Von Kai Rebmann
Gefühlt seit dem ersten Tag der sogenannten „Pandemie“, spätestens aber mit Einführung der ersten Corona-Maßnahmen, haben Regierungen und Medien in aller Welt eine beispiellose Einheitsfront errichtet. In einer wohl noch nie dagewesenen Parallelität der Ereignisse wurden rund um den Globus Lockdowns, Masken und viele weitere Einschränkungen des Alltags von Milliarden von Menschen beschlossen. Und wenn es doch Unterschiede zwischen einzelnen Ländern gab, so beschränkten sich diese meistens auf Härte und Dauer der Maßnahmen. Und selbst als die ersten Politiker oder Experten wie Christian Drosten damit begannen, sich regelmäßig in offene Widersprüche zu verwickeln, galt das eiserne Gesetz: Die Regierungen haben recht, jede Kritik an deren Corona-Politik ist als Verschwörungstheorie abzutun. So wurden etwa die Masken zunächst belächelt, nur um dann kurz darauf zum Nonplusultra der Pandemiebekämpfung erklärt zu werden.
Weite Teile der Medien machten jede noch so aberwitzige Kehrtwende in Sachen Corona bedenkenlos mit. Die ureigenste Aufgabe des Journalismus, die Kontrolle der Regierenden, wurde ins Gegenteil verkehrt. Anstatt den Politikern auf die Finger zu schauen und den offenen Austausch von Meinungen zu fördern, wurde das Stilmittel der Zensur insbesondere in den sozialen Medien zu einem immer beliebteren Instrument, um anderslautende Meinungen zu unterdrücken. Schlimmer noch: Wer es wagte, solche „Denkverbote“ offen auszusprechen, wurde nicht selten der beruflichen und/oder wirtschaftlichen Vernichtung zugeführt. Prof. Dr. Sucharit Bhakdi ist da nur ein besonders prominentes Beispiel, aber bei weitem nicht das einzige.
Abweichende wissenschaftliche Meinungen wurden systematisch zensiert
Auch kritische Journalisten wie Boris Reitschuster oder Henning Rosenbusch wurden und werden regelmäßig vom Bannstrahl der Zensur getroffen. Jetzt konnte ein Team um den Medienwissenschaftler Yaffa Shir-Raz von der Universität Haifa (Israel) zeigen, dass die Zensur und Diffamierung von Andersdenkenden in den Medien viel mehr ist als nur eine weitere Verschwörungstheorie. Sie ist Fakt. Anhand mehrerer Beispiele belegen die Forscher, dass der „wissenschaftliche und politische Diskurs um COVID-19“ zu keinem Zeitpunkt unter „gleichen Wettbewerbsbedingungen“ geführt werden konnte. Was Anfang 2020 mit der Debatte über eine möglicherweise übertriebene Darstellung von Todeszahlen (an/mit Corona), der Herkunft des Virus oder die Effektivität bestimmter Maßnahmen begonnen habe, sei insbesondere mit Beginn der weltweiten Impfkampagne immer deutlicher zu spüren gewesen.
Weshalb mit fortschreitender Dauer der „Pandemie“ immer häufiger der Rotstift angesetzt wurde, erklären die Forscher in ihrer Arbeit so: „Einige Regierungen und Technologieunternehmen wie Facebook, Google, Twitter und LinkedIn haben Maßnahmen ergriffen, um gegensätzliche Standpunkte zu zensieren, und argumentieren, dass Ansichten, die die Regierungspolitik in Frage stellen, gefährliche Fehlinformationen seien und daher Zensur zum Schutz der öffentlichen Gesundheit gerechtfertigt sei.“ Wohlgemerkt, die vorliegende Studie bezieht sich nicht allein auf die Medienlandschaft in China oder Nordkorea sondern legt ihren Schwerpunkt vielmehr auf die westliche Welt.
Darüber, dass Zensur in keiner freiheitlichen Demokratie der Welt etwas verloren haben sollte, herrschte bis vor drei Jahren noch allgemeiner Konsens. Seit Corona rechtfertigen Regierungen in aller Welt, auch jene in Berlin, das betreute Denken ihrer Bevölkerung immer wieder damit, dass diese vor irreführender Berichterstattung und gefährlichen Expertenmeinungen geschützt werden müsse. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall, wie Shir-Raz und seine Kollegen schreiben: „Anstelle einer offenen und fairen Diskussion hat die Zensur und Unterdrückung wissenschaftlicher Meinungsverschiedenheiten schädliche und weitreichende Auswirkungen auf Medizin, Wissenschaft und öffentliche Gesundheit.“ Im Klartext: Wo der ergebnisoffene Diskurs unterbunden und von der vorgegebenen Linie abweichende Meinungen ignoriert werden, kann es auch keinen Zugewinn an medizinischen und/oder sonstigen wissenschaftlichen Erkenntnissen geben.
