Von Daniel Weinmann
Zu den Hochzeiten der „Pandemie“ wurden die unterschiedlichen Coronavirus-Varianten nach dem griechischen Alphabet benannt. Delta, Delta Plus und Omikron bleiben vermutlich unvergessen. Heute hingegen verbreitet „Pirola“ als Omikron-Subvariante Angst und Schrecken. Dahinter verbirgt sich ein Asteroid, der am 28. Oktober 1927 vom deutschen Astronomen Karl Wilhelm Reinmuth entdeckt wurde.
Die – wie könnte es anders sein – „hoch ansteckende“ Variante ist längst in aller Warner Munde. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach ließ es sich nicht nehmen, davor zu warnen. In Österreich sind in der vergangenen Woche laut der dortigen Gesundheitskasse 41.690 Personen mit Covid-19 krankgeschrieben worden.
Für Schnappatmung bei den alpenländischen Gesundheitsexperten sorgt die ansteigende Kurve des Corona-Abwassermonitorings. Sie signalisiert, dass „Pirola“ an Wachstum gewinnt. „Wir sehen, dass die Pirola-Varianten an Wachstum gewinnen, was darauf hindeutet, dass die Infektionswelle noch länger anhalten wird“, brachte der Immunologe Andreas Bergthaler gegenüber „Ö1“ die Lage auf den Punkt.
Steilvorlage für Karl Lauterbach
Damit steigt seiner Ansicht nach auch die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung – außer wenn man Schutzmaßnahmen ergreift. Für sinnvoll hält Bergthaler neben dem Masketragen auch, Testmöglichkeiten anzubieten und – wen wundert’s – einen erleichterten Zugang für Impfungen zu schaffen. Die Anzahl der bisher in diesem Jahr verimpften Dosen sei verschwindend gering.
Der Wissenschaftler spricht von einer „Welle, die in der Form und in der Höhe in der Pandemie wahrscheinlich bisher noch nicht zu sehen war“ – und hat einen Vorschlag, der Karl Lauterbach vermutlich vor Neid erblassen lassen wird: Bergthaler bringt die Erstellung eines täglich abrufbaren „Viruswetterberichts“ ins Spiel. Die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, hänge nämlich von unterschiedlichen Einflussfaktoren ab. Dazu zählt für ihn nicht nur, ob man sich in einem Innenraum aufhält und mit wie vielen Personen man sich dort befindet, sondern auch die Wetterlage.
Unterstützt sieht sich der Virologe und Immunologe von der EU. Sie hege den Wunsch, alle Daten zu verknüpfen und – ähnlich wie bei einem Wetterbericht – zu warnen, ob für die kommenden Tage ein besonders hohes Infektionsrisiko bestehe. Auf diese Weise, glaubt Bergthaler, ließe sich eine gute Entscheidungsgrundlage für persönliche Vorsichtsmaßnahmen generieren. Zumindest eine Voraussetzung sieht er für den „Viruswetterbericht“: Die epidemiologischen Daten müssten „möglichst genau“ vorliegen, damit man daraus die Wahrscheinlichkeit berechnen könne, wie groß das Infektionsrisiko derzeit gerade sei.
US-Wissenschaftler arbeiten bereits an einer App, die infektiöse Menschen identifizieren kann
Man fühlt sich an die „Corona-Ampel“ erinnert, die als „Werkzeug zur Einschätzung der epidemischen Lagen auf Basis von Schlüsselfaktoren“ verbrämt wurde. Sie zeigte tagesaktuell die Entwicklung des Infektionsgeschehens in allen deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten an und war Grundlage für das verpflichtende Tragen von Masken, Homeschooling und vielen weiteren Maßnahmen.
Nachtigall, ick hör dir trapsen: Sollte der „Viruswetterbericht“ tatsächlich eingeführt werden, stehen verpflichtenden Corona-Maßnahmen wie zu Zeiten der „Pandemie“ Tür und Tor offen. Denn Karl Lauterbach und seine Mitstreiter dürften kaum der Versuchung widerstehen können, dies zu einem neuen Drangsalierungsinstrument unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes mutieren zu lassen. Der Lockdown lässt grüßen.
Blickt man in die USA, werden wir nicht mehr allzu lange auf den „Viruswetterbericht“ warten müssen. Im Land der (un)begrenzten Möglichkeiten arbeiten Wissenschaftler schon seit September vergangenen Jahres daran, eine neue App zu entwickeln, die infektiöse Menschen identifizieren kann.
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