Union und Grüne mal ganz anders – und zwar in einfacher Sprache. „Die Menschen haben viele schlimme Probleme“

Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen

Wahlprogramme in einfacher Sprache zu formulieren, stellt sicher eine Herausforderung dar. Diese aber so schlecht zu bewältigen, wie es Beispiele der Union aus dem Bundestagswahlkampf 2013 zeigen, signalisiert ein gewisses Desinteresse. Es gibt jedoch eine Entwicklung, hin zur Beherrschung der leichten Sprache, die man am Beispiel der Union und ihren Wahlprogrammen erkennen kann.

Zur Bundestagswahl 2013 las sich das einfache Programm der CDU/CSU noch so.

Vergemeinschaftung von Schulden in der EU

„Manchmal leiht sich ein Land zu viel Geld.

Das Land kriegt dann vielleicht Probleme.

Zum Beispiel:

Das Land kann das Geld nicht zurückzahlen.

Dann bezahlen andere Länder Geld,

um dem Land zu helfen.

Diese Länder haben dann selbst kein Geld mehr.

Dann gibt es immer mehr Probleme.

Das finden wir schlecht.“

Schön formuliert, aber rückblickend leider ganz falsch. Die Zeche der Eurokrise haben nämlich die Sparer gezahlt und nicht die Länder. Die Sparer werden heute sogar mit Negativzinsen enteignet, weil die EZB die Vergemeinschaftung der Schulden längst umgesetzt hat.
In einfacher Sprache ausgedrückt, ist das mühsam erarbeitete Geld dadurch verdammt wertlos geworden.

Die Inflation

Das wollte die Union 2013 wohl nicht. Denn sie schrieb in ihrem Programm.

„Die Preise in Europa sollen gleich bleiben.

Zum Beispiel für Brot.

Oder für Benzin.

Und nicht immer anders werden.

Dann sind die Preise sicher.

Das schwierige Wort für sicher ist stabil.

Die Preise sollen stabil sein.

Dafür setzen wir uns ein.“

Ja, die Preise! Wie schön, wenn sie stabil geblieben wären und alle Menschen noch ihre Miete zahlen könnten, junge Familien sich noch Wohneigentum kaufen könnten und die Bauern noch, dringend benötigte, Felder dazukaufen könnten.

Aber das hat die Union 2013 auch nicht versprochen, nur, dass die Preise für Brot und Benzin stabil bleiben und die sind ja stabil geblieben!

Die Banken

„Die Banken in Europa sind wichtig.

Weil viele Menschen Geld sparen.

Bei der Bank.

Die Banken sollen auf das Geld

gut aufpassen.

Wir wollen

die Banken besser überwachen.

Damit das Geld sicher ist.“

Das Geld ist sicher, was fällt einem heute dazu ein? Doch eher, dass das Geld sicher bald weg ist, oder? Negativzinsen, Werteinflation und Angriffe auf das Bargeld sprechen, acht Jahre später, doch eine ganz andere Sprache. Eben auch in leichter Sprache.

Aber Schwamm drüber. Schauen wir uns die Migrationspolitik in einfacher Sprache an und zwar im Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2017.

Dort heißt es:

„Manche Menschen kommen nach Europa,

obwohl sie nicht die Erlaubnis haben.

Das heißt: illegale Einwanderung.

Die illegale Einwanderung soll aufhören.

Dafür muss Europa die Grenzen schützen.

Und Europa muss Regeln mit anderen Ländern vereinbaren.

Menschen, die in großer Not sind,

muss Europa Schutz bieten.

Dabei sollen alle Länder in Europa helfen.

Leider kommen auch Verbrecher nach Europa.

Oder Terroristen.

Terroristen tun anderen Menschen Gewalt an.

Weil sie glauben, das ist gut für ihre Religion.

Oder für ihre Ideen, wie man leben soll.

Gegen Verbrecher und Terroristen

muss Europa sich schützen.“

Eigentlich sind das die identischen Forderungen, die auch die AfD seit Längerem in ihrem Programm hat. Übrigens auch die FPÖ in Österreich und verschiedene andere, so genannte rechtspopulistische Parteien.

Da hat die Kanzlerin in den letzten Jahren wohl etwas nachjustiert?

Nein, hat sie nicht. Das Programm ist grundsätzlich gleich geblieben, nur dass es in komplizierter Sprache etwas anders klingt (das Programm in leichter Sprache der Union 2021, liegt aktuell nicht vor).

„Unsere Politik steht daher im Zeichen einer wirksamen Ordnung und Steuerung von Migration. Das bedeutet: Wir wollen keine illegale Migration und Ausreisepflichten durchsetzen.“

Ob sich Armin Laschet schon mal mit den Grünen darüber unterhalten hat? Die halten solche Aussagen nämlich für „rechtspopulistisch“.

Was populistisch ist, definieren die Grünen auch in leichter Sprache, wie beispielsweise bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg in diesem Frühjahr:

„Wir sind ganz klar gegen Populismus.

Populismus ist eine Art von Politik.

Die Politiker sagen dann:

Die Menschen im Land haben viele schlimme Probleme (vielleicht mit Ausländerkriminalität? Anm. der Verfasser). Und nur wir können diese Probleme lösen.

Wir haben ganz einfache Lösungen (wie die Union, die keine illegale Migration mehr will und Ausreisepflichten durchsetzen möchte? Anm. der Verfasser)

Aber dabei vergessen diese Politiker:

Viele Probleme sind kompliziert. (Ja, ja, ja, leichte Sprache ist populistisch. Anm. der Verfasser)“

Gegen jede Polarisierung sind die Grünen übrigens auch:

„Und wir sind ganz klar gegen Polarisierung.

Polarisierung bedeutet:

Ein Mensch will die Menschen auseinanderbringen.

Das macht dieser Mensch so:

Dieser Mensch verstärkt Meinungs-Unterschiede.“

Die Meinungsunterschiede sind also das Problem! Jetzt wissen wir, dass wir die Demokratie über Jahrzehnte völlig falsch verstanden haben. Die leichte Sprache der Grünen bringt es an den Tag.

Seien wir ehrlich! In einfacher Sprache ist die Union für die Grünen eine rechtspopulistische Partei und kein möglicher Koalitionspartner. Wie sie das Problem lösen wollen, weiß noch keiner.

Vermutlich mittels einer hochkomplizierten Sprache, die die unseligen Meinungsunterschiede verschleiert. Alles andere wäre ja populistische Polarisierung!

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

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Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“. Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.

Bild:
Text: Gast
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