Von Kai Rebmann
Elisabeth Hann von Weyhern ist die Regionalbischöfin von Nürnberg. Im Interview mit dem evangelischen „Sonntagsblatt“ stand die Theologin jetzt Rede und Antwort. Obwohl es mehr als genug spannende Themen mit Fachbezug gäbe – etwa die Unterwanderung der Kirchen durch die Klima-Sekte oder der seit Jahren anhaltende Massen-Exodus aus den Kirchen – rief die Gottesfrau fast schon pflichtschuldig zum „Kampf gegen rechts“ auf.
Es sei jetzt wichtig, „dass sich die Zivilgesellschaft zu Wort meldet und die Menschen zeigen, wo die Mehrheit steht“, so Hann von Weyhern. Man könne sich jetzt nicht mehr zurücklehnen, „denn unsere Demokratie, unser Rechtsstaat geraten unter Druck.“ Und die vermeintlich größte Gefahr für diese Institutionen hat die Bischöfin natürlich längst ausgemacht: „Die AfD ist eine Partei, die diese Werte mit Füßen tritt.“
An die Wähler der Alternativen appellierte die Theologin, ganz so als sei das ihre ureigene Aufgabe, doch bitte zu überlegen, „wo ihr das Kreuz macht.“ Es ist zwar neu, aber keineswegs überraschend, dass hochrangige Kirchenvertreter jetzt schon ganz unverblümt Wahlempfehlungen abgeben.
Wo die demokratische Mehrheit in Deutschland wirklich steht, dafür werden die Europawahl sowie die drei im Osten anstehenden Landtagswahlen in diesem Jahr einen nicht ganz unbedeutenden Fingerzeig liefern. Nur so viel scheint sicher – zumindest wenn man praktisch allen Umfragen glauben kann: Grün-rote Mehrheiten erscheinen derzeit geradezu utopisch.
Kirche hat sich selbst marginalisiert
Überhaupt wirken die Worte der Bischöfin wie das berühmte Pfeifen im Walde. Sogar die selbstgewählte Rolle ihrer einstmals einflussreichen Kirche scheint Hann von Weyhern maßlos zu überschätzen. Die Kirche könne bei den Protesten gegen die AfD „eine starke Stimme“ sein, glaubt die Theologin.
Diese Zeiten, ganz gleich in welchem Zusammenhang, sind freilich längst vorbei. Wirklich ernst genommen wird die Kirche wohl von niemandem mehr, jedenfalls nicht in dem Sinne, in dem sie vor 2.000 Jahren mal entstanden ist.
Davon gänzlich unbeeindruckt glaubt Hann von Weyhern, dass die Verkündigung der Kirche „auf Minderheitenschutz, Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit“ abziele – nur um eben diesen Gedanken schon im nächsten Atemzug selbst ad absurdum zu führen. Ein Mandat bei der AfD und ein Mandat im Kirchenvorstand sei „nicht miteinander vereinbar“, wie die selbst ernannte Verfechterin der Meinungsfreiheit klarstellt.
Dazu passt dann auch, dass sich Hann von Weyhern ein AfD-Verbotsverfahren wünscht – auch wenn damit einmal mehr sehr wahrscheinlich genau das Gegenteil von dem erreicht würde, was das eigentliche Ziel ist. Schließlich erläuterte die Bischöfin noch, was sie unter Demokratie zu verstehen scheint. Mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen im Osten brauche es in den Parlamenten eine Überprüfung der Regeln und Geschäftsordnungen auf die Frage hin, „wie leicht mit einer einfachen Mehrheit der Staat auszuhebeln“ sei. Als etwa die CSU in Bayern noch eine einfache Mehrheit im Landtag hatte, wurde diese Frage von niemandem gestellt.
Ideologie geht über Theologie
Es ist leider nicht das erste Mal, dass sich ranghohe Mitglieder der Nürnberger Kirchen zu ideologischen Vorkämpfern aufschwingen. Vor ziemlich genau zwei Jahren wurde an der Noris schon einmal vor den bösen Rechtsextremen gewarnt – damals jedoch, um die Bürger von der Teilnahme an Protesten gegen die Regierung abzuhalten.
Ja, richtig geraten, der Januar 2022 war die Zeit weitgehend friedlicher Spaziergänge, um auf diese Weise gegen massive Beschränkungen der individuellen Grund- und Freiheitsrechte zu demonstrieren. Hans Hertel, evangelischer Pfarrer der Nürnberger Kirche St. Peter, erfand hierzu eigens ein „11. Gebot“, welches da lauten sollte: „Du sollst nicht mit Nazis laufen!“
Besonders dreist: Die Kirche sei ein Ort, „an dem jeder willkommen ist und jeder seine Meinung haben darf“, behauptete der Theologe in diesem Zusammenhang gegenüber „nordbayern.de“. Geschlossene Kirchen an Weihnachten? Monatelanger Verzicht auf Gottesdienste? War da was?
Was aber war dran, an der durch das „11. Gebot“ zum Ausdruck gebrachten Behauptung der Kirche, dass im Januar 2022 Nazis durch die Straßen der Franken-Metropole liefen und die Proteste gegen die willkürlichen Corona-Maßnahmen unterwanderten? Wenig bis gar nichts, zumindest wenn man der Stadt Nürnberg glaubt. In entsprechenden Mitteilungen aus dieser Zeit finden sich Adjektive, die die Spaziergänge als „geordnet“, „ruhig“ und „friedlich“ beschreiben.
Die Kirche, und beileibe nicht nur die in Nürnberg, scheint also gut beraten, wenn sie die Jahre des Apportierens grün-roter Ideologie hinter sich lässt und in einen ernsthaften Prozess der Selbstbestimmung eintritt. Vielleicht – aber wirklich nur vielleicht – kann sie dann tatsächlich irgendwann mal wieder zu einer starken und auch ernstzunehmenden Stimme in der hiesigen Gesellschaft werden.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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