Von Kai Rebmann
Der Mensch ist, was er isst! Diese Weisheit wird dem Philosophen Ludwig Feuerbach zugeschrieben und könnte schon bald eine ganz neue Bedeutung erfahren. Per Leserzuschrift erreichte uns der Hinweis, dass Insekten – oder deren Erzeugnisse – schon heute sehr regelmäßig in Lebensmitteln verarbeitet werden. Das hat uns dazu bewogen, der Sache auf den Grund zu gehen und sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.
Bereits vor eineinhalb Jahren haben wir in mehreren Artikeln über Pläne der EU berichtet, bestimmte Insekten als offizielles Lebensmittel zuzulassen, insbesondere in Backwaren (siehe hier und hier). Anders als damals taugen die aktuellen Hinweise zwar nicht zum unappetitlichen Skandal, für eine Entwarnung besteht aber ebenfalls kein Anlass – und das aus mehreren Gründen.
Aber der Reihe nach: Bei den angeprangerten Zusatzstoffen geht es um Karmin und Schellack. Karmin ist ein aus der verarbeiteten weiblichen Cochenilleschildlaus gewonnener Farbstoff, der in Deutschland schon seit über 60 Jahren als Zusatzstoff in Lebensmitteln zugelassen ist und in den Zutatenlisten inzwischen die Verkehrsbezeichnung E 120 trägt.
Schellack (E 904) wird hingegen „nur“ aus den Erzeugnissen, sprich den Ausscheidungen der Schildlaus gewonnen und ist insbesondere als harter Überzug von Kaugummis oder Schoko-Bonbons bekannt. Es verhält sich damit also in recht vergleichbarer Weise wie mit dem Waldhonig, der auf Grundlage von Honigtau hergestellt wird.
WEF und EU forcieren Insekten in Lebensmitteln
Dennoch wird sich in Zukunft ein Blick auf das Kleingedruckte auf den Verpackungen von Lebensmitteln bzw. die entsprechende Zutatenliste lohnen. Denn weder die EU noch das Weltwirtschaftsforum (WEF) machen ein großes Geheimnis daraus, wie der humane Speiseplan der Zukunft aussehen soll – natürlich nur zu unserem Besten und vor allem zum Wohle des Klimas!
Bereits beim WEF 2022 in Davos haben sich die Eliten unserer Gesellschaft einer Agenda verschrieben, die Insekten schon bald zum essentiellen Bestandteil unserer Ernährung machen sollen. Grillen, Ameisen und Mehlwürmer werden darin sogar als besonders „protein- und kalorienreiche Stars in der Welt des Insektenkosmos“ bezeichnet.
Hinter nur ein wenig vorgehaltener Hand wird mit dem Ende der Menschheit, wie wir sie kennen gedroht, falls der Umstieg auf Insekten als grundlegendes Lebensmittel bis spätestens zum Jahr 2050 ausbleiben sollte: „Um langfristig zu überleben, müssen wir unsere Nahrungsmittelproduktion steigern und gleichzeitig unsere CO2-Emmissionen senken. Die Antwort erfordert echte Innovationen in der Lebensmittelproduktion und in unserer Einstellung zu Lebensmitteln.“ Und dieser Gamechanger sollen – richtig geraten – Mehlwürmer, Heuschrecken und Co sein!
Studie spricht klare Sprache
Damit es mit dieser zu ändernden Einstellung zu Lebensmitteln auch wirklich klappt, wird auf mehreren Ebenen operiert und einmal mehr „die Wissenschaft“ ins Feld geführt. Es werden allerlei Studien in Auftrag gegeben, die in letzter Konsequenz auch mit deutschem Steuergeld bezahlt werden. So wie etwa dieses Forschungsprojekt unter Federführung der TU Berlin.
Darin galt es, die Essgewohnheiten in Deutschland, Portugal und Italien zu untersuchen, zumindest vordergründig. Der Grad der Ablehnung von Insekten in Lebensmittel – und zwar länderübergreifend – wird schon in einer Aussage von Studienleiterin Mariam Nikravech überdeutlich. Demnach seien die Befragten nicht nur nicht bereit, Geld für aus Insekten hergestellte Lebensmittel auszugeben: „Ganz im Gegenteil: Sie sind sogar der Meinung, dass es einen finanziellen Anreiz oder eine Art Prämie geben sollte, damit man zu insektenbasierten Lebensmitteln greift.“
Das Dschungel-Camp, die Impfzentren oder auch die E-Auto-Prämie lassen freundlich grüßen. Demzufolge ging es für die Forscher im weiteren Verlauf auch nicht mehr so sehr darum, zu vertiefen, was Deutsche, Portugiesen oder Italiener von Krabbelgetier in ihrem Essen halten – sondern vielmehr um die Frage, was man diesen bieten müsse, um sie dennoch vom Konsum von Insekten zu begeistern:
„Die Ergebnisse unsere Stichprobe haben Befunde anderer Befragungen hinsichtlich der geringen Akzeptanz in Europa bestätigt. Wir wollten jedoch auch herausfinden, ob und wie man die Akzeptanz erhöhen könnte.“
Nikravech spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten „Hebeln“. Neben „zusätzlichen Informationen“, etwa darüber, dass Insekten aus gesundheitlicher Sicht absolut unbedenklich seien, sei es wichtig, dass die Skeptiker „in Kontakt kommen mit insektenbasierten Lebensmitteln und die Möglichkeit haben, es zu kosten“.
Auf Zutatenliste und E-Nummern achten
Ferner wurden die Befragten in den drei Ländern mit dem Argument – oder besser: der Behauptung – konfrontiert, dass „insektenbasierte Lebensmittel Ausdruck eines modernen städtischen Lifestyles“ seien. Doch auch diese steile These hat nur den wenigsten Teilnehmern aus Deutschland, Portugal und Italien eine Zustimmung entlocken können. Ganz offensichtlich ziehen diese es im Zweifelsfall lieber vor, in den Augen der Ernährungs-Ideologen eben als rückständige Bauern durchzugehen…
Dieses Beispiel zeigt, dass in der westlichen Esskultur keinerlei Bedarf nach Insekten in Lebensmitteln besteht – was diese über kurz oder lang wohl kaum vor entsprechenden Einflüssen schützen wird. Denn nicht nur Aluhut-Träger wissen: was auf dem WEF in Davos besprochen wird, wird eher früher als später in der einen oder anderen Form auch kommen.
Ein genauer Blick auf die Zutatenlisten von verpackten Lebensmitteln, insbesondere wenn diese unbekannter Herkunft sind, kann sich in Zukunft also lohnen. Dasselbe gilt für eine Auseinandersetzung mit den oft ominösen E-Nummern und der Frage, was genau sich jeweils dahinter verbirgt. Ansonsten besteht tatsächlich die Gefahr, dass uns Insekten – gewollt oder ungewollt – unter das Essen gemischt werden.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Screenshot Youtube-Video „XX-XY Athletics“Bitte beachten Sie die aktualisierten Kommentar-Regeln – nachzulesen hier. Insbesondere bitte ich darum, sachlich und zum jeweiligen Thema zu schreiben, und die Kommentarfunktion nicht für Pöbeleien gegen die Kommentar-Regeln zu missbrauchen. Solche Kommentare müssen wir leider löschen – um die Kommentarfunktion für die 99,9 Prozent konstruktiven Kommentatoren offen zu halten.
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