Strache-Video: Manipulationsverdacht gegen deutsche Medien

Erinnern Sie sich noch an das Strache-Video und die Ibiza-Affaire? Die heimlichen Aufzeichnungen des damaligen Österreichischen Vize-Kanzlers und FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache haben im vergangenen Jahr die Politik in der Alpenrepublik auf den Kopf gestellt. Der nationalkonservativen Regierung von Sebastian Kurz hatten viele einen guten Start und eine große Strahlwirkung auch nach Deutschland nachgesagt. Faktisch wurde diese Regierung mit dem Video durch eine geheimdienstähnliche Aktion unter Instrumentalisierung (oder Drahtzieherschaft) deutscher Medien zum Sturz gebracht.

Die Quintessenz des von Spiegel und Süddeutscher Zeitung veröffentlichten Videos bzw. dessen kurzen Sequenzen war damals, dass sich der FPÖ-Chef auf unsaubere Geschäfte mit einer dubiosen russischen Oligarchen-Nichte einließ. Im Nachhinein entpuppten sich deren Angebot als Falle, in die Strache tatsächlich getappt sein soll. Und nun das: In den Akten der österreichischen Justiz, die in der Sache ermittelt, ist die Abschrift einer bisher unveröffentlichten Sequenz des Videos aufgetaucht, die Strache offenbar entlastet. In der fünf Minuten langen Szene wehrt sich der Politiker gegen unlautere Angebote und lehnt diese ab. Sein Anwalt sagt: „Diese Stellen wurden bisher bewusst nicht gezeigt.“

Sollten sich diese Vorwürfe bewahrheiten – und sie sind durchaus stichhaltig – wäre das ein Medien-Skandal von unglaublichem Ausmaß. Die Öffentlichkeit wäre dann wohl absichtlich getäuscht worden, mit immensen Folgen. Besonders merkwürdig ist, dass die deutschen Medien das Auftauchen der neuen, offenbar entlastenden Stellen fast kollektiv verschweigen – ganz im Gegensatz zu den österreichischen. Auf Google-News lässt sich lediglich bei der „Welt“ ein Bericht finden. Dafür berichtet etwa die „Bunte“ groß, dass Straches Ehe in die Brüche geht – offenbar auch wegen des Videos. Dabei würde schon ein Minimum an journalistischen Anstand den Medien, die damals groß über die Vorwürfe berichteten, gebieten, auch den Hinweis auf Entlastungsmaterial zu veröffentlichen. Soll hier ein Skandal verschwiegen werden? Warum haben Spiegel und Süddeutsche nie das ganze Video gezeigt?

Die neue Abschrift zeichnet jedenfalls ein ganz anderes Bild von Strache und seinem Verhalten als der Stellen, die vor einem Jahr um die Welt gingen, und vor allem in den deutschen Medien rauf und runter liefen. Sie führten zu riesiger Empörung in der Bundesrepublik und zu kaum verhohlener Einmischung in die Innenpolitik Österreichs.

In den neuen Sequenzen sagt der ebenfalls in der Villa befindliche Mann, gegen den nun als Fallensteller ermittelt wird, zu Strache und seinem damaligen Parteikollegen Gudenus: „Schau, sie (die falsche Oligarchin) will hören: Ich bring 270 Millionen, innerhalb von so und so viel Zeitraum bekomme ich das zurück und ihr bekommt’s das.“ Der damalige Vizekanzler antwortet daraufhin: „Ja, aber das spielt’s nicht.“ Weiter sagte Strache demnach in dem abgehörten Gespräch: „No way, mach ich nicht. Und bei mir nur gerade Geschichten, ganz gerade Geschichten“.

Auch eine zweite Stelle in dem Video soll belegen, dass Strache das unmoralische Angebot ablehnte. Darin antwortet der Politiker auf die Behauptung, rechtswidrige Angebote im Osten seien „ja völlig üblich “: „Nein, nein. Aber jetzt sind wir ehrlich. Mit jedem anderen Scheiß machst du dich angreifbar und ich will nicht angreifbar sein. Ich will ruhig schlafen. Ich will in der Früh aufstehen und sagen: Ich bin sauber.“

Auch den ehemaligen Klubobmann der FPÖ, Johann Gudenus, könnte das Material entlasten: Er sagte laut der Abschrift, dass „wir nichts Illegales machen, Punkt.“

Strache selbst hatte stets beteuert, bei dem Treffen in der Finca habe er „immer wieder betont“, „nie etwas Unredliches machen zu wollen“. Der Politiker sagte nun zu dem neu aufgetauchten Material: „Es zeigt sehr gut, wie manipulativ bei der Video-Veröffentlichung im Mai des Vorjahres vorgegangen worden ist. Die neuen fünf Minuten werden so wie der Rest des Videos belegen, dass ich immer wieder betont habe, nichts Illegales machen zu wollen“, sagte Strache.

Der Anwalt des früheren Vize-Kanzlers Johann Pauer erhebt schwere Vorwürfe gegen die deutschen Medien:„Festzuhalten ist, dass bisher nur ein kleiner Teil des Ibiza-Videos transkribiert worden ist. Die noch zu erwartende, weitreichendere Transkription wird deutlicher aufzeigen, dass die Auswahl der veröffentlichten Passagen bewusst nachteilig für Heinz-Christian Strache erfolgten“, sagte Pauer zu oe24.

Die österreichischen Behörden ermittelt weiter in der Sache. Hauptverdächtiger ist der Österreicher Julian H. Er soll Strache und Gudenus in eine Falle gelockt haben.

Um das Video gab es viele Spekulationen, etwa weil der deutsche Fernseh-Komiker Jan Böhmermann schon vor dem Erscheinen davon gewusst und gesprochen haben soll. Manipulationen mit Videos sind leider häufig. So gingen Szene von einem Polizeieinsatz gegen einen 15-Jährigen in Düsseldorf breit durch das Internet, und es gab gewaltige Empörung über das harte Vorgehen der Beamten und Rassismus-Vorwürfe. Dass der Junge die Polizisten zuvor heftigst attackiert hatte, wurde in vielen Quellen nicht gezeigt.

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Bild: Franz Johann Morgenbesser/flickr.com/CC BY-SA 2.0Text: red

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