Von Vera Lengsfeld
Was man längst voraussehen konnte, tritt jetzt ein: Die „Klimarettung“ führt weltweit in die Energiekrise. Nicht nur, weil der Gaspreis förmlich explodiert, sondern weil immer mehr „Erneuerbare“ das Stromnetz destabilisieren. Deutschland, das keinen Flughafen mehr bauen, keine verlässliche Katastrophenhilfe mehr leisten und keine ordentlichen Wahlen mehr durchführen kann, besteht aber in seinem Größenwahn darauf, der Welt bei der Klimarettung ein Vorbild sein zu wollen. Es steigt parallel aus Atomenergie und Kohlestrom aus, obwohl dies die einzigen Energien sind, die noch zur Aufrechterhaltung der Grundlast beitragen.
Die neue Regierung, egal, wie sie am Ende aussieht, wird daran nichts ändern. Sie übersieht, wie auch ihre Vorgängerin, den rosa Elefanten im Raum und konzentriert sich auf die Durchsetzung ihrer ideologischen Flausen. Keine Diskussion über den drohenden Arbeitsplatzverlust – VW allein kündigt den möglichen Abbau von 30.000 Stellen an, weil die Produktion auf Elektroautos umgestellt werden soll, obwohl die kommende Energieknappheit bereits dazu geführt hat, dass in anderen Ländern die Ladesäulen stundenweise abgestellt werden müssen. Nicht mit der Sicherung der Energieversorgung beschäftigen sich die zukünftigen Koalitionäre, sondern damit, wie man die verschiedenen Wahlversprechen angesichts leerer Kassen finanzieren kann, ohne die Steuern zu erhöhen, und ohne dass man die Schuldenbremse außer Kraft setzen muss.
Weil das ziemlich kompliziert ist, obwohl Olaf Scholz schon verschiedene Modelle vorgearbeitet haben muss, geht man erstmal die leichteren ideologischen Vorhaben an. Der Öffentlichkeit wird verheißen, dass die neue Regierung die Cannabis-Abgabe in die Hand nehmen will, angeblich um das Leben den Drogendealern schwer und den Rauschgift-Konsumenten leichter zu machen.
Das ist wunderbar sozial gedacht, denn wenn im Winter das Licht ausgeht und die Heizung ausfällt, können sich wenigstens die Junkies dieses Landes in ihre bunten Träume flüchten.
Den Steuergeldbeschaffern wird diese Fluchtmöglichkeit versperrt bleiben. Sie müssen dafür sorgen, dass in der politisch herbeigeführten Krise wenigstens eine Grundversorgung möglich bleibt. Schon jetzt gibt es erhebliche Lieferschwierigkeiten, davon kann jeder Handwerker ein Liedchen singen. In manchen Fabriken ist bereits Kurzarbeit angesagt oder die Räder stehen ganz still, weil die Zulieferung von benötigten Teilen ausbleibt, aber die Sondierer beschäftigen sich damit, wie man eine Politik zur „Kontrolle des Klimas“, die wir laut Annalena Baerbock, gescheiterte Spitzenkandidatin der Grünen und angeblich bereits designierte Außenministerin, verloren haben, zurückgewinnen kann. Die Kommunisten haben immerhin noch so getan, als ginge es ihnen um das Wohl der Menschen, wenn auch nicht den gegenwärtigen, aber den zukünftigen. Die grünen Ideologen und ihre willigen Helfer tun nicht einmal mehr so, als würde sie das Schicksal der Menschen interessieren.
Angesichts rasant steigender Energiepreise verkündet Katarina Barley (SPD): „Die Kilowattstunde, die ich nicht verbrauche, ist am billigsten.“ Aha, schaltet einfach das Licht und die Heizung aus, dann habt ihr keine Finanzierungsprobleme! Dieses Statement scheint an Dreistigkeit kaum noch überbietbar zu sein. Aber es geht immer noch dreister. So kommentierte der Wirtschaftsredakteur des WDR, Detlef Flintz, in einem Tagesthemen-Kommentar so: „Er ist da, der Preisschock. Gut so! Denn nur, wenn Öl und Gas spürbar teurer werden, kriegen wir die Erderwärmung in den Griff.“
Das sagt ein Mann, dessen Monatseinkommen über 10.000 Euro liegen soll, und der garantiert nicht auf Wärme und Licht verzichten muss – und sei es, weil er schon einen Dieselgenerator samt Dieselvorrat im Keller gebunkert hat. Auf mehr Windräder und Solarenergie könnten „wir“ nicht warten, sondern „sollten froh sein, dass wir GEZWUNGEN werden, Konsum und Produktion zu ändern“