Wer auf die CDU baut, baut auf Sand Wie die Partei den Beitrag zum Abstieg Deutschlands in die dritte Liga leistet

Ein Gastbeitrag von Vera Lengsfeld

Alle, die noch hoffen, die CDU könnte unser Land gemeinsam mit der CSU aus der prekären Lage befreien, in die es unter Angela Merkel und mit vermehrter Geschwindigkeit von der Ampel-Regierung manövriert wurde, sollten gewarnt sein. Diese Partei hat nicht begriffen, welche Aufgabe ihr zugefallen ist. Sie wird weiter ihren Beitrag zum Abstieg Deutschlands in die dritte Liga leisten.

Gestern wurde im Thüringer Landtag vorgeführt, wie leicht sich die CDU über den Tisch ziehen lässt.

Wochenlang hatte die Partei mit der Minderheits-Regierung Ramelow über den Haushaltsplan 2023 verhandelt. Aber statt die dringend notwendigen Kürzungen vorzunehmen, einigte man sich auf noch mehr Ausgaben. CDU-Fraktionsvorsitzender Mario Voigt, der anfangs den Mund sehr voll genommen und von einem Haushaltsentwurf „nach Gutsherrenart“ geredet hat, ist nun mitverantwortlich, dass die Landesregierung eine Milliarde Euro mehr ausgeben wird, als das Land aus Steuern und anderen Zuwendungen einnimmt. Der Plan ist, die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben vor allem aus den Rücklagen des Landes zu decken.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Das kennt man allerdings noch von der DDR. Auch dort wurde die Staatsreserve verbraucht, so dass der Arbeiter- und Bauernstaat zum Schluss nackt dastand und komplett auf die stille Hilfe des Klassengegners angewiesen war.

Nur gibt es heute keinen mehr, der in der größten Not zu Hilfe kommen könnte. Die Ampelregierung ist bereits dabei, „unserer Oma ihr klein Häuschen“ zu verscherbeln.

Die einzige Kürzung, die von der CDU in den Verhandlungen tatsächlich durchgesetzt wurde, war die Kürzung der Finanzierung des Landesprogramms für Demokratie. Das ist vor allem dem Kampf gegen „rechts“ gewidmet und es sorgt dafür, dass immer mehr CDU-Mitglieder als Rechte oder gar Nazis stigmatisiert werden.

Es war ein überfälliger Schritt des Selbstschutzes, dieses Programm wenigstens zu kürzen. Die gekürzten 400.000 € sollten den Volkshochschulen zugutekommen, die krass unterfinanziert sind und ihren gewachsenen Aufgaben, u. a. Deutschkurse für die Migranten bereitzustellen, nicht mehr nachkommen können.

Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Matthias Hey, beschwerte sich in der Haushaltsdebatte, Deutschland und Thüringen erlebten derzeit nicht nur eine Energiekrise, sondern auch eine Krise der Demokratie. Da sei es keine gute Idee, bei solchen Landesprogrammen sparen zu wollen. Bei ihren Änderungen im Etat habe die CDU es oft darauf angelegt, Punkte zu treffen, “die Rot-Rot-Grün besonders weh tun”.

Aha, ist das nicht eigentlich die Aufgabe einer funktionierenden Opposition? Wie wenig die CDU dem gerecht wird, stellte sich dann bei der Debatte im Landtag heraus.

Diese ausgehandelte Kürzung von 400.000 Euro beim Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit wurde im letzten Moment rückgängig gemacht. Die rot-rot-grüne Minderheitskoalition reichte einen Überraschungs-Antrag ein, der prompt eine Mehrheit fand. Bei der CDU hieß es, von ihren Abgeordneten würden krankheitsbedingt einige fehlen. Eine durchsichtige lahme Ausrede, die ihr Versagen eher sichtbarer macht, als es zu verdecken.

Trotz dieses offenen Affronts ließ die CDU den Haushalt passieren. Sie stimmte zwar nicht zu, wie im Haushaltsausschuss, sondern verschaffte durch Stimmenthaltung der Minderheitskoalition eine Mehrheit, musste sich aber dann noch vom Fraktionsvorsitzenden der Linken, Stefan Dittes, einen „Schlingerkurs“ vorwerfen lassen.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Lothar Bolz hat kürzlich geäußert, er würde optimistischer ins nächste Jahr gehen, wenn es in Deutschland eine Opposition gäbe. Dem kann ich mich nur anschließen. Eine Opposition ist von der CDU weder in Thüringen noch in Deutschland zu erwarten.

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle. Der Beitrag erschien zuerst auf Vera Lengsfelds Blog.

Bild: penofoto/Shutterstock

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