Wir müssen lernen, uns zu wehren Vormarsch der Diktatur nach Westen

Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen

Als ob es nicht genug gewesen wäre, in den Diskussionsrunden der letzten Tage zu hören, wie wenig sich der Kreml von westlichen Sanktionen beeinflussen lassen wird, bekommen wir heute die Quittung für unsere Hilflosigkeit. Die Ukraine wird von Russland im großen Stil angegriffen.

Die Bevölkerung flieht bereits aus Kiew, die Ausfallstraßen sind voll. Im Live-Stream kann man sich anschauen, wie die Menschen dort im Stau stehen. Die russische Kriegsführung wird sich in einer Weise gestalten, dass man den Ukrainern nur raten kann, keine Gegenwehr zu leisten. Sie sind chancenlos.

Aber wie wird es weitergehen, wenn Putin seinen „Blitzsieg“ gegen die Ukraine in der Tasche hat? Zu reden ist nicht nur über die baltischen Staaten, sondern auch über uns! Wir haben der russischen Armee nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Wenn wir wirklich existenzielle Sanktionen gegen Russland und dessen Elite verhängen, bleibt dem Kreml immer noch die militärische Drohung.

Diese wird kommen. Soviel ist sicher. Putin hat es heute unter Beweis gestellt.

Wehrhafte Demokratien können sich auch gegen Angriffe auf ihr Staatsgebiet verteidigen. Wie sieht es bei uns aus? Wenn selbst der Bundeskanzler anmahnt, wir bräuchten „Flugzeuge, die auch fliegen und Schiffe, die in See stechen können“. Mit anderen Worten müssen wir unsere Armeen wieder auf Landesverteidigung ausrichten und vor allem auf Vordermann bringen. Denn militärisch betrachtet befinden wir uns in einer Phase der eklatanten Schwäche.

Da hilft es wenig, wenn sich pazifistisch eingestellte Journalisten darüber freuen, dass Putin die EU zusammengeschweißt hat, und deutliche symbolische Maßnahmen, beispielsweise EU-Außenministertreffen in Kiew, fordern, wie gestern noch in der Phoenix-Runde geäußert.
Heute zeigt sich die Absurdität und Naivität solcher Überlegungen. Kiew wird von den Russen eingenommen. Die Leute fliehen aus der Stadt und niemand würde sich dort treffen wollen. Die letzten Monate haben gezeigt, dass die russische Propaganda Teil ihrer Kriegsvorbereitung war und zugleich Teil des Krieges selbst. Wenn man jemandem die Waffe an den Kopf hält, kann man alles behaupten, und zwar ohne ernsthaften Widerspruch.

Genau diese Situation bahnt Putin nun in Europa an und unsere Eliten müssen sich umstrukturieren, sowohl kognitiv als auch ganz real. „Sie müssen lernen, wie man eine Waffe in der Hand hält.“ Wir müssen endlich wehrhaft werden, damit wir nicht in absehbarer Zeit selbst zu Opfern werden.

So, wie heute die Ukraine!

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“. Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.

Bild: Shutterstock
Text: Gast

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