Wer glaubt „das Geschlecht ist naturgegeben“, ist schon halber Nazi "Stern" veröffentlicht "Fasch-O-Mat: So erkennen Sie einen Nazi"

Jetzt habe ich es endlich amtlich, dass ich ein „Nazi“ bin. Zumindest halbamtlich. Und Sie wohl auch, wenn Sie hier lesen. Denn der stramm auf rot-grüner Regierungslinie berichtende „Stern“ hat jetzt einen “Fasch-O-Mat“ veröffentlicht. Die Überschrift dazu: „So erkennen Sie einen Nazi“.

Weiter steht da: „Nazis laufen inzwischen nicht mehr mit Bomberjacken und Springerstiefeln herum – zumindest nicht mehr so oft. Die Nazis von heute tragen Tweed und Dackelkrawatte und geben sich gebildet und kultiviert. Sie fantasieren nicht mehr in schimmeligen Kellerräumen von Deportationen, sondern konferieren in prächtigen Villen mit Unternehmern zum Thema „Remigration“. Gemeint ist allerdings noch immer dasselbe. Aber das sticht nicht immer sofort ins Auge. Woran also können wir heutzutage noch echte Nazis erkennen? Wir haben zur Handreichung einen Katalog zusammengestellt, unseren ‘Fasch-O-Mat‘. Sollte jemand drei der folgenden Aussagen für sinnvoll erachten, hat man es wohl mit einem waschechten Faschisten zu tun.“

Jeder Mensch, der nicht völlig rot-grün gehirngewaschen ist, fällt nach der dann folgenden Definition unter den Begriff „Nazi“ – zumindest, wenn er nicht auf den Hütchenspieler-Trick von Autor Stefan Maus hereinfällt, aber dazu später mehr. Zum „Nazi“-Merkmal gehört es etwa, wenn Sie Aussagen wie diese teilen: „Nationen sind nicht einfach künstliche Gebilde, die durch Gesetze zusammengehalten werden“. Oder: „Kultur ist niemals nur freies Formenspiel, sondern immer ein charakteristischer Ausdruck einer ganz speziellen Nation und einer ganz besonderen Ethnie.“

Weitere Ansichten, die Sie zum „Nazi“ machen: „Nationen haben einen typischen Charakter, der sich in einer ganz speziellen Kultur ausdrückt.“ Oder: „Die Vermischung von Kulturen ist keine Bereicherung, sondern eine Verwässerung.“ Oder: „Jedes Mitglied einer Gesellschaft hat seinen natürlichen Platz: Vater, Mutter, Kind. General, Hauptmann, Landser.“ Aber es kommt noch dicker. Zu den Meinungen, die Sie zum  Nazi machen, gehört auch: „Das Geschlecht eines Menschen ist naturgegeben und kann niemals das Ergebnis einer selbstbestimmten Wahl sein. Geschlechter wurden von Mutter Natur und Papa Wotan eindeutig definiert.“

Na, wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Sie laut „Stern“-Definition genauso eine „waschechter Faschist“ wie ich? Mein Ur-Opa, der genauso wie ich Sozialdemokrat war und unter den echten Nazis deshalb massiv gelitten hatte, wäre jetzt plötzlich postum auch noch zu dem geworden, was er zeitlebens bekämpfte. Faszinierend!

Maus arbeitet dabei mit perfidem Agitprop, wie die Profis in DDR und Sowjetunion die perverse Mischung aus Agitation und Propaganda nennen. Zu den jeweils harmlosen Definitionen setzt der „Stern“-Autor dann immer noch eine zugespitzte Ergänzung drauf. Sozusagen als Hütchenspiel für schlichte Gemüter. Nach dem Nazi-Erkennungszeichen „Nationen sind nicht einfach künstliche Gebilde, die durch Gesetze zusammengehalten werden“ kommt der Zusatz: „sondern gewachsene Körper, die von einer Volksseele bewohnt werden.“

Nach „Kultur ist niemals nur freies Formenspiel, sondern immer ein charakteristischer Ausdruck einer ganz speziellen Nation“ kommt noch schnell die Ergänzung:  „und einer ganz besonderen Ethnie.“

Mit dieser üblen Finte kann der „Stern“ einerseits jedem Bürgerlichen das Nazi-Stigma anheften durch den ersten Teil der jeweiligen Definition – sich dann bei Kritik aber zurückziehen auf den zweiten, und sagen – gilt ja nur für die, die an eine Volksseele glauben, etc. Gezielt werden so mehrheitsfähige, traditionelle und bürgerliche Sichtweisen kontaminiert und mit extremistischen Ansichten in Verbindung gebracht.

Diesen tumben Agitprop-Trick, der bei vielen Rot-Grünen verfangen wird (auch hier wird es entsprechende Kommentare geben) hält der Autor konsequent durch.

Immer aushandeln

Bei dem Indiz „Das Geschlecht eines Menschen ist naturgegeben“ kommt am Ende etwa noch: „Mischformen sind dekadent“.

Bei der folgenden Definition für eine Nazi-„Haltung“ ist das Wort „Jahrtausende“ der Agitprop-Trick bzw. „Airbag für die Dummen“: „Gesellschaft ist nicht ein Gefüge von stetig neu ausgehandelten Formen des Zusammenlebens, sondern ein über Jahrtausende gewachsenes Ganzes, das es zu erhalten gilt.“

Der „Stern“ hat den Beitrag zwischenzeitlich hinter einer Bezahlschranke versteckt. Aber hier finden Sie ihn noch im Web-Archiv, ohne bezahlen zu müssen.

Ich könnte nun viel zu diesem “Fasch-O-Mat“ sagen. Doch ich will mich kurz halten.

Zum einen entlarvt der „Stern“ mit dem Beitrag, worum es den rot-grünen Kulturkriegern, die nach dem „Marsch durch die Institutionen“ der 68er in Staat und Medien die Schalthebel erobert haben, wirklich geht: Um die Abschaffung der traditionellen Werte und die Errichtung einer völlig neuen Geschichte mit einem neuen Menschen.

Die Geschichte ist voll mit solchen Versuchen, seit Tausenden Jahren. Sie endeten allesamt im Elend. Die letzten großen Versuche vor dem jetzigen waren der nationale und der internationale Sozialismus. Igor R. Schafarewitsch hat das kongenial in seinem epochalen Werk beschrieben: „Der Todestrieb in der Geschichte: Erscheinungsformen des Sozialismus“ (siehe hier).

Besonders bizarr ist, dass ausgerechnet diejenigen, die bei jeder Gelegenheit die „Einzigartigkeit“ und „Unvergleichbarkeit“ der Verbrechen des Nationalsozialismus betonen, genau diese Mantra selbst ad absurdum führen, indem sie einen Großteil der Gesellschaft zum „Nazi“ erklären. Das ist nicht nur eine beispiellose Verharmlosung und Instrumentalisierung der Verbrechen der echten Nazis – es ist eine Verhöhnung der Abermillionen Opfer.

Bezeichnend ist dabei, dass die Rot-Grünen stets den abgekürzten Begriff „Nazis“ oder „Faschisten“ benutzen (von denen sich die echten Nazis immer abgrenzten) – aber nicht das originäre Wort „Nationalsozialismus“. Weil damit deutlich würde, dass die Nazis eben auch Sozialisten waren, wenn auch nationale statt internationale, mit starken nationalistischen und rassistischen Elementen. Die NSDAP nannte sich nicht durch Zufall „Arbeiterpartei“. Aber die Negierung der starken linken Elemente in der NSDAP (Zitat Goebbels: „Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke… Nichts ist uns verhasster, als der rechtsstehende nationale Bürgerblock“) ist eines der Dogmen von Rot-Grün. Und diese Geschichtsklitterung auch nur anzusprechen, ist eines der ultimativen Tabus unserer Zeit. Aus gutem Grund. Sonst würden nämlich gewisse Ähnlichkeiten allzu offensichtlich.

PS –  Kommentar einer Freundin zu diesem Text: Der Maus hat eine Meise –  das war mein erster Gedanke. Aber er ist clever, weil er mit der Gegensätzlichkeit der Aussagen jeden erwischt, der denktechnisch schon gleichgeschaltet ist.

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