Südafrikanische Ärztin lässt sich nicht „zum Schweigen bringen“ Europäer drängten Omikron-Entdeckerin zur Behauptung, Omikron sei gefährlich

Von Alexander Wallasch

Die südafrikanische Gesundheitsexpertin Angelique Coetzee entdeckte in Pretoria als behandelnde Ärztin als Erste die Omikron-Variante. Sie ist Vorsitzende der South African Medical Association. Coetzee stufte die Symptome der neuen Variante allerdings als nicht so gravierend ein und sandte eine Entwarnung in die Welt.

Was dann allerdings passierte und von der Medizinerin zunächst gegenüber dem indischen Nachrichtenportal WION, dann bei ServusTV und zuletzt der „Welt“ gegenüber (hinter der Bezahlschranke) geäußert wurde, hat Elemente eines düsteren Krimis.

Ein Krimi, weil man sich nach den teils schockierenden Statements von Angelique Coetzee die Frage stellen muss, wer ein Interesse daran haben könnte, dass die pandemische Bedrohungslage nie aufhört. Selbst dann nicht, wenn die Krankheit sich langsam, aber sicher von der Pandemie zu einer Endemie wandelt.

Die Zeitung fragte Coetzee, ob es stimmt, dass sie angehalten wurde, Omikron als ebenso schwerwiegend darzustellen wie die vorhergehenden Corona-Varianten. Die Ärztin antwortet darauf: „Mir wurde gesagt, ich solle öffentlich nicht erklären, dass es eine milde Erkrankung sei. Ich wurde gebeten, von derartigen Äußerungen Abstand zu nehmen und zu sagen, es sei eine ernste Erkrankung. Das habe ich abgelehnt.“

Aber warum durfte die Omikron-Entdeckerin nicht die Wahrheit sagen und wer verlangte es von ihr? Die südafrikanische Ärztin nennt europäische Länder wie die Niederlande und England, die Druck auf sie machten und sie zur Lüge bewegen wollten. Sie sei bedrängt worden zu erklären, die harmlose Variante Omikron sei eine schwere Erkrankung, aber sie weigerte sich.

Erst als die Anwürfe nicht aufhörten, willigte sie letztlich ein, zu behaupten, Omikron sei zwar harmlos in Südafrika, aber nicht in Europa – Coetzee log hier gegen ihre Erfahrung am Patienten, um endlich in Ruhe gelassen zu werden und weiter ihre wichtige Arbeit machen zu können – Menschen zu helfen. „Was ich irgendwann einmal gesagt habe – weil ich es einfach leid war –, war: In Südafrika sei dies eine milde Erkrankung, aber in Europa sei es eine sehr ernste. Das war es ja, was Ihre Politiker hören wollten.“

Coetzee betont aber, sich ansonsten geweigert zu haben, zu sagen, was man von ihr verlangt hat: „Man wird mich nicht zum Schweigen bringen. Ich hatte recht. Hätte ich unrecht, würde ich um Verzeihung bitten.“

Coetzee möchte sich nicht an politischen Kämpfen beteiligen. Aber sie sagt, ihre Berichte hätten europäische Regierungen aus der Spur gebracht. Dabei müsse man sich in einer Pandemie nur ansehen, was an der Basis passiert. „Bei den Hausärzten, die täglich Erkrankte behandeln, muss nachgefragt werden, was sie erleben, wie sich das Krankheitsbild darstellt.“

Coetzee ist Klinikerin. Dem Krankheitsbild zufolge bestehen aus ihrer Sicht keine Anzeichen dafür, dass wir es bei der Omikron-Variante mit einer sehr ernsten Erkrankung zu tun haben:

„Der Verlauf ist überwiegend mild. Ich sage nicht, dass man bei einem milden Verlauf nicht krank wird. Die Definition einer milden COVID-19-Erkrankung ist eindeutig, und das ist eine WHO-Definition: Patienten können zu Hause behandelt werden, und eine Versorgung mit Sauerstoff oder Hospitalisierung ist nicht erforderlich. Eine schwere Erkrankung ist eine, in deren Verlauf wir akute Lungen-Atemwegsinfektionen sehen: Die Menschen brauchen Sauerstoff, vielleicht sogar eine künstliche Beatmung. Das haben wir bei Delta gesehen – aber nicht bei Omikron.“

Jenen Leuten, die eine Lüge von ihr verlangten, sagte die Ärztin anschließend ganz deutlich: „Ich kann das so nicht sagen, denn es ist nicht das, was wir sehen.“ Und Gesundheitsexpertin Angelique Coetzee fordert die Regierungen auf, sich anzuschauen, was an der Basis passiert:

„Bei den Hausärzten, die täglich Erkrankte behandeln, muss nachgefragt werden, was sie erleben, wie sich das Krankheitsbild darstellt. Wie viele Ärzte, die wirklich nah an den Patienten dran sind, wurden bei ihnen nach ihrer Meinung gefragt? Immer zählt die Meinung des Wissenschaftlers oder der Professorin, die nie mit einem Patienten in Berührung kommen. Niemand fragt, was an der Basis passiert.“

Aus Sicht von Coetzee haben insbesondere die europäischen Regierungen bei Omikron „definitiv überreagiert“. Als ihr Team versucht hatte, darzulegen, dass es eine milde Erkrankung sei, sagte man ihr, das stimme nicht.

„Aber man muss dabei das Krankheitsbild berücksichtigen, das die Ärzte beschreiben – das, was sie sehen, denn sie sind die erste Anlaufstelle. Und dann muss beides in Einklang gebracht werden. Sie müssen immer die Balance zwischen dem klinischen Bild und der Wissenschaft halten – das ist hier nicht passiert.“

Bei den Managern der Pandemie ist etwas aus dem Lot geraten. Und wer könnte das besser beobachten, als aktuell die Deutschen, wo mittlerweile nicht nur aus der Opposition, sondern selbst aus der Ampelregierung heraus Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als „Angstminister“ bezeichnet wird – übrigens auch von Politikern – insbesondere aus den Reihen der Union, die diese Angstmache zuvor massiv mitbetrieben hatten.

Die Zeitung bittet die Ärztin darum, ein aktuelles Corona-Lagebild abzugeben. Angelique Coetzee rät dazu, noch abzuwarten: „Wenn wir jedoch bis Ende des Jahres keine fünfte Welle haben, dann ist der Zeitpunkt gekommen, um zu sagen: Nun sind wir in der Endemie.“

Und Coetzee regt weiter an, endlich zu lernen, „unseren gesunden Menschenverstand zu gebrauchen, wenn wir uns und die Menschen um uns herum schützen wollen. Wir müssen impfen, aber wir können uns nicht aus einer Pandemie herausimpfen.“ Die wichtigste Maßnahme angesichts einer pandemischen Welle sei es, Masken zu tragen und Abstand zu halten.

Sie betont: „Es wird einem Staat nicht helfen, die Grenzen zu schließen.“ Die ängstlichen Länder glaubten, sie täten etwas Gutes für die Allgemeinheit, aber tatsächlich schaffen sie damit keinen Mehrwert, ist sich die Ärztin sicher: „Es gibt viel Not da draußen. Es gibt viele Vorschriften, die keinen Sinn ergeben.“

Die südafrikanische Gesundheitsexpertin formuliert abschließend noch einen besonders scharfen Vorwurf. Sie behauptet, einige Wissenschaftler hätten nicht das Gemeinwohl im Sinn, sondern sich selbst. Die „Welt“ fragt nach: „Glauben Sie das wirklich?“

Die Antwort der Ärztin: „Ja, ich denke schon. Man muss sichergehen, dass sämtliche Wissenschaftler erklären, ob sie Verbindungen zu Pharmaunternehmen haben und ob sie finanziell belohnt werden, wenn sie bestimmte Produkte fördern. Man muss wissen, welche Interessen sie verfolgen. Dem Ziel, dass die Gesundheit der Bevölkerung an erster Stelle steht, muss alles untergeordnet werden.“

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine.

Alexander Wallasch ist gebürtiger Braunschweiger. Er schrieb schon früh und regelmäßig Kolumnen für Szene-Magazine. Wallasch war 14 Jahre als Texter für eine Agentur für Automotive tätig – zuletzt u. a. als Cheftexter für ein Volkswagen-Magazin. Über „Deutscher Sohn“, den Afghanistan-Heimkehrerroman von Alexander Wallasch (mit Ingo Niermann), schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Das Ergebnis ist eine streng gefügte Prosa, die das kosmopolitische Erbe der Klassik neu durchdenkt. Ein glasklarer Antihysterisierungsroman, unterwegs im deutschen Verdrängten.“

Bild: Screenshot GBNews
Text: wal

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