Ein Gastbeitrag von Vera Lengsfeld
Der Grünismus kann und muss gestoppt werden!
Der Grünismus hat sich zu einer echten Gefährdung unseres Wohlstands und unserer Demokratie entwickelt.
Vielleicht fragen Sie sich als geneigter Leser, was ich mit Grünismus meine?
Durchkämpfen gegen alle Daten, Erkenntnisse und Vernunft
Dies ist kein wissenschaftlicher Text, sondern ein politisches Thesenpaper. Sie werden mir deshalb den politischen Spin nachsehen: Ich nutze den Term Grünismus als politischen Frame, Grünismus ist für mich das ideologische Beharren auf äußerst zweifelhaften „grünen“ Politikansätzen und deren Durchkämpfen gegen alle Daten, Erkenntnisse, wirtschaftliche Vernunft oder gar die Realität.
Grünismus ist das, was Sahra Wagenknecht wahrscheinlich meint, wenn sie sagt: „Inhaltlich sind die Grünen die gefährlichste Partei in Deutschland“. Oder wie es Michael Kretschmer, der CDU-Ministerpräsident in Sachsen letztens bei Caren Miosga formulierte: Die Ampel-Wirtschaftspolitik, insbesondere die Energiepolitik, erinnere ihn stark an die untergehende DDR.
Das sicherlich krassestes Beispiel für Grünismus in Deutschland ist die sogenannte „Energiewende“:
Eine vorgebliche Dekarbonisierung unter Verzicht auf die einzige CO2-arme, grundlastfähige Energieform, die in Deutschlands Strom- und Energiemix eine wirklich zentrale Rolle gespielt hat: Die Kernkraft.
Grünismus ist auch das Beharren auf CO2-Preisanstiegen, das Verteuern von Neubau und Sanierung in Zeiten zunehmender Wohnungsnot, das Erzwingen von Heizungsumbauten in Zeiten von Arbeitsplatzverlusten und anderen sozialen Herausforderungen usw. usw.
Eine grünistische Extremistin ist die Publizistin und Journalistin Ulrike Herrmann, die unter der Fahne „Klima“ eine aggressive Deindustrialisierung Deutschlands propagiert, mit dem künstlichen Absenken des Wohlstandsniveaus auf 1978 mittels des Ersetzens der Demokratie durch eine „Klimakriegs“- Notstandsplanwirtschaft.
Sie halten das alles für einen Witz? Ich nicht.
Gerade in Deutschland sollten wir politische „Notstands“- Erklärungen oder ideologische „Bekenntnisse“ sehr ernst nehmen:
In Berlin wurde ja z.B. in den Kommunalparlamenten reihenweise der „Klimanotstand“ ausgerufen. Sie kennen das geflügelte Wort: „Not kennt kein Gebot“.
Und ohne Mittun der deutschen Industrie, ohne „Bekenntnisse“, „wir machen uns gemeinsam auf den Weg“, oder wie die blumigen Formulieren noch lauten, hätten die deutschen Regierungen z.B. niemals den Energiewendewahnsinn so umsetzen können.
