straße. Weil auf der anderen Seite eine Solarbank steht, würden böse Zungen unken, und deren Beschattung von einem zweifellos noch größeren Schildbürgerstreich zeugen würde. Warum also wurde dieser Platz überhaupt ausgewählt, könnte man sich nun fragen, wenn er aus offensichtlichen Gründen doch denkbar ungeeignet erscheint. Jedenfalls wenn irgendjemand damit das Ziel verfolgt, den Schatten des Schirms den Passanten auf (!) dem Ostendplatz zukommen zu lassen. Eine Anwohnerin gestand gegenüber der Zeitung, dass sie ob des deplatzierten Schirms nicht wisse, „ob sie lachen oder weinen“ solle.
Aber will die Stadt Stuttgart das überhaupt? Die Antwort aus dem Rathaus lässt da durchaus berechtigte Zweifel erwachsen: Bei der Planung der Standorte für die Sonnenschirme seien „der Sonnenstand im Juli 2023 sowie die Anforderungen des Straßenverkehrs berücksichtigt“ worden, liefert eine Sprecherin des Tiefbauamtes eine doch etwas überraschende Erklärung, die noch mehr Fragen als Antworten zurücklässt.
Und was ist, wenn die Sonne mal nicht scheint über der Schwaben-Metropole und stattdessen ein mehr oder weniger starker Wind weht? Auch dafür hat sich Stuttgart eine Lösung ausgedacht, die zwar sehr hemdsärmlig daherkommt, dafür aber nicht unbedingt besonders sparsam wirkt. Denn: Grundsätzlich sollen die Sonnenschirme rund um die Uhr geöffnet bleiben, demnach wohl auch nachts, und nur im Bedarfsfall – bei stürmischer Wetterlage etwa – von einem externen Dienstleister geschlossen werden.
Die Grünen jedenfalls, auf deren Initiative hin diese „Hitzeschutzmaßnahme“ umgesetzt wurde, scheinen Gefallen an „ihren“ Schirmen gefunden zu haben. Eine Änderung der Standorte sei auch in Zukunft nicht geplant, so das Tiefbauamt, während sich die Stadt Stuttgart in einer Mitteilung zu dieser Frage zumindest noch eine kleine Hintertür offen lassen wollte: „Falls sich die Maßnahmen bewähren, sollen sie im nächsten Jahr fortgesetzt werden.“
Ginge es nach den direkten Anwohnern, also denjenigen, die es am besten einschätzen können müssten, so scheint diese Frage schon jetzt beantwortet. Aber kommt diese Botschaft auch im Rathaus an? Dieses Video zeigt einige der fragwürdigen Standorte.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Screenshot Video Facebook „Stuttgarter Zeitung“Bitte beachten Sie die aktualisierten Kommentar-Regeln – nachzulesen hier. Insbesondere bitte ich darum, sachlich und zum jeweiligen Thema zu schreiben, und die Kommentarfunktion nicht für Pöbeleien gegen die Kommentar-Regeln zu missbrauchen. Solche Kommentare müssen wir leider löschen – um die Kommentarfunktion für die 99,9 Prozent konstruktiven Kommentatoren offen zu halten.
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