Von Daniel Weinmann
Vollständig geimpft oder genesen zuzüglich negativem Corona-Test – oder neudeutsch „2G-Plus“. Dies muss vorweisen, wer hierzulande feiern will. Für die Gesundheitsexperten der Regierung und deren Corona-Flüsterer ist dies der Königsweg, um die nächste Pandemie-Welle zu brechen.
So war es nur konsequent, dass auch in Köln für den Straßenkarneval im gesamten Stadtgebiet die 2G-Plus-Regel galt. Genesene oder zweifach Geimpfte brauchten einen aktuellen negativen Test oder eine dritte Impfung. In Kneipen mussten auch Geboosterte einen Test haben, Masken waren nicht obligatorisch. Geht es nach der Logik der Impf-Anhänger, sollte – so gerüstet – dem bedenkenlosen närrischen Treiben nichts entgegenstehen.
Doch die Bilanz gut eine Woche nach dem Rosenmontagsumzug sieht anders aus: Allein die Uniklinik Köln beklagt am Dienstag 748 infizierte oder in Quarantäne befindliche Bedienstete, 59 mehr als tags zuvor. Die Sieben-Tage-Inzidenz in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens erreichte Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge bereits am Montag den Wert von 2332,7 – und lag damit mehr als doppelt so hoch wie im NRW-Landesdurchschnitt. An diesem Dienstag setzte sich der massive Anstieg auf 2504,1 fort.
Die Impfung dient weder dem Eigen- noch dem Fremdschutz
Fragt sich: Ist dies wirklich der Königsweg, um die fünfte Welle dieser Pandemie zu brechen? Mit 2G-Plus zurück zur Freiheit – das Versprechen der Regierung läuft offensichtlich ins Leere. Vielmehr bestätigt sich, was zunehmend mehr Studien zeigen: 2G-Plus bietet allenfalls eine Scheinsicherheit. Die Impfung schützt weder vor Infektionen, noch hält sie Geimpfte davon ab, das Virus weiterzugeben.
Sie dient somit weder dem Eigenschutz noch dem Schutz Fremder – was zwangsläufig zur Implosion des Narrativs von den unsolidarischen Impfskeptikern führt. Unweigerlich drängt sich vor diesem Hintergrund die Frage auf: Ist die 2G-Plus-Regelung, die Geimpfte massiv bevorzugt, nur dafür da, um die Impfquote zu erhöhen?
Was früher den Ungeimpften angelastet wurde, nämlich die vermeidbare Belegung der Klinikbetten, erledigen in Köln derzeit die Geimpften: Operationen müssen verschoben werden. Nicht ohne Grund sieht die Uniklinik einen Zusammenhang mit den Karnevalstagen. „Wir müssen dieser Situation gegenwärtig mit Verschiebungen von planbaren Behandlungen begegnen“, sagte Klinikchef Edgar Schömig dem WDR.
Kanzler Scholz hält eisern an der Impfpflicht fest
Nach Ansicht des Vorsitzenden des Hausärzteverbandes Nordrhein, Oliver Funken, kommt der enorme Anstieg der Infektionszahlen „mit Ansage“: Früher sei nach der närrischen Zeit ein Anstieg der Grippewelle zu verzeichnen gewesen. In diesem Jahr sei wieder ein vermutlicher Karnevalseffekt in den Arztpraxen zu beobachten – dieses Mal durch Corona. Könnte COVID-19 also doch eine Spielart der gewöhnlichen Grippe sein?
In Österreich wurde gestern die allgemeine Impfpflicht ausgesetzt. Die Pflicht sei bei der vorherrschenden Omikron-Variante nicht verhältnismäßig, sagte Verfassungsministerin Karoline Edtstadler. Ein Vorbild für Deutschland? Bundeskanzler Olaf Scholz hält ungeachtet dessen am Ziel einer solchen Impfpflicht in Deutschland fest (reitschuster.de berichtete). Seine Begründung: „Wir brauchen die allgemeine Impfpflicht, um uns für den Herbst und Winter vorzubereiten.“
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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