„Wir sind mehr!“ – Warum das eine Lüge ist Wie Unwahrheiten heute die Politik dominieren – und nicht nur diese

Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen

Eigentlich habe ich lange gezweifelt, ob es ein lohnendes Thema sein könnte. Gelogen haben die Menschen ja schon immer. Die Lüge gehört zur menschlichen Zivilisation, genau wie die Sprache, der künstlerische Ausdruck und die Technik.

Sie ist Bestandteil einer Taktik der Täuschung, ohne die Menschen offensichtlich nicht auskommen. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, das Trojanische Pferd und der berühmte Baron von Münchhausen fallen mir als Erstes ein, gleich danach kommen Hitlers Rede zum Überfall auf Polen, „seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen“, Rumsfelds Lügen zum Irakkrieg und Putins grüne Männchen auf der Krim.

Gemeinsam scheint diesen Beispielen eines zu sein: Es sind die Lügen sehr mächtiger und einflussreicher Leute, die Weltkarriere gemacht haben. Die Lügen aus dem Volk sind weniger berühmt. Aber es gibt sie.

„Wir sind das Volk“, das ist zwar keine Lüge, aber eine Täuschung. Denn wenn Menschen auf die Straße gehen, und seien es die vielen hunderttausend DDR-Bürger, die 1989 die Mauer zu Fall gebracht haben, sind sie bestenfalls ein Teil des Volkes, aber nicht das Volk. Die Behauptung von linken Demonstranten, die sich dem Kampf gegen rechts verschrieben haben, lautet: „Wir sind mehr!“ Was ebenfalls eine Lüge ist. Denn die Linken haben in keiner Form in Deutschland die Mehrheit und auch nie gehabt, vielleicht noch in den Medienhäusern, aber sonst nicht einmal auf der Straße.

Die Genealogie der Lügen ist allerdings so vielfältig wie die Menschheit, weshalb es auch an Lüge grenzt, wenn dieser Text ein paar Beispiele herauspickt und sie „Pars pro toto“ nimmt.

Ich erlaube mir aber diese Lüge, weil sie etwas zeigt:

Die Mächtigen lügen und das Volk lügt. Alle Menschen, die um Einfluss buhlen, scheinen zu lügen. Das ist ein Problem, besonders in der digitalen Welt, in der Lügen schnell viral gehen, ohne dass ein Staatsapparat oder die Medien ihre Propagandamaschine anwerfen müssen. Es geschieht einfach so, weil die Lüge, in bestimmten Kreisen, konveniert. Man könnte auch sagen, dass die Emanzipation der Lüge in der digitalen Welt für die Mächtigen ungünstiger ist, weil sich diese Lügen schlechter steuern lassen als zuvor.

Verschwörungstheorien konvenieren dabei ebenso wie die weniger ausgefeilten, unwahren Behauptungen. Täuschungen, die viele Menschen ansprechen. Die Pizza-Connection der Clintons und die finsteren Pläne von Bill Gates, Geheimorganisationen, die die Weltherrschaft anstreben und natürlich die Finanzmarktverschwörungen, die gern als antisemitisch gebrandmarkt werden, entweder weil sie antisemitisch sind oder weil man sie durch den Antisemitismusvorwurf gut diskreditieren kann.

Das ist auch schon fast egal, denn Lügen werden gern mit Gegenlügen bekämpft, weil das, was die Menschen nun mal am besten können, eben das Lügen ist.

„Arme kleine Wahrheit“, kann man da nur ausrufen.

Interessant ist jedenfalls der Klassenstandpunkt zum Lügen. Denn wenn die Mächtigen ebenso lügen wie das Volk und umgekehrt, wo bleibt dann die Wahrheit? Ist sie das Produkt, der Mittelweg, die Differenz oder der Quotient aus den gegensätzlichen Lügen von Machthabern und Volk? Oder ist sie eine vollkommen eigenständige Kategorie, mit der weder die Mächtigen noch das Volk etwas anfangen können?

Man könnte sich auf den Standpunkt zurückziehen, dass die Wahrheit eben einfach die Tatsache ist, dass ständig gelogen wird. In Zeiten der digitalen Fake-News auf Twitter, Facebook, Google und in den Mainstreammedien ist diese Behauptung durchaus verführerisch. Zeigt sie doch, dass Lügen in digitalen Gesellschaften ein ganz anderes Ausmaß angenommen haben und die Wahrheit quasi verdrängen. Es geht ja um die Emanzipation der Lüge in der digitalen Demokratie.

Allerdings erscheint das zu einfach. Denn es gibt ja die Wahrheit, es gibt sie überall, auch im Netz. Nicht jede Wahrheit wird bestritten, nicht immer setzt sich die Lüge durch.

Denken wir an die Corona-Pandemie, die man, beim besten Willen, nicht leugnen kann. Sie ist einfach da und wird vielen Menschen zum Verhängnis, die Maßnahmen gegen die Pandemie allerdings auch, vielleicht sogar noch mehr.

Trotzdem hat sie sich als etwas erwiesen, was sich nicht weglügen lässt, was sich aber durch Lügen der Mächtigen durchaus formen und verwenden lässt. Der Versuch verschiedener Stakeholder, auf der Pandemie zu reiten und ihre eigenen Interessen dabei nach vorn zu bringen, auch global, ist unverkennbar. Die Globalisten nehmen jedenfalls den Mund ziemlich voll und selten beschreibt das, was sie von sich geben, die Realität, man könnte auch sagen, selten ist es wahr.

Ob World Health Summit, Great Reset oder Green New Deal. Es handelt sich immer um Pflänzchen aus einem ganz besonderen Gewächshaus, die irgendwo in der Wüste Gobi, Sibirien oder Patagonien keinen Tag überleben würden. Es sind Pflanzen, die ausschließlich in den Konferenzräumen dieser Welt gedeihen, kontrollierte Halluzinationen, die aber, durch die digitale Verbreitung, ihren Weg ins allgemeine Bewusstsein finden, auch wenn sie den Realitäten auf diesem Erdball nicht entsprechen. Denn die sind weder grün noch nachhaltig, noch fair und schon gar nicht gesund!

Natürlich ist es eine Unverschämtheit, Ideale als Lügen zu bezeichnen, aber absurd ist es nicht.

Die grüne Transformation, von der überall geredet wird, passt in allen angemahnten Maßnahmen zum Zustand der Erde in etwa so gut wie ein nachhaltig produziertes Tiny House im Wert von fünfzigtausend Euro zu den Slums von São Paulo.

Plastikverpackungen nehmen zu und werden auch für Biolebensmittel genutzt, der Verbrauch von Einwegbechern ist explodiert und Wähler der Grünen sind eifrige SUV-Fahrer. Also hat sich auch bei uns an der Ökobilanz nichts verbessert, obwohl die Grünen so tun, als stünden wir kurz vor der ökologischen Offenbarung.

Auf Grund eines typisch menschlichen Phänomens, das man als „kognitive Dissonanz“ bezeichnet, ist das aber eher ein ökologischer Offenbarungseid. Es wird einfach anders gehandelt, als gedacht und geredet, und zwar diametral entgegengesetzt. Zu behaupten, dass wir uns überhaupt nur in Deutschland, nicht in Europa oder gar weltweit, in einer ökologischen Transformation befänden, ist eine ganz dicke Lüge, auch wenn sie als Ideal daherkommen mag.

Die einen machen aus diesen nachhaltigen Lügen falsche Hoffnungen für die Welt und die anderen Verschwörungstheorien. Ohne das Internet jedenfalls wären diese Ideen, die weit von der Realität in den meisten Ländern der Erde abweichen und die auch nicht die Beziehung der Länder untereinander, wie sie sind, erfassen, nur blasse Einwohner einer Schreibtischschublade. Mehr nicht.

Es gibt aber ein historisches Beispiel, dass große Ideen die Welt verändern können, wenn auch nicht zum Guten.

Karl Marx hat, ganz ohne Internet, auf einer recht wahren Analyse des Kapitalismus eine ziemlich unwahre Utopie des Kommunismus errichtet, vielleicht, weil er die Wahrheit nicht aushielt. Vielleicht auch, weil es die erste Emanzipationsstufe der Informationsgesellschaft war, die eine solche Lüge durch Zeitungen, Flugblätter und erschwingliche Bücher verbreiten half. Vielleicht waren es auch die mörderischen, kapitalistischen Massenereignisse wie der Erste Weltkrieg, die bei der Verbreitung dieser Utopie halfen. Jedenfalls gewann am Ende eine Idee, die konsequent über die wahre Natur der Menschen hinweglog, in der Meinung, man müsse sie nur mit allen Mitteln umerziehen. Diese Idee der Umerziehung ist geblieben, von den chinesischen Kommunisten bis zu den deutschen Grünen, der Kapitalismus aber ist überall zurückgekehrt.

Die Wahrheit lässt sich eben, auf lange Sicht, nicht aufhalten, genauso wenig wie eine Pandemie.

Das ist das Beruhigende, wenn man bedenkt, mit welcher Macht die Lüge die Welt im Griff hält und gerade ihren digitalen Siegeszug feiert. Sowohl bei den Mächtigen, als auch beim Volk.

Am Ende obsiegt die Wahrheit, in welcher Form auch immer. Ob als Einsicht oder als Katastrophe oder als späte Einsicht nach der Katastrophe. Sie wird kommen!

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

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Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“. Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.

Bild: Shutterstock
Text: Gast
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