Vorwärts, Genossen!

Geht es Ihnen auch so, dass Sie wie in einer Dauerschleife das Gefühl haben, eigentlich könne es gar nicht mehr schlimmer und absurder kommen? Und sie dann an Tagen wie diesen fast im Stundentakt das Gefühl haben – das kann doch gar nicht sein, dass da jetzt noch eins oben drauf gesetzt wird?Ich fühle mich wie in einem der besten Aussprüche des jüdisch-russisch-ukrainischen absurden Humors, den ich in 16 Jahren in Moskau kennen und lieben gelernt habe – und den ich Ihnen noch vor ein paar Jahren nie zugemutet hätte, weil man ihn damals wohl westlich der Ukraine nicht verstanden konnte. Heute, glaube ich, leider, leider, werden Sie ihn verstehen:

„Ich stehe auf dem Asphalt, und habe meine Ski angeschnallt.

Aber irgend etwas stimmt nicht – die Ski fahren nicht.

Entweder müssen die Ski kaputt sein.

Oder ich habe den Verstand verloren“.

Was in Deutschland passiert, ist so abwegig, so absurd, dass es rational nicht mehr zu erklären ist. Und doch hat es System. In zwei Sätzen zusammengefasst: In Thüringen haben erst die Falschen den Richtigen gewählt. Dann ist die Kanzlerin gekommen, und nun müssen die Richtigen den Falschen wählen!

Ich erspare Ihnen, die ganzen Absurditäten noch einmal aufzuzählen. Nur die Gravierendsten, und ganz kurz:

Eine Bundeskanzlerin fordert, eine Wahl zu korrigieren, bei der ein Oppositionspolitiker zum Regierungschef gewählt wurde. Zum ersten Mal seit 1945 nehmen sodann Schlägertruppen im verdächtigem Gleichtakt mit der Regierung durch Gewaltdrohung maßgeblich Einfluss auf Politik. Die Medien schweigen. Kein Aufschrei. Die Familie des gewählten Oppositonspolitikers muss unter Polizeischutz gestellt werden. Politiker der Oppositionspartei aus der Mitte werden als Nazis beschimpft (etwa mein Freund Michael Rubin, FDP-Mitglied in Frankfurt, Sohn von Holocaust-Überlebenden und oft Opfer von antisemitischen Anfeindungen).

Später stellt sich heraus, Merkel, die gar nicht mehr Chefin der CDU ist, soll Lindner faktisch erpresst haben, alle Koalitionen der Partei, in der sie kein Amt hat, mit den Liberalen zu beenden, wenn der Ministerpräsident von der Opposition in Thüringen nicht zurücktritt.

 

Ein CDU-Politiker, der dem FDP-Mann gratulierte, wird als Ostbeauftragter der Bundesregierung gefeuert, eine CSU-Politikerin kommt der Verstoßung nur durch ein öffentliches Bekunden von Reue zuvor.

Der FDP-Ministerpräsident beugte sich dem Druck, tritt zurück. Hatte er zuvor noch angekündigt, alle Bezüge als Regierungschef für die Opfer des Stalinismus zu spenden, so sagt er am Tag darauf, er werde sie an die Staatskasse zurückzahlen. Wurde er bei dieser Entscheidung genauso unter massiven Druck gesetzt wie beim Rücktritt?

Die Linke-Fraktionschefin in Thüringen fordert die CDU auf, den Kandidaten der Linken zu wählen, und die Wahl zu „dokumentieren“- damit sie AfD-rein ist. Bei einer geheimen Wahl.

Merkel, die frühere FDJ-Sekretärin aus dem stramm kommunistischen Elternhaus, tut dann genau das, und sagt öffentlich, sie möchte Bodo Ramelow, den Mann aus der umbenannten SED, der sich hartnäckig weigert, die DDR einen Unrechtsstaat zu nennen, in dessen Umfeld ehemalige Stasi-Spitzel und SED-Kader sind, zum Ministerpräsident wählen lassen.

Der abgewählte Chef der umbekannten SED wird beim Koalitionsausschuss in Berlin zugeschaltet.

All das ist an Ungeheuerlichkeit kaum zu überbieten.

Man stelle sich auch mal nur für eine Sekunde vor, all das wäre in Ungarn oder Polen passiert, dort würde der Regierungschef die „Korrektur“ einer Wahl fordern, bei der die Opposition in einer Region an die Macht gekommen ist, und diese „Korrektur“ von oben würde dann mit Hilfe von Gewaltbereiten Extremisten auf der Straße durchgesetzt. Politiker, die gratulierten, würden entlassen. Es gäbe öffentliche Selbstbezichtigungen. Was da los wäre in unseren Medien und in unserer Politik! Wie sich sofort die EU einschalten würde.

Aber hier: Funkstille. Medien, in denen fast durch die Bank nur die offizielle Sichtweise zu hören und zu lesen ist. In denen die Drohungen mit Gewalt durch Extremisten kaum ein Thema sind. Ich habe bislang in keinem einzigen der großen deutschen Medien einen Bericht oder Kommentar gefunden, der dem Tenor aus dem Kanzleramt widerspricht. Der dem Tenor kleinerer, kritischer Medien oder der altehrwürdigen Neuen Zürcher Zeitung in der Schweiz (siehe hier) ähneln würde. Was ist aus der Meinungsvielfalt geworden? Seltsam, dass kurz zuvor Subventionen von Dutzenden Millionen an die Zeitungsverlage in Aussicht gestellt wurden (von denen sehr viele mit der SPD verbandelt sind), und dann auch noch Pläne bekannt werden, auch für gedruckte Medien weitere staatliche Finanzhilfen und vielleicht sogar wie beim Fernsehen eine GEZ-Gebühr einzuführen. Mein erster Gedanke, als ich das las: Lassen die sich kaufen?

Wir werden in diesen Tagen Zeugen eines unglaublichen Demokratie-Versagens. Einer Reinwaschung und Rehabilitierung der umbenannten SED, und damit auch der zweiten, linken Diktatur auf deutschem Boden, unter der Federführung von Angela Merkel. Sie hat mit Gewalt durchgedrückt, dass es keine Option für eine Mehrheit ohne linke Kräfte in Deutschland gibt. Eben weil sich diese Möglichkeit in Thüringen abzeichnete, griffen Merkel und ihre grüne Entourage zum Vorschlaghammer, statt wie üblich zum Skalpell. Sie drückten ihre linke Agenda auf unglaublich dreiste Art durch. Sie haben damit unser Land endgültig massiv nach links gerückt und der bürgerlichen Mitte einen K.O.-Schlag verpasst – getarnt unter dem Vorwand, einen Rechtsruck zu bekämpfen. Der einzige positive Aspekt: Die Methoden waren so dreist und offensichtlich, dass sie vielleicht doch einige wachrütteln.

Die große Frage ist: Wie konnte es so weit kommen? Und warum macht die Gesellschaft mit?

Es hat auch mit „Gaslighting“ zu tun. Und es geht nicht darum, eine neue DDR aufzubauen. Sondern um etwas ganz anderes. Mehr dazu hier in meinem Video-Kommentar:


Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0123-027 / Oberst, Klaus / CC-BY-SA 3.0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert