Von Daniel Weinmann
Deutschland ächzt unter einem akuten Ärztemangel. „Uns werden die Ärzte ausgehen“, mahnte die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Ellen Lundershausen, bereits im Mai vergangenen Jahres auf dem 126. Deutschen Ärztetag. Es bestehe „enormer Handlungsbedarf“. Gleich mehrere gewichtige Gründe sprechen dafür, dass sich der Ärztemangel in den nächsten Jahren weiter vergrößern wird.
Einer ist die demografische Entwicklung. Die Generation der Babyboomer steht vor der Rente, schon bald werden die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen und eine riesige Lücke hinterlassen. Laut dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung werden bis 2035 Jahr für Jahr 9000 Ärzte aus ihrem Beruf ausscheiden.
Ebenfalls prekär: Immer mehr junge deutsche Mediziner emigrieren ins Ausland. Sie fühlen sich hierzulande nicht leistungsgerecht entlohnt und können aufgrund der enormen zeitlichen Belastung ihren Beruf nicht mit Familie und Freizeit vereinen. Zudem wollen sie dem extremen bürokratischen und administrativen Aufwand entkommen.
Steuerzahler müssen die Kosten schultern
Dies führte 2021 erstmals seit 2011 zu einem negativen Saldo bei den in die Bundesrepublik eingewanderten ausländischen Ärzten und den aus Deutschland abgewanderten Medizinern. Laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes wanderten 2021 (neuere Zahlen sind aktuell noch nicht verfügbar) 1.916 Mediziner aus, aber nur 1057 ein – ein Negativsaldo von 859 Medizinern.
Die hohen Ausbildungskosten tragen die Bundesländer – und somit letztlich die Steuerzahler. Denn Bildung ist Ländersache. Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge schlägt ein Medizinstudium mit durchschnittlich 266.000 Euro zu Buche.
Rechnet man die entgangenen Steuer- und Sozialversicherungsgewinne hinzu, vervielfacht sich dieser Betrag: Schon im Jahr 2010 bezifferte das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung diese Folgekosten für einen 30-jährigen Arzt, der Deutschland dauerhaft den Rücken kehrt, auf rund eine Million Euro.
Das Ausland freut sich über die gut ausgebildeten Mediziner
Teuer kommt die Steuerzahler auch der überdurchschnittlich hohe Frauenanteil zu stehen. Aktuell sind zwei Drittel aller Medizinstudenten Frauen. Viele davon sind junge Medizinerinnen, die angesichts von 24-Stunden-Schichten im Krankenhaus Beruf und Familie nicht unter einen Hut bringen können und sich lieber ins Familienleben zurückziehen.
Das Ausland freut sich über die gut ausgebildeten Ärzte. Besonders interessant sind unsere europäischen Nachbarn – allen voran die deutschsprachige Schweiz, in die 2021 laut der Statistik der Bundesärztekammer knapp 600 Mediziner auswanderten.
Das deutsche Gesundheitswesen hängt angesichts dieser Gemengelage mehr als je zuvor von der Zuwanderung ausländischer Mediziner ab, um die Versorgungslücke zu schließen. Eine weitere Facette des Fachkräftemangels also, der bislang nicht einmal ansatzweise durch Einwanderer gebremst werden kann. Im Gegenteil: Wie auf dieser Seite erst jüngst zu lesen war, haben von sämtlichen Zuwanderern, die seit 2015 nach Deutschland kamen, lediglich ein Drittel überhaupt einen Job, von dem sie sich selbst und ihre Familie unterhalten können.
Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Jeder, der kritisch berichtet, muss mit Psychoterror rechnen. Ich mache trotzdem weiter. Ich glaube, ich bin Ihnen das schuldig. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch sehr, sehr motivierend – sie zeigt einem, dass man nicht allein ist und gibt einem Kraft! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus!
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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