Von Mario Martin
Im Bundestag wird am Donnerstag dieser Woche, dem 17. März 2022, ab 9.00 Uhr das Gesetz zur allgemeinen Impfpflicht erst verlesen und voraussichtlich in der darauffolgenden Woche abgestimmt. Deutschland wäre neben dem Vatikan, Turkmenistan, Tadschikistan, Ecuador, Indonesien und Mikronesien eines der wenigen Länder, das eine allgemeine Impfpflicht erlässt. In Griechenland gilt eine Impfpflicht ab 60 und in Italien ab 50 Jahren.
Die Impfpflicht soll entgegen erheblicher Sicherheitsbedenken eingeführt werden, die aufgrund der mangelhaften Qualitätskontrolle und der vielen Nebenwirkungen bestehen.
Wenig erbaulich sind dazu die Meldungen der EMA, deren Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) die Sicherheit von Arzneimitteln bewertet, die in den Ländern der EU vermarktet werden. Der Ausschuss gab am 11. Februar bekannt, eine Untersuchung zu Menstruationsstörungen infolge der Corona-Impfungen vornehmen zu wollen.
Nun warnt der PRAC erneut vor weiteren seltenen Nebenwirkungen der Impfstoffe von Moderna und Janssen, wie das Ärzteblatt berichtet. Ein kausaler Zusammenhang zu den Impfstoffen wird angenommen, weshalb zur Aufnahme der Impfkomplikationen in die Fachinformationen gebeten wird.
Warnung vor Angiitis nach Janssen-Impfung
Bei der Impfung des Janssen-Vakzins ist es in seltenen Fällen zu einer kutanen leukozytoklastischen Angiitis („cutaneous small-vessel vasculitis“, CSVV) gekommen.
Die CSVV ist eine Entzündung der Blutgefäße in der Haut. Dabei kommt es zu einem violetten oder rötlichen Ausschlag, der mitunter größere Flächen der Haut bedecken kann. Ebenfalls können manchmal Nesselsucht oder Blasenbildung auftreten. Falls nur die Haut betroffen ist, kommt es zu einer spontanen Abheilung ohne bleibende Schäden.
Insgesamt prüfte der PRAC 21 Fälle von Impfreaktionen, die weltweit nach der Impfung mit dem Vektorimpfstoff von Janssen aufgetreten sind, wovon zehn Fälle die Definition einer CSVV erfüllten.
Für acht der zehn Fälle konnte keine andere Erklärung als die Impfung gefunden werden. Insgesamt wurden 42,5 Millionen Dosen des Impfstoffs bis Ende 2021 verimpft. Zur relativen Eintrittswahrscheinlichkeit der Krankheit macht der PRCA keine Angaben.
Warnung vor Ödem durch Spikevax
Auch für den Impfstoff von Moderna verlangt der Ausschuss die Aufnahme einer weiteren Nebenwirkung in die Fachinformationen zur Impfung. Hier handelt es sich um das CLS, eine äußerst seltene Erkrankung, die lebensbedrohlich sein kann, bei der verstärkt Flüssigkeit aus den Kapillaren austritt, wodurch sich schnell Ödeme an Armen und Beinen entwickeln können. Der Verlust des Plasmawassers aus den Kapillaren hat eine Bluteindickung zur Folge. Dadurch wird die Durchblutung lebenswichtiger Organe gefährdet.
Ein CLS wurde im letzten Jahr nach der Gabe der vektorbasierten Impfstoffe von Janssen und Astrazeneca beobachtet. Impfungen dürfen für Patienten, die bereits vorher ein CLS hatten, nicht mehr eingesetzt werden.
Nun wurden aber auch die Impfstoffe von Moderna und Biontech mit der Krankheit in Verbindung gebracht.
Insgesamt wurden 55 Fälle überprüft, von denen elf nach der Gabe von Spikevax und 44 nach der Gabe von Comirnaty auftraten. Es wurden bisher etwa 559 Millionen Dosen Spikevax und 2 Milliarden Dosen Comirnaty verimpft.
Laut PRAC liegt nach den Untersuchungen kein kausaler Zusammenhang zwischen der Gabe der Impfstoffe und dem Auftreten von CLS vor. Allerdings hält der PRAC ein Wiederaufflammen der Erkrankung nach der Spikevax-Impfung für möglich.
Daher wird auch an dieser Stelle ein Warnhinweis in den Produktinformationen empfohlen. Für die Biontech-Impfung ist der Hinweis allerdings bisher nicht vorgesehen.
Die Impfung entpuppt sich also wieder mal als wahre Wundertüte für seltene Krankheiten, die im Anschluss auftreten können. Gängigere Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Schmerzen treten laut Beipackzettel ohnehin bei allen Impfungen “sehr häufig” auf. Die Beipackzettel für die Impfstoffe finden Sie hier (Biontech, Moderna, AstraZeneca, Janssen).
Die Einführung einer Impfpflicht ist bei diesem Nebenwirkungsprofil nicht nachvollziehbar.
Auch Pfizer-CEO zweifelt
Besonderes Gewicht für die Debatte könnten die kürzlich gemachten Äußerungen von Pfizer-CEO Albert Bourla haben. Selbst Bourla klingt inzwischen nicht mehr so überzeugt vom Einsatz der mRNA-Plattform.
In einem Interview mit der Washington Post erklärte Bourla, Pfizer habe mit der mRNA-Technologie in Wirklichkeit nur wenig Erfahrung gehabt:
“mRNA war eine Technologie (die zur Auswahl stand), aber wir hatten weniger Erfahrung, wir arbeiteten nur zwei Jahre daran, und eigentlich war mRNA eine Technologie, die bis zu diesem Tag kein einziges Produkt hervorgebracht hatte, keinen Impfstoff, kein anderes Medikament. Es war also sehr kontraintuitiv, und ich war überrascht, als man mir vorschlug, dies sei der richtige Weg, und ich stellte es in Frage.
Ich habe sie gebeten zu begründen, wie man so etwas sagen kann, aber sie kamen und waren sehr, sehr überzeugt, dass dies der richtige Weg ist.
Sie waren der Meinung, dass die zweijährige Arbeit an mRNA seit 2018 zusammen mit Biontech zur Entwicklung des Grippeimpfstoffs sie davon überzeugt hat, dass die Technologie ausgereift ist und wir kurz davor stehen, ein Produkt zu liefern.
Also haben sie mich überzeugt. Ich bin meinem Instinkt gefolgt, dass sie wissen, was sie sagen. Sie sind sehr gut, und wir haben damals diese sehr schwierige Entscheidung getroffen.”
Bourla gibt hier also zu, keine Erfahrungswerte mit der Technologie gehabt und den Einsatz selbst in Frage gestellt zu haben. Die Entscheidung sei dann nur auf Rat seines Teams gefällt worden, das “sehr, sehr überzeugt” war. Es klingt fast so, als wollte Bourla die Verantwortung für die Auswahl der Technologie auf sein Team schieben wollen.
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Mario Martin ist Ökonom und arbeitet als Software-Projektmanager in Berlin.
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