In diesen Tagen erreichen mich sehr, sehr viele Leserbriefe. So viele, dass ich leider nur noch einen Bruchteil beantworten kann – sonst käme ich weder zum Lesen der anderen noch zum Schreiben von Artikeln. Viele Briefe bewegen mich sehr. Aus vielen machen Frank und Johanna Wahlig inzwischen im Rahmen ihrer Kolumne „Kollateralschaden“ eigene Artikel (siehe hier). Der beiliegende Brief eines Arztes im Ruhestand hat mich so berührt, dass ich mich entschlossen habe, ihn abzudrucken und mit Ihnen zu teilen. Auch auf die Gefahr hin, dafür von den sogenannten „Faktenfindern“ zerrissen zu werden, von denen viele agieren wie eine Corona-Hilfspolizei der Regierung: Demokratie lebt von Widerspruch, Diskurs und Zweifel. Voilà:
Verehrter Herr Reitschuster, bin 42 Jahre Arzt, davon 35 Jahre Hausarzt, seit 1,5 Jahren im Ruhestand, Schulmediziner und Impfbefürworter, nicht Notfallzulassungsimpfstoffbefürworter.
Als Arzt, der nicht mehr „an der Front“ arbeitet, versuche ich mir ein Bild zu machen, was wirklich los ist in unserem Land. Ich lese eifrig Ärzteforen und die offiziellen, wohl auch gleichgeschalteten, Ärzteorgane. Man ist hin und her gerissen. Da man den allgemein veröffentlichten Zahlen nicht trauen kann, so mein persönliches Wissen mittlerweile, versuche ich den Ernst der Lage, der von Kollegen teils auch drastisch geschildert wird, selbst zu beurteilen.
Für mich ist die Belegung der Krankenhausbetten, intensiv und „normal“, mein Kriterium. Ich kann bis heute keine bundesweite Überforderung auch nur ansatzweise erkennen. Seit Ende Oktober sind die Zahlen des Helioskonzerns einzusehen. Regionale Unterschiede sind vorhanden, in den Hotspots sind die Betten oft nicht mit zahlreichen Coronafällen belegt. Diese Zahlen und andere Zahlen, so solche des RKI „nur für den Dienstgebrauch“, auch Dokumente, die beim Club der klaren Worte einzusehen sind, tragen auch nicht zu meiner Beunruhigung bei, da nirgends auch nur annäherungsweise eine Gefährdung zu erkennen ist, wenn man die verfügbaren Betten der Region und die echten Belegungen einsieht. Als ehemaliger Notarzt (zu Land und Luft) weiß ich seit Jahren, dass sich Intensivstationen regelmäßig abmelden, da nicht aufnahmefähig oder ‑willig. Patienten mussten ganz schön durch die Gegend transportiert werden, bis sich ein Intensivbett fand. Somit habe ich die genannten Daten gelegentlich ängstlichen oder skeptischen Bekannten zur Verfügung gestellt. Die waren stets erleichtert, wenn ihr kommunizierter „Hotspot“ dann doch noch aufnahmefähig war, zumindest überregional.
Meine persönlichen Kontakte ins hiesige Kreiskrankenhaus, Klinikum Ingolstadt, Zentralklinikum Augsburg bestätigten „Business as usual“, keine Dramatik, aber verordneter Maulkorb, je stärker in Abhängigkeit vom Staat. So ist das Zentralklinikum Augsburg nunmehr eine Universitätsklinik, erklärt für mich einiges.
Maskenpflicht demütigend
Die noch arbeitenden Kollegen haben nicht die Zeit, nachzudenken und zu hinterfragen. Habe damals als Impfbefürworter nicht gegen die Schweinegrippe geimpft, mehr aus einem Bauchgefühl heraus. War nicht so verkehrt. Wenn wir in Bayern besonders hart beschnitten werden, dann ärgert mich das. Die Maskenpflicht finde ich demütigend, denn noch im August 2020 gab es eine Fortbildung des Thiemeverlages für Ärzte (Dokumente Club der klaren Worte) von Frau Professor Kappstein, Klinikum Passau, in der das Tragen von Alltagsmasken als eher schädlich bezeichnet wurde. Diese und andere Informationen übergab ich unserem CSU- Bundestagsabgeordneten Irlstorfer in einem einstündigen Bürgergespräch, er ist CSU-Gesundheitsfachmann. Er gab keine Stimme am 18.11.20 ab, er bedankte sich schriftlich für das Gespräch und die Infos. Ich hatte die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen friedlichst angezweifelt und ihm auch die Thiemefortbildung ausgedruckt. Die kann jeder Laie verstehen.
So leide ich halt ein wenig vor mich hin, durfte meine Mutter an ihrem 96. Geburtstag am 27.11.20 (in geistiger Frische, aber sich zur monatelangen Isolation äußernd: „ich glaube, ich werde depressiv“) nicht besuchen: Es war ein Besucher im Seniorenheim für eine Stunde erlaubt. Somit veranstalteten wir eine FaceTime- und Telefonkonferenz – traurig. Aber das Heim muss wohl so restriktiv sein, selbst bereits registriert habend, dass die dementen Insassen zunehmend dekompensieren. Ich versuche unabhängigen Journalismus zu unterstützen, muss meine Valenzen derzeit etwas steuern, da es doch (Gott sei Dank) mehrere unterstützenswerte Leute und Institutionen gibt. Übrigens wurde ein kritischer Leserbrief an den Donaukurier schlicht zensiert. Dort hatte ich kritische Fakten des Ärzteblattes und andere Stimmen zitiert, auch die Wertigkeit des PCR-Testes hinterfragt. Letzteres vermutlich war der Todesstoß für die Veröffentlichung, da gegen die Meinung von „Correctiv“. Der Brief ging dennoch an viele, durchaus prominente Leute. Ich erhielt ermutigende Resonanz, auch von Irlstorfer.
Meinen Namen, bitte ich Sie, nicht zu veröffentlichen, meine Familie befürchtet mittlerweile Anfeindungen, drum wollte ich meinen Leserbrief zunächst zurückhalten, musste ihn dann aber loslassen, da das Framing und die kritiklose Regierungslinie des Donaukuriers an Dummheit nicht mehr zu überbieten und nicht mehr zu tolerieren war. Dann wird halt zensiert. „q.e.d.“, „quod errat demonstrandum“, „was zu beweisen war“. Nur versuchen zu lesen, erwarte natürlich keine Antwort.
Ich danke dem Arzt, der diesen Leserbrief schrieb, sehr für die Mühe und die Zeit, die er sich nahm. Ich bekomme viele Briefe mit ähnlichem Inhalt, ähnlichen Sorgen, ähnlichen Gedanken. Und finde es wichtig, den Skeptikern eine Plattform zu bieten. Auch wenn man selbst dafür heute schon angefeindet wird von Kollegen, die sich als Gralshüter staatlich verkündeter Wahrheit sehen statt als deren Hinterfrager.
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Bild: fizkes/Shutterstock
Text: red
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