Genauso wie die Einschränkungen der Freiheit selbst hat mich in der Corona-Zeit entsetzt, wie eine Mehrheit in braves Mitläufertum verfällt. Und wie Denunzieren, Bespitzeln und Hass gegen Menschen, die nicht brav Männchen machen, fröhliche Urstände feierten. Da war es wieder: Das Bild vom hässlichen Deutschen, das ich, reichlich naiv, für überwunden hielt. Man kann nun natürlich auch das Positive in den Vordergrund stellen: Die vielen, vielen Menschen, die nicht mitmachten. Die mutig auf die Straße gingen. Die Seiten wie meine ermöglichten.
Doch wer nicht brav kuscht vor den rotgrünen und woken Kulturrevolutionären, die in Medien und Politik das Zepter übernommen haben und unser Land bis zur Unkenntlichkeit umbauen, also „transformieren“, wollen, wer noch an Traditionen festhält, der muss mit Ungemach rechnen. Auch von freiwilligen Volkspolizisten des großen Umbaus.
Das erlebte jetzt auch eine Familie in Delmenhorst. Die hatten in der niedersächsischen Stadt ihr Haus üppig weihnachtlich geschmückt. Das geht aus Sicht der Kulturrevolution gleich in mehrfacher Hinsicht gar nicht. Erstens verstößt es gegen die Klima-Dogmen, mitsamt der neuen heiligen Kuh Energiesparen. Dann hat es auch noch mit christlicher Tradition zu tun – igitt. Und am Ende steckt vielleicht auch noch ein traditionelles Familien- und Weltbild dahinter – bei einem Einfamilienhaus.
Während der Iran sich daran macht, wegen der massiven Proteste die Sittenpolizei aufzulösen, ist die freiwillige Sittenpolizei in Deutschland überaus aktiv. Nicht nur, dass Mütter terrorisiert und denunziert werden, wenn sie für die falsche Partei kandidieren wie jetzt gerade wieder in Augsburg. Den Bewohnern des Hauses in Delmenhorst drohten jetzt Gesinnungswärter in einem anonymen Brief, sie würden die Dekoration des Hauses zerstören, wenn sie nicht innerhalb einer bestimmten Frist ausgehe. Die Begründung: wegen der herrschenden Energiekrise.
Mit 60.000 Lichtern, die sie zur Adventszeit einschalten, lässt es die Familie in Delmenhorst zwar weihnachtstechnisch krachen. Aber in einer freiheitlichen Demokratie ist das jedermanns Privatsache. Sonst könnte bald schon die Sittenpolizei auch am Weihnachtstisch dabei sitzen und aufpassen, dass nicht zu viel oder gar das falsche gegessen wird.
Leser kaufen bei Lesern – etwas Besonderes zu Weihnachten:
Dazu kommt noch ein wichtiger Umstand, den große Medien wie „Focus“ erst ganz am Ende ihrer Berichte über den Fall erwähnen – wo sie nur noch die besonders hartnäckigen Leser finden. Die Familie sammelt mit ihrer Aktion auch Spenden für einen guten Zweck. Am ersten Advent seien zahlreiche Menschen gekommen, um die Lichter zu bestaunen, berichtete die Familie. Für welchen Zweck, ist leider nicht zu erfahren. Wahrscheinlich für den falschen – zumindest nicht für die Klima-Fanatiker.
Laut „Bild“, der das Drohschreiben vorliegt, wurde es mit „Letzte Generation“ unterschrieben. Die Polizei ermittelt nun. Gegen die Absender des Briefes – nicht gegen die „Energiesünder“. Noch nicht. Nötigung steht im Raum als Tatvorwurf. Die „Letzte Generation“ erklärte auf Twitter, sie habe nichts mit der Aktion zu tun. Aber weiß bei einer so verzweigten Bewegung die eine Hand, was die andere tut? Und ermutigt im Zweifelsfall nicht der Klima-Extremismus der Organisation, der allgegenwärtig und willkommen ist in den Medien, Nachahmer und Trittbrettfahrer? „In den Werten der Letzten Generation bekennen wir uns eindeutig zur Gewaltfreiheit“, schreibt die Letzte Generation auf Twitter und die großen Medien geben das unkommentiert weiter. So, als ob Nötigung keine Gewalt wäre. Was für ein Hohn! Vor allem auf die Autofahrer und Rettungskräfte, die im Stau steckenbleiben. Das ist in etwa so, wie die Bekenntnisse der DDR-Führung zur Reisefreiheit und ihre Beteuerung, die Mauer sei ein „antifaschistischer Schutzwall“.
Schock bei den Bewohnern
Als Grund für die Drohung würden die Energiekrise und das damit notwendige Energiesparen genannt. „Wir waren geschockt“, sagte Borchart. Ihr Mann und sie erstatteten Anzeige. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Nötigung, wie ein Sprecher sagte. Das Weihnachtshaus werde künftig in die Kontrollfahrten des Streifendienstes einbezogen. Wer der Absender des Briefes sei, sei bislang unbekannt.
Die attackierte Familie kündigte an, sie werde sich nicht beugen und die Lichter brennen zu lassen: „Wir lassen uns nicht kleinkriegen.“
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Bild: Shutterstock (Symbolbild)