Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat nochmal ein paar begleitende Worte zur anlaufenden Freibadsaison in der deutschen Hauptstadt gesprochen. Denn irgendwann werden die Temperaturen, die heute am Morgen – Mitte April – übrigens nur knapp über dem Gefrierpunkt lagen, wieder steigen. Und dann geht es los.
Die Badegäste dürfen sich in diesem Jahr auf eine neue Innovation freuen: eine „Hilferuf“-App.
Die steht demnächst den Besuchern der Bäder in Neukölln und Pankow zur Verfügung, um Wachleute zu alarmieren, die bedrängten Badefreunden und Badefreundinnen zur Hilfe eilen sollen. Das ist nämlich in Berlin gar nicht so einfach mit der Hilfe, weil die Gelände oftmals so groß sind, dass Hilfe erst am Ort des Geschehend eintrifft, wenn es schon vorbei ist, das Geschehen.
Die Bäderverwaltung teilt erklärend mit: „Durch das Aufeinandertreffen der verschiedensten Badegäste in den Bädern der BBB können kritische und sicherheitsrelevante Situationen entstehen.“
Und wenn ein Badefreund die App noch drücken kann, eilt dann das Sicherheitspersonal zur Hilfe: „Mittels Ortungstechnik soll der Sicherheitsdienst zum genauen Standort geleitet werden, um schnell zu helfen.“ Ob dann über jedem Freibad ein Satellit schwebt, wir wissen es nicht.
Aber dass im Jahr 2024 Freibäder zu Hochsicherheitsanstalten ausgebaut werden müssen, weil nicht näher beschriebene „Personen“ aus dem Ruder geraten, ist ein Skandal ohnegleichen. Denn natürlich weiß jeder, um welche Kategorie „Badegäste“ es sich handelt, die Bademeister verprügeln und mit Messern zum Badespaß erscheinen.
Seit vergangenem Jahr gilt in Berlin eine Ausweispflicht für Badegäste. Bevor sie reingehen, werden ihre Ausweise oder der Führerschein kontrolliert.
„Bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung im Columbiabad in Berlin-Neukölln sind elf Menschen verletzt worden. Dabei ist eine Gruppe von Badegästen mit Reizgas und Schlagwerkzeugen gezielt auf Sicherheitskräfte losgegangen und hat auch andere Badegäste verletzt, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Drei Männer im Alter von 19, 23 und 24 Jahren wurden nach dem Vorfall vom Dienstagabend vorläufig festgenommen.“(Pressebericht „Stern“ vom 20. Juli 2022).
Das Neuköllner Columbia-Bad hat im vergangenen Jahr bundesweit traurige Berühmtheit erlangt, das Sommerbad Pankow ist nicht so berühmt, aber in Berlin ebenso berüchtigt für Massenschlägereien zwischen Personengruppen, für Großeinsätze der Polizei, Räumungen und Schließungen.
An den Eingängen zu den Freibädern sind jetzt neu Videokameras installiert worden, an den Eingängen stehen Mannschaftswagen der Polizei. Bis zu 170 private Wachleute waren im vergangenen Jahr auf Kosten der Steuerzahler am Wochenende im Einsatz um die Freibäder halbwegs unter Kontrolle zu halten. 1,5 bis zwei Millionen Euro kostet der zweifelhafte Badespaß pro Saison.
Und wenn Sie wagen auszusprechen, warum diese Zustände herrschen und über was für Personengruppen wir sprechen, klar, das sind Sie rechtsextrem.
Die Freibäder in Berlin, in die kaum noch jemand von den Bürgern geht, die diesen ganzen Irrsinn bezahlen müssen, sind nur ein kleiner Bereich dessen, was in dieser Stadt und in immer größeren Teilen unseres Landes aus dem Ruder läuft. Die CDU führt jetzt die Berliner Regierung – woran merken Sie das eigentlich? Kommt Kai Wegner mal zum Baden dort vorbei?
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem neuen Portal kelle-aktuell.de erschienen.
Bild: Screenshot Youtube-Video BILD