71 Prozent der Russen befürworten den Krieg mit der Ukraine, wie aus zwei Umfragen einer Gruppe unabhängiger russischer Soziologen hervorgeht, wie das Internetportal „Ukrainskaja Pravda“ unter Berufung auf Radio Liberty meldet. Russen über 35 Jahren äußerten demnach häufiger Gefühle von Stolz, Respekt und Hoffnung, während Russen unter 18 Jahren eher zu Groll und Enttäuschung neigten. Jungen Russen macht der Krieg eher Angst. Befragte im Alter von 25 bis 44 Jahren berichteten häufiger über Gefühle der Beunruhigung und Angst. Insgesamt, in allen Altersgruppen, äußerten sich nur zwei von fünf Russen besorgt über den Krieg.
Vor allem jüngere Befragte in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen äußerten sich eher gleichgültig, was den Krieg angeht, der in Russland nicht als solcher bezeichnet werden darf und „Spezialoperation“ genannt wird. Mehr als die Hälfte der Befragten im Alter ab 55 Jahre unterstützen den Krieg.
In der Umfrage wurde auch nach den wichtigsten Informationsquellen gefragt. Drei Viertel der Russen erfahren demnach die Nachrichten über den Krieg bzw. die „Spezialoperation“ aus dem Fernsehen, 64 Prozent aus den staatlichen Fernsehsendern.
Auf die Frage, was für einen Eindruck das Vorgehen Putins auf sie mache, gab ein Drittel der Befragten an, sie seien fest davon überzeugt, dass der Präsident in ihrem Interesse handele. Insgesamt glaubt die Mehrheit der Russen, dass es gut wäre, wenn Putin so lange wie möglich Präsident bliebe. Diese Ansicht ist vor allem bei denen verbreitet, die sich im Fernsehen informieren. Russen, die sich beim Informieren auf persönliche Kontakte und digitale Plattformen verlassen, nehmen den Präsidenten anders wahr.
Die Umfragen wurden in Abständen von eineinhalb Wochen von Ende Februar bis Mitte März durchgeführt.
Die Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Umfrage zeigen, dass die Zahl der Befürworter der „militärischen Operation“ und der Unabhängigkeit der sogenannten Volksrepubliken DNR und LNR gestiegen ist. Gleichzeitig nimmt der Pessimismus über die persönliche finanzielle Situation aufgrund der Sanktionen zu. „Es wird darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse der zweiten Umfrage unter Berücksichtigung der verstärkten Kontrolle des russischen Staates über die Medien und die freie Meinungsäußerung sowie möglicher Ängste und Vorurteile interpretiert werden sollten“, schreibt die „Ukrainskaja Pravda“.
Dieser Hinweis ist besonders wichtig, da Soziologen darüber streiten, inwieweit Umfragen in autoritären Staaten überhaupt aussagekräftig und sinnvoll sind. Selbst in Staaten mit einem repressiven Meinungsklima wie in Deutschland gibt es erhebliche Zweifel an der Aussagekraft von Umfragen.
Bild: Screenshot/Ukrainskaja Pravda
Text: red
mehr zum Thema auf reitschuster.de