Ein Gastbeitrag von Zacharias Fögen
In seiner Pressemitteilung Nr. 044 vom 29. Januar 2021, die unter der spektakulären Überschrift „Sterbefallzahlen im Dezember 2020: 29% über dem Durchschnitt der Vorjahre“ gut auf Regierungslinie mitschwingt, hat sich beim Statistischen Bundesamt etwas eingeschlichen, das bemerkenswert ist: Der Satz: „Die Sterbefallzahlen der unter 80-Jährigen liegen etwa auf dem Vorjahresniveau.“
Mit anderen Worten, bei diesen gibt es keine Übersterblichkeit. Und das sind immerhin 93% der Deutschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 79 Jahren. Wie viele Lebensjahre gehen demnach durch COVID-19 verloren? … Anscheinend keine.
Nun ist aber natürlich auch das Leben der Generation 80+ schützenswert.
Also habe ich die Altersdaten des RKI bemüht.
Die eine Frage war, warum stellt sich bei den unter 80-Jährigen keine Übersterblichkeit ein? Aus den Daten geht hervor, dass über 1,6 Millionen Menschen aus dieser Altersgruppe in Deutschland positiv getestet wurden. 1,6 Millionen Infizierte und es gibt keine Übersterblichkeit? Was soll das bedeuten?
Wir können sogar noch einen Schritt weiter gehen und die Dunkelziffer von 5 aus der Gangelt-Studie annehmen. Dann hätten sich 8 Millionen Menschen unter 80 Jahren in Deutschland bereits mit COVID-19 infiziert – und es gibt keine Übersterblichkeit?
Also habe ich nochmal in die Risikobewertung des RKI geschaut. Zitat:
„Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als sehr hoch ein.“
Also wenn es bei 8 Millionen Infizierten keinen messbaren Effekt auf die Sterbezahlen gibt, dann ist das eine sehr hohe Gefährdungslage?
Nochmal zurück zu der Generation 80+ und deren Schutz. Es hieß ja vorher immer, 40% der Bevölkerung sind Risikogruppe (Lauterbach). Nun wissen wir ja dank des statistischen Bundesamtes, dass es nur die über 80-Jährigen sind. Es kann ja nicht so schwer sein, 7% der Bevölkerung zu schützen. Sollte man meinen.
Da ich ohnehin die Tabelle der Altersinzidenzen vorliegen hatte, habe ich spontan ein Diagramm dazu erstellt.
Nun, schauen Sie erst auf die Kurven und raten Sie mal, welche Altersgruppen (jeweils 5-Jahres-Abschnitte) sowohl beim ersten als auch beim zweiten Lockdown so extrem auffällig ist.
Tatsächlich sind es die über 90-Jährigen, die regelmäßig Inzidenzen über 600 pro 100.000 erreichen, während die Inzidenz bei den Kindern um die 100 herumdümpelt. Anscheinend ist es 6-12 mal wahrscheinlicher, dass die Oma die Enkel und Urenkel ansteckt als umgekehrt.
Selbst die 85-89-Jährigen kommen noch auf ein Niveau, das ungefähr auf dem Niveau Schwedens liegt. Die beiden können sie übrigens gut daran unterscheiden, dass die Deutschen Kurven um Weihnachten und Silvester eine Senke machen – kein Weihnachtswunder, sondern ein Testwunder. Es wurde schlicht und ergreifend weniger getestet.
Das sagt natürlich noch nichts darüber aus, ob das in Schweden nicht auch so ist – also ob die alten Schweden auch viel höhere Inzidenzen haben.
Also auf zum schwedischen Gesundheitsamt, auch die Schweden haben solche Daten (allerdings nur in Schwedisch). Daher beschränke ich mich darauf, die Grafik zu kopieren und die Inzidenz 70+ (die in ein paar Zwischenschritten aus den Daten des RKI errechnet werden kann) für Deutschland zu ergänzen.
Und wie Sie hier sehen können, sind die Daten für die Inzidenz in der Bevölkerungsgruppe 70+ in Schweden und 70+ Deutschland im Diagramm fast deckungsgleich.
Der Lockdown entfaltet also einzig und allein eine infektionshemmende Wirkung auf die jüngeren Bevölkerungsgruppen – in der es trotz 8 Millionen Infizierten keine Übersterblichkeit gibt – , aber nicht auf die Risikogruppe. Unsere 90-Jährigen mit Lockdown stecken sich so oft an wie schwedische 45-Jährige ohne Lockdown.
Es gibt noch nicht mal einen sekundären Effekt, das heißt, dass durch weniger Ansteckungen insgesamt auch weniger Ansteckungen in der Risikogruppe erfolgen. Nein, die Zahlen sind auf fast schon gespenstische Weise gleich. Und das alles, obwohl Schweden ~50% mehr Tests macht als wir.
Es ist höchste Zeit, den Lockdown zu beenden.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Autor Zacharias Fögen über sich: „Nach fünf Semestern Mathematikstudium entschloss ich mich, mich der größten Unbekannten im Universum zu stellen: dem Menschen. Mein Studium der Humanmedizin schloss ich im Jahr 2011 mit dem Staatsexamen ab.“
Bild: toodlingstudio/Shutterstock
Text: Gast
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