Autoren legen Beweise für Zensur von Wissenschaftlern vor
Besonders perfide ist, dass die Zensur von Andersdenkenden ihr Ziel in den meisten Fällen nicht verfehlt. Der Mechanismus dahinter ist denkbar einfach: Eine missliebige Meinung wird verächtlich gemacht und ihr Träger diffamiert. Im Gegenzug berichten die Medien über die „offizielle Darstellung“ umso häufiger und wohlwollender. Und wenn sich die „Verschwörungstheorie“ eines Tages dann doch als wahr herausstellen sollte – was gerade im Zusammenhang mit Corona nicht selten vorkam – kräht nach denen, die es von Anfang an gesagt haben, schon längst kein Hahn mehr. Und an einer Wiederherstellung der Reputation der Betroffenen zeigen Regierungen und Medien ohnehin kein Interesse, selbst eine Entschuldigung scheint in den allermeisten Fällen zu viel verlangt zu sein.
Als Beispiel hierfür wird von dem israelisch-australischen Team die Labortheorie angeführt. Twitter und Facebook haben im Frühjahr 2020 konsequent Beiträge gelöscht und Konten gesperrt, in denen auch nur auf die bloße Möglichkeit eines Laborunfalls hingewiesen wurde. Inzwischen aber habe die „Lab-Leak-Theorie immer mehr Legitimität erlangt“, wie die Autoren schreiben, so dass entsprechende Tweets und Posts in den sozialen Medien zugelassen werden. Zu verdanken ist dies aber sicher nicht den regierungstreuen Lemmingen unter den Wissenschaftlern und Journalisten, sondern einzig und allein den kritischen Geistern, die nicht müde wurden, immer weiter zu recherchieren und alles und jeden zu hinterfragen.
Weiter geht es mit dem Beispiel einer als „Great Barrington Declaration“ bekannt gewordenen Arbeit von drei Epidemiologen der Universitäten Harvard, Stanford und Oxford. Die bis unter die Hutschnur renommierten Autoren sprachen sich bereits im Oktober 2020 gegen allgemeine Lockdowns auch und empfahlen stattdessen die Konzentration auf vulnerable Gruppen. Das Papier wurde von hochkarätigen Wissenschaftlern aus aller Welt unterzeichnet, unter anderem dem Nobelpreisträger Michael Levitt. Und was machte Google? Die Mutter aller Suchmaschinen veränderte flugs ihren Algorithmus, so dass die Studie bei den Suchergebnissen seltener bzw. nur noch auf hinteren Rängen angezeigt wurde. Im Februar 2021 löschte Facebook eine Seite von Wissenschaftlern, die sich mit der besagten Erklärung befasst hatte. Und auch bei Youtube hielt man offenbar nichts von der „Great Barrington Declaration“. Im April 2021 fiel auch dort ein entsprechendes Video dem Rotstift der Zensoren zum Opfer.
Yaffa Shir-Raz und sein Team führen in ihrer Studie noch zahlreiche weitere Beispiele dieser Art aus. Der Reigen der zensierten und diffamierten Experten könnte namhafter kaum sein und schließt neben dem bereits erwähnten Michael Levitt unter anderem den Epidemiologen Martin Kulldorff, den Physiker Denis Rancourt und Robert Malone, den Vater der mRNA-Technologie, ein. Es erscheint also nur allzu gut nachvollziehbar, wenn mancher Gesundheitsminister oder durch Steuergeld alimentiere Tierarzt davor zurückschreckt, derartigen Koryphäen auf der Sachebene zu begegnen. Sehr viel einfacher und bequemer ist es, von der eigenen Überzeugung abweichende Meinungen gar nicht erst zuzulassen und diese mit Hilfe von – zumindest teilweise ebenfalls durch Steuergeld finanzierten – Zensoren aus dem öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs zu verbannen.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: ShuttserstockMehr von Kai Rebmann auf reitschuster.de