Tausende Trucker gegen die Corona-Maßnahmen „Freedom Convoy“ erreicht die kanadische Hauptstadt

Von Daniel Weinmann

Eine solche Demonstration gegen das Pandemie-Regime gab es bisher nie, der Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde scheint nur noch Formsache: Zwischen 20.000 (laut Polizei) und 50.000 (laut „Toronto Sun“) Lastwagen sind an diesem Wochenende nach rund 4.500 Kilometern quer durch Kanada in der Hauptstadt Ottawa eingetroffen, um gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften zu demonstrieren.

Empfangen wurde der rund 45 Meilen lange „Konvoi der Freiheit“ von rund 10.000 Demonstranten, die sich am Samstag bei Minustemperaturen zu Fuß vor dem Parlamentsgebäude versammelt hatten. Den ganzen Samstag über verstopften die Fahrzeuge die Straßen in und um das Parlament, die Luft war durchzogen von Dieselabgasen und dem Klang von Hupkonzerten.

Der Konvoi startete am vergangenen Sonntag in British Columbia als Reaktion auf die seit Mitte Januar von den USA und Kanada eingeführte Verordnung, nach der auch Trucker, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis präsentieren müssen.

Ungeimpfte kanadische Lkw-Fahrer müssen demnach bei Rückkehr aus den USA in eine zweiwöchige Quarantäne, während US-Fahrer ohne Piks erst gar nicht in den Ahornstaat einreisen dürfen. Die USA drohen bei Zuwiderhandlung mit einer dauerhaften Sperre. In den vergangenen Tagen hatte sich der Fokus der Lkw-Fahrer auf sämtliche staatliche Einschränkungen ausgeweitet.

Finanziert wurden die Kosten für Treibstoff und Verpflegung von den Protestorganisatoren Tamara Lich und B.J. Dichter, die über eine Crowdfunding-Aktion rund sechs Millionen Dollar an Spenden einsammeln konnten.

»Trudeau greift die persönliche Freiheit an«

Wie auch hierzulande bei vielen friedlichen Corona-Protesten wurde auch in Kanada die Polizei in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Offensichtlich sorgte sich die Regierung um ihren 50 Jahre alten Premier Trudeau und brachte ihn mit seiner Familie an einen geheimen Ort. Kaum überraschend angesichts des weltweiten Framings von Demonstranten als gewaltbereite Gruppierung wurden laut eines Tweets eigens Scharfschützen auf dem Dach des kanadischen Parlamentsgebäudes postiert. Das massive Aufgebot passte indes in keinster Weise zu der Einlassung von Trudeau, der die Trucker am Freitag als „kleine Randminderheit“ herunterzureden versuchte.

Einige konservative Politiker sind auf den Protestzug aufgesprungen, um gegen die Corona-Restriktionen der Trudeau-Administration zu mobilisieren. Andrew Scheer etwa, seit 2004 Parlamentsmitglied, verbreitete seine Sympathie für den Protest über Twitter so: „Vielen Dank an die Trucker! Trudeau greift die persönliche Freiheit an und bedroht die Möglichkeit, Lebensmittel zu kaufen, weil er mit seinen Impfvorschriften zu weit geht. Er ist die größte Bedrohung für die Freiheit in Kanada.“

Trudeau zeigt sich derweil unnachgiebig. Lauterbach-like kürt er Impfungen als wichtigstes Instrument, um Kanadas Wirtschaft in Schwung zu halten. Konservative würden mit ihrer Warnung vor Versorgungsengpässen grundlos Angst und Schrecken verbreiten.



Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Ainsley Moore/Shutterstock
Text: dw

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