Stiller Widerstand gegen Corona-Regeln: Viele Läden machen einfach auf Kunden und Mitarbeiter sprechen von "Grauzone"

Gestern brachte ich hier die Berichte von einer Kundin und einem Mitarbeiter einer großen Elektronik-Handels-Kette, die erzählten, dass Läden die Lockdown-Vorschriften einfach ignorieren und ihre Türen für Kunden aufmachen. Ich habe das so stehen gelassen mit dem Hinweis, dass aus zwei solchen Berichten keine Schlussfolgerungen zu ziehen sind – aber ich meine Leser bitte, mir zu erzählen, ob sie ähnliche Erfahrungen haben. Mein Team und ich haben eine Vielzahl von Zuschriften erhalten. Die lassen zwar keine repräsentativen Schlüsse zu – das sei ausdrücklich betont. Aber sie belegen eindeutig: Es sind zumindest keine Einzelfälle, in denen Läden die Vorschriften umgehen und für ihre Kunden öffnen. Erstaunlich ist, dass sowohl die Behörden als auch die Medien zumindest zu einem erheblichen Teil dies entweder nicht sehen oder nicht sehen wollen. Kunden und Mitarbeiter sprechen von einer „Grauzone“. Parallel hat sich nach glaubhaften Berichten und auch eigenen Recherchen von mir auch ein gewisser Schwarzmarkt entwickelt für Dienstleistungen – siehe hierzu diesen Bericht von Johanna und Frank Wahlig.

Hier ein kurzer Auszug aus den Zuschriften. Ich habe die Namen und Orte unkenntlich gemacht, um keine behördlichen Sanktionen auszulösen:

Hallo Herr Reitschuster, bezüglich der Ladenöffnungen: Der Verbrauchermarkt „XXX“ in XXX hat schon seit Monaten offen, da kann man alles kaufen was angeboten wir, nicht nur Lebensmittel, einfach alles. Bekleidung, Elektronik, alles. Meine Frau und zu einem anderen Termin auch meine Schwägerin haben die Erfahrung persönlich gemacht. Wie das sein kann?

Ich lebe in XXX am U Bahnhof XXX. Hier befindet sich ein XXX, wo es genauso gehandhabt wird. Es werden nur wenige Termine vereinbart, daher können bis zur zugelassenen qm-Zahl normale Laufkunden auch einkaufen = ich begrüße das sehr! Auch unser Schmuckladen hat wieder geöffnet, keine Ahnung ob legal oder nicht. Außer der Restaurants und den Läden, die Pleite sind, ist alles seit Dienstag (9.3.) wieder offen.

 

Auch ich habe in XXX gestern erlebt, dass man auch ohne vorherigen Termin – in meinem Fall war es (typisch Frau 😉 ) ein Schuhgeschäft – in ein Geschäft gehen kann. Die Tür war offen, Kunden standen vorm Schaufenster und wurden von einer Mitarbeiterin angesprochen, ob sie herein wollten. Ich bin dann spontan zur Tür und sofort ließ man mich bereitwillig eintreten – war je eh nichts los. Ich musste lediglich einen „Schmierzettel“ mit Nachnamen und Mobilnummer ausfüllen und schon konnte ich shoppen.

Ich habe ähnliches Vorgehen bei etlichen Läden in der XXX Innenstadt beobachtet. Es ist also irgendwie eine Grauzone. Aber warum bitte sollen nicht auch Spontanshopper – so wie ich eine bin – einen Laden betreten dürfen, wenn das Kontingent an erlaubten Kunden noch nicht ausgeschöpft ist.

 

Der XXX-Markt in der XXX in XXX hatte während des gesamten Lockdown offen. Hier gibt es außer Lebensmittel, Elektronik, Gartenartikel, Hygieneartikel, Kleinmöbel und vieles mehr. In der XXX-Filiale in XXX benötigt man auch keinen Termin. Die XXX HALLE am Stadtrand hatte ebenfalls während des gesamten Lockdown ohne Termin geöffnet.

 

Wir waren heute bei XXX einkaufen. Auf dem Weg zum XXX durchquert man eine kurze Einkaufszeile. Hier befindet sich u.a. ein Geschäft der Firmengruppe XXX, das geöffnet war (letzten Donnerstag noch nicht). An der Eingangstür war folgender Hinweis auf einem A4 Blatt angebracht:

„Wir bedienen Sie auch gerne ohne Termin“

 

Auch wir haben heute die Erfahrung damit beim Einkaufen gemacht. Wir haben in XXX bei unserem Orthopäden die Einlagen abgeholt und da dort ein Schuhgeschäft dabei war, konnten wir mal wieder shoppen gehen was wir auch gleich genutzt haben. Es durften nur ein paar Menschen rein, mit Termin, aber immerhin. Die Hygieneregeln sind eingehalten worden, somit sollte auch bei anderen Geschäften nichts dagegen sprechen. Es kann auch nicht sein, das alle Geschäfte in den Ruin getrieben werden.

 

Als Kleinstunternehmer nahe XXX möchte ich mich auch zum Thema äußern.

Wir importieren XXX für XXX. Diese werden i.d.R. auf Bestellung gebaut und ich kann mir auch budgetbedingt nicht viel auf Halde stellen.
Da wir das Unternehmen neben unseren Hauptjobs betreiben haben wir schon immer Kunden (gewöhnlich max. ein Paar) nur nach Terminvereinbarung im Haus. Unser Verkauf ist sehr beratungsintensiv und wir wollen Zeit für unsere Kunden haben. Hygienekonzept? Kein Problem. Es fällt halt der gemeinsame Kaffee während der Beratung weg…

Der Lockdown und schon das gesamt Jahr 2020 war für uns ein gewaltiges Problem: Es begann damit, dass unsere Ausstellungsobjekte aus XXX bedingt durch Corona mit Verzögerung eintrafen und anschließend alle Messen abgesagt waren. Bedingt durch Söders aggressive Rhetorik und die Hotelschließungen für Privatpersonen bleiben insbesondere Interessenten mit langer Anreise, die evtl. auch mal eine Übernachtung benötigen, völlig aus. Bedingt durch unsere Lage und weil wir unauffällig „residieren“ haben wir in den letzten Wochen wieder einige Interessenten empfangen. Wir können viel online und mit Info-Links und Fotos machen, aber es ist auch das Raumgefühl wichtig und das gibt es nur „live“.

Ich habe da auch kein schlechtes Gewissen: Kfz-Werkstätten dürfen arbeiten und seit Wochen auch schon wieder Kunden zu Probefahrten empfangen. Auf den Internetseiten der entsprechenden Innungen gibt es dazu Informationsseiten, (Kfz-Innung Schwaben hinter Login-Sperre, in Niederbayern ist es frei zugänglich).
Das Restrisiko bleibt natürlich….

Aber langsam wird eben die Luft dünn, auch wenn wir nur geringe laufende Kosten haben. In meinem Hauptjob haben wir Kollegen im Wechsel Kurzarbeit und meine ohnehin nur Teilzeit arbeitende Frau wurde inzwischen gekündigt.

 

Hier nun meine Geschichte: Ich habe ein Geschäft, in dem ich Möbel verkaufe. Bin dort seit einem Jahr alleine im Verkauf, da meine Mitarbeiterin noch in Kurzarbeit ist. In der ganzen Zeit als ich eigentlich geschlossen haben sollte, war mein Geschäft jeden Tag offen. Ich habe Kunden ins Geschäft gelassen, die über das Internet angefragt hatten, und denen auch was verkauft. Und wenn Kunden so ins Geschäft kamen wurden die natürlich nicht des Ladens verwiesen. Es war zwar nicht viel Umsatz, aber ich konnte so wenigstens meine Miete bezahlen. Denn vom Staat habe ich keinen Euro erhalten. Und auch auf meine vielen Anfragen bei der Bundesregierung oder der Landesregierung habe ich oft keine Antworten oder Antworten bekommen, die nicht eine einzige meiner Fragen beantwortet haben. Nicht einmal als Pressevertreter bekomme ich Antworten auf meine Fragen.

Mich interessiert es auch jetzt nicht, ob Kunden ins Geschäft kommen, die einen Termin haben oder nicht. Bei mir kommt jeder rein. Es sind zwar nicht viele aber es reicht, um die Kosten zu bezahlen. Nach vielen Diskussionen mit dem Ordnungsamt im Frühjahr letzten Jahres lassen die mich jetzt in Ruhe. Haben wohl keine Lust mehr auf Diskussion. Ich bin natürlich immer gut vorbereitet auf das, was kommen könnte. Und falls es wieder zu einer angeordneten Schließung kommen sollte, mache ich da wieder nicht mit.
Schade nur dass so viele Geschäftsleute Angst haben und alles so hinnehmen.

 

Ich zum Beispiel, habe mich mittlerweile mit mir selbst solidarisch erklärt und führe hier in XXX ein kleines altes Traditionsgeschäft in der 3. Generation, aber nicht familiär übergeben und habe seit nunmehr mehreren Monaten durchweg auf. Seit Montag, nach dem ich den übervollen Baumarkt-Parkplatz gesehen habe, habe ich mich mit meinen angrenzenden Produkten, auch zu einem Baumarkt erklärt. Es ist weder erklärbar, noch hinnehmbar, dass solche Läden, die gleiche, überschneidende, oder ähnliche Produkte vertreiben, regulär aufmachen und verkaufen dürfen und andere nicht. Selbiges gilt auch für Discounter und diverse andere Geschäfte.

In meinem Geschäft komme ich natürlich zwangsläufig und viel mit Kunden in Kontakt u. ins Gespräch. Was ich innerhalb des letzten Jahres hier erlebt und gesehen habe, ist schon sehr irritierend und bisweilen auch als skurril zu bezeichnen.

Mein Mann und ich, wir haben ein kleines XXX-geschäft mit Werkstatt, in XXX. Auch wir haben genug von dieser Politik und empfangen unsere Kunden ganz ohne Termin. Es erschließt sich uns nicht, warum sich bei Aldi und Co, die Kunden tummeln und der kleine Einzelhändler soll Termine vergeben und eine Anwesenheitliste führen. Wir machen diesen Zirkus nicht mehr mit. Der Staat hat uns genug betrogen und belogen. Allein den Umsatzverlust vom 16.Dezember 2020 bis März 21 holen wir nie mehr rein. Desweiteren gibt es für diesen Ausfall keinerlei Hilfen.
Es reicht, wir zeigen der Regierung die rote Karte und hoffen, dass wir als kleines Geschäft auch andere Einzelhändler ermuntern können, sich über die Regierungsschikanen hinweg zu setzten.

 

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Bild: Follow Focus/Shutterstock
Text: br

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