Statt Heilsversprechen nur permanente Untergangsverhinderungs-Szenarien
Grünismus ist steht in der Tradition kommunistischer Ideologie, aber eher in der Variante, dass laut Marx Geschichte oft zwei Mal abläuft: Erst als Tragödie, dann als Farce. Die kommunistische Traditionslinie ist der Versuch basierend auf wissenschaftlich anmutenden Annahmen, angeführt durch eine die Macht- und Informationen verwaltende Elite, den Gesamtumbau der Gesellschaft zu organisieren. Aber das kommunistische Heilsversprechen war das Paradies auf Erden, mit einer Gesellschaft höherer Kultur und Sicherheit getragen durch einen neuen Menschen und einem Staatswesen mit hoher sozialer Stabilität, Wohlstand und einer Weltordnung ohne expansionistische Eroberungskriege – eine Ideologie, die in ihrer Hochzeit fast ein Drittel der Menschheit unterjocht hatte und eine große kulturelle Strahlkraft besaß. Dagegen ist der Grünismus die hässliche, groteske Farce. Statt Heilsversprechen gibt es nur permanente Untergangsverhinderungs-Szenarien, Freiheit, Wettbewerb und Wachstum werden auf individueller und gesellschaftlicher Ebene offen oder verdeckt denunziert und durch überbordende Staatsplanbürokratie ersetzt. Das gesellschaftliche Ideal ist ein esoterisch-faschistoid angehauchtes Dorf-Spießer-Ideal – Feinde sind alle Dinge, die das moderne Leben auszeichnen: Wettbewerb, Leistung, Erfolg, Schönheit, Wohlstand, Hochkultur, Hochtechnologie, Vernetzung und Internationalität.
Im Gegensatz zur konventionellen Annahme ist Grünismus im Herzen übrigens Freiheits-, Toleranz- und Globalisierungsfeindlich und trifft sich hier, das von den Grünisten denunzierte Hufeisen lässt grüßen, mit den extremistischen Teilen des rechten Lagers.
Das potenteste Mittel des Grünismus ist die Angstmache und der Moralismus.
Angst vor Strahlung, Angst vor „Gen“, Angst vor „Nano“, neuerdings auch wieder die Angst vor „Chemie“ oder die Angst vor Algorithmen – die ideologische Wurzel ist ein esoterisch-fortschrittsfeindliches Reinheitsdenken, gepaart mit dem Ruf nach nicht lieferbarer, absoluter Sicherheit („ein Million Jahre sicheres Endlager“).
Etablierung der Ökokratie
Grünismus ist, wenn gegen alles und jedes „unnatürliche“ Produzieren oder Produkt und damit im Prinzip gegen das gesamte moderne Leben Stimmung gemacht wird.
Das Ziel und die Mittel des Grünismus sind die Etablierung einer Ökokratie – einer Gesellschaft, die in allen möglichen Dimensionen „der Umwelt zuliebe“-reglementiert, bürokratisiert und gegängelt wird. Plaste-Strohhalmverbot, Mülltrennung, Diskussion um Verbot von Inlandflügen usw. usw. – jeden Schritt für sich kann man als lächerlich oder ertragbar einstufen – in Summe wird aber versucht die Gesellschaft an einen Punkt zu bringen, wo Vernunft und Pragmatismus marginalisiert werden.
Ganz deutlich wurde das durch das öffentliche Geständnis von Vizekanzler Habeck, ausgerechnet auf einer Veranstaltung zur Feier des Grundgesetzes, dass sein stark umstrittenes Heizungsgesetz ein Test gewesen sei, wie weit die Bevölkerung bereit ist, für den “Klimaschutz” Einschränkungen hinzunehmen. Damit hat er für alle deutlich gemacht, dass es den grünen Ideologen nicht mehr um den Menschen geht, der nur noch als Hindernis für die Durchsetzung grüner Dogmen angesehen wird. Die Kommunisten haben wenigstens noch propagiert, es ginge ihnen um die Menschen, Grünisten geht es nur noch um das Klima (dem politische Beschlüsse und Aktivitäten herzlich egal sind). Dass man dem Klima einen 1,5° Celsius-Pfad vorschreiben könne, gehört zu den absurdesten Legenden des Grünismus.
Die Quelle und natürliche Heimat der Grünisten ist natürlich die grüne Partei, aber nicht alle Grünen sind grünistisch. Im Gegenteil, echte Ökologen oder moderne Umweltpolitiker, die auf technische Lösungen und Fortschritt setzen, sind bei den Grünen massiv in der Defensive. Grünistische Impulse und Opportunismus gibt es dagegen auch in den anderen Parteien.
Der Grünismus kann und muss gestoppt werden!
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle.
Bild: Shutterstock