US-Wahl: Deutsche Medien erneut blamiert Nach Fehlprognosen jetzt Hyperventilation

Es ist das schlimmste Szenario: Dass die US-Wahlen Spitz auf Knopf ausgehen und bis zur letzten Sekunde unklar bleibt, wer gewinnt und die größte Volkswirtschaft der Erde in den nächsten vier Jahren führen wird. Und dass sofort von Wahlbetrug die Rede ist. Der amtierende Präsident Donald Trump brachte diesen Vorwurf ins Spiel angesichts der vielen Briefwahlstimmen, die spät  bzw. noch nicht gezählt sind und jetzt noch die Ergebnisse verändern und Trumps hauchdünnen Vorsprung schmelzen lassen. Der Amtsinhaber sagte, er sehe sich als Wahlsieger und kündigte an, die Auszählung der vorab abgegebenen Stimmen vor dem Obersten Gericht anzufechten bzw. zu versuchen, sie stoppen zu lassen.

Die deutschen Medien hyperventilierten fast quer durch die Bank. Sie scheinen dabei nichts aus ihren eklatanten Fehlern vor vier Jahren gelernt zu haben. Schon damals war sich das Gros der deutschen Journalisten sicher, dass Hillary Clinton einen klaren Sieg einfahren werde. Auch bei diesen Wahlen erlagen viele Journalisten wieder der Versuchung, ihr Wunschdenken als Realität wahrzunehmen. Und sich ganz auf die Umfragen zu verlassen, die ebenso wie vor vier Jahren eben kein realistisches Bild wiedergeben. Was wohl erneut damit zu tun haben dürfte, dass viele Wähler sich bei Befragungen scheuen, offen ihre Sympathie für Donald Trump zu bekennen. Vielen Journalisten scheint es so zu gehen wie ZDF-Redakteur Jörg Thadeusz: Der bekannte ganz offen seine Enttäuschung. Er habe eine deutliche Welle für Biden erwartet, so der Journalist. Hieß es vor der Wahl erst noch bei vielen, ein Erdrutschsieg Bidens stünde bevor, schrieben sie nun, „wie erwartet“ gebe es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Motto: „Was schert mich mein Geschwätz von gestern!“

Der Spiegel titelt: „Der Antidemokrat“. Und weiter: „Donald Trump erklärt sich vorzeitig zum Sieger. Die weitere Auszählung von Hunderttausenden Stimmen will er gerichtlich stoppen lassen. So gerät die Wahl zur Farce.“ Das ist Unsinn. Egal was Trump tut, die Wahl als solche wird dadurch nicht zur Farce. So etwas zu schreiben ist Missachtung der Demokratie – also genau das, was der Autor Trump vorwirft. Eine Farce dagegen ist die Berichterstattung vieler Medien über die USA seit mindestens vier Jahren, in denen sie unter dem Deckmantel von Journalismus Agitation betreiben und Trump konsequent verteufeln. Dass unsere Medien auch bei der Wahl nicht einmal den Anschein von Unparteilichkeit an den Tag legen würden, war klar. Sie erläutern etwa nicht, dass sich Trump nicht förmlich zum Wahlsieger erklärt hat. Seine aufbrausende Aussage erinnert eher an das Verhalten von Gerhard Schröder nach seiner Wahlniederlage 2005 in der „Elephantenrunde“. So etwas macht man nicht. Aber ihn deswegen sofort zum „Antidemokraten“ zu stempeln, ist Polemik pur.

Auch Trumps Ankündigung, vor den Obersten Gerichtshof zu ziehen, um die Auszählungen stoppen zu lassen, mag man mit Recht kritisieren, und sie mag auch politisch ein Fehler sein. Aber was deutsche Medien daraus machen, ist atemberaubend. „Jetzt ist es nicht mehr nur Wahlkampfgetöse eines Kandidaten. Jetzt ist es der Versuch eines amtierenden Präsidenten, die Auszählung zu stoppen, um sich die Wiederwahl zu sichern“, schreibt die einst konservative Frankfurter Allgemeine. So als ob Trump im Stile eines Autokraten Anweisungen zum Stoppen der Zählung gegeben hätte. Er kündigte lediglich an, die Gerichte einzuschalten. Und das ist in einem Rechtsstaat immer und überall jedermanns Recht.

Aber dieses Systemversagen im fernen „Germany“ ist nur ein Nebenaspekt in diesen dramatischen Momenten. Die ohnehin tief gespaltene Amerika steht vor einer gigantischen neuen Zerreißprobe. Die könnte dramatisch ausfallen und schwerwiegende Folgen auf die innere Stabilität der Weltmacht haben. Im Vergleich zu dem, was nun bevorsteht, könnte die monatelange Hängepartie bei den Wahlen 2000 zwischen Al Gore und George W. Bush wie ein Kindergeburtstag wirken.

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Bild: Marvin Ruiter/Shutterstock
Text: br
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