Heute Morgen lief es mir bei der Sichtung meiner Korrespondenz eiskalt den Rücken herunter. Von einem Verwaltungsangestellten (m/w) aus Augsburg erhielt ich eine Nachricht, die es in sich hat.
Der Mann ist völlig empört, weil er wie alle seine Kollegen in der Verwaltung von der CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber einen Brief bekommen hat, der explizit, mit kaum verhohlenem Druck, zur Teilnahme an den Demos gegen die Opposition am kommenden Wochenende aufruft. Dass die Oberbürgermeisterin aus den Reihen der Union stammt, gibt dem ganzen noch einen besonderen Beigeschmack.
In dem Schreiben wird explizit auf die angeblichen „Enthüllungen“ des staatsfinanzierten Medienhauses „Correctiv“ hingewiesen. Es heißt dort unter anderem, angesichts von „demokratiefeindlicher und menschenfeindlicher Bestrebung“ sei es „wichtig, sich zu positionieren. Als Bürgerinnen und Bürger, aber insbesondere auch als Mitarbeitende einer öffentlichen Verwaltung.“
Weiter steht da: „Als Stadtverwaltung sind wir eine wichtige Säule der Demokratie. Wir setzen uns tagtäglich für ein funktionierendes Gemeinwohl ein. Mehr denn je sind auch wir gefragt, sie aktiv zu verteidigen und zu stärken. Deshalb rufe ich Sie alle dazu auf, sich an der Demonstration für unsere Demokratie am 3. Februar am Rathausplatz zu beteiligen.“
Sodann wird die Aufforderung noch drastischer: „Unsere Präsenz bei dieser Veranstaltung sendet ein starkes Signal“, heißt es da. Und: „Zeigen wir gemeinsam, dass wir als Verwaltung für eine offene, demokratische und tolerante Gesellschaft einstehen“.
In der Augsburger Stadtverwaltung geht nun die Angst um. Wer nicht brav mitmacht und demonstrieren geht, muss Angst haben, gemobbt zu werden. Ähnliche Schreiben gibt es massenhaft in Behörden, Schulen, Firmen. Es ist der Geist der DDR, der aus ihnen spricht (siehe hier).
Verwaltungsangestellte unter Druck zu setzen, für die Regierung gegen die Opposition zu demonstrieren, und das damit zu begründen, sie müssten „für eine offene, demokratische und tolerante Gesellschaft einstehen“, ist an Zynismus kaum zu überbieten.
Aber angesichts der Massenhysterie, die in Deutschland geschürt wird, scheint das vielen nicht mehr aufzufallen.
Professor Stefan Homburg schrieb auf „X“: „Gustave Le Bon lehrte, wie Regierungen die Massen mit simplen Mitteln entfesseln können. Nach langer Zeit erleben wir das in Deutschland leider erneut. Ein abgehörtes Privattreffen reicht, schon sind Wohnungsnot, Inflation, Degrowth und Massenimmigration vergessen. Laut Le Bon sind aufgestachelte Massen impulsiv, leichtgläubig, besessen von schlichten Ideen, intolerant und diktatorisch. Seine Einsicht, dass Menschen stärker von Unbewusstem als von Vernunft gesteuert werden, griff später Sigmund Freud auf.“
Homburg unterstreicht seine These mit dem Bild von einer Demo, auf der ein Teilnehmer ein Spruchband mit dem Ruf nach einer ‚alternativlosen Demokratie‘ hält. Der Professor: „Das ulkige Plakat unterstreicht diese Einsicht.“
Le Bons Klassiker ist ein Muss, wenn man verstehen will, was heute passiert (zu bestellen für nur 4,99 Euro hier). Ein Leser schrieb mir: „Ich habe das Buch im März 2020 gelesen, danach hatte ich keine weiteren Fragen mehr. Wer es noch nicht kennt, es ist eine echte Leseempfehlung. Aktuell wie nie, man braucht allerdings heute noch stärkere Nerven als vor 4 Jahren …“
Aber zurück zu der besagten Stadtverwaltung. Parallel zum Aufruf bzw. der Aufforderung, zur Demo zu gehen, bekamen die Mitarbeiter der Verwaltung auch noch einen Aufruf, „verdächtiges Verhalten“ in Sachen Verfassungstreue der Verwaltung zu melden – auch online. Dazu bekam jeder sogar extra ein Formular. Laut meinem Informanten gibt es solche Aufrufe auch in anderen Stadtverwaltungen.
Das ist der Geist totalitärer Systeme, wie er im Buche steht. Ich schreibe bewusst nicht „autoritärer Systeme“, da denen die Weltanschauung ihrer Bürger oft egal ist, wie etwa im heutigen Russland.
Besonders irre: Während etwa im vorliegenden Fall die Oberbürgermeisterin nicht einmal den Anschein wahrt, politisch neutral zu sein, wie das ihr Amt zwingend vorschreibt, will Berlins unionsgeführter Senat ein Strafverfahren gegen einen Feuerwehrmann auf den Weg bringen.
Dessen Verbrechen darin besteht, in Uniform demonstrierenden Bauern zugejubelt zu haben.
Die Teilnahme von Kanzler und Minister und das Ausüben von Druck auf Mitarbeiter, zu demonstrieren, scheint dagegen niemanden im polit-medialen Komplex zu stören.
Man kann hier nur den Maler Max Liebermann zitieren: „Ick kann janich so viel fressen, wie ick kotzen möchte!“
PS: Beide Schriftstücke liegen mir vor, da der Angestellte aber Angst hat, dass sie Rückschlüsse erlauben, verbreite ich sie auf seinen Wunsch hin nicht.
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