Die Meinungsmanipulation bei Youtube nimmt immer groteskere Formen an: Das Unternehmen, das zu Google gehört – dem selbst ernannten Vorkämpfer für das Gute –, hat jetzt die Initiative #allesdichtmachen und ihre Videos aus seinen Suchergebnissen entfernt. Wer jetzt auf der Plattform nach den kritischen Streifen sucht, die sich satirisch und sarkastisch mit der Corona-Politik der Bundesregierung auseinandersetzen, findet nichts mehr. Bzw. er findet in erster Linie Videos, die diese Streifen zerreißen.
Mein erster Gedanke zu dieser Politik von Google bzw. Youtube war die Erinnerung an Stalin. Der ließ Menschen, die ihm nicht – mehr – passten, einfach aus Bildern wegretuschieren. Sein bekanntes Motto lautete: „Ist der Mensch weg, ist auch das Problem weg.“ Diese Assoziation mag hart sein. Doch sie kam mir unwillkürlich. Die Dreistigkeit, mit der Google – und auch andere Internet-Giganten – mittlerweile in die Meinungsbildung eingreifen und diese manipulieren, ist längst zu einer großen Gefahr für die Meinungsfreiheit, den Pluralismus und die Demokratie geworden. Die Zensur bei Youtube hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, wie man es sonst eher aus autoritären Staaten kennt. Die Unterdrückung der Meinungsfreiheit wurde damit in einer Art Outsourcing durch ein privates Unternehmen übernommen, das faktisch ein Monopol hat. Einer der Hintergründe dieser erschreckenden Entwicklung ist das sogenannte Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Dieses Regelwerk aus Deutschland fand auch in Autokratien Beifall und Nachahmer.
Pikanterweise bestätigt der US-Riese mit seinem Vorgehen genau das, was in einem der nun so diskret versteckten regierungskritischen Videos gesagt wird: “Dank Corona hab ich gelernt zu schweigen”, so die Aussage einer der Schauspielerinnen, die an der Aktion #allesdichtmachen teilnimmt, in ihrem Video. Insgesamt wurden die Streifen innerhalb von 48 Stunden mehr als 10 Millionen mal aufgerufen. Ginge es Youtube ums Geschäft und nicht um Meinungsmanipulation, müssten die Videos ganz oben in den Suchergebnissen zu finden sein.
Die Aktion, die nicht nur die Corona-Politik, sondern auch die einseitige Berichterstattung in den Medien aufs Korn nimmt, sorgte für massiven Hass und Hetze von großen Teilen des Medien- und Kulturbetriebs. Der nordrhein-westfälische WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin (SPD) forderte sogar, dass die Teilnehmer der Aktion nicht mehr für die öffentlich-rechtlichen Kanäle tätig sein sollten. Also eine Art Berufsverbot. Später löschte der Sozialdemokrat den Tweet.
Die Initiatoren von #allesdichtmachen wollen nun gegen die Löschung aus den Suchergebnissen juristisch vorgehen. Der Hamburger Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel will entsprechende Schritte einleiten.
PS: Gibt man auf Google selbst #allesdichtmachen als Suchbegriff ein, wird zumindest bei den ersten Suchergebnissen weder in der normalen Suche noch in der Videosuche die Seite der Aktion selbst angezeigt. Bei Benutzung des Suchworts ohne Hashtag wird die Seite der Aktion allerdings ganz oben angezeigt.
Bild: graja/Shutterstock
Text: br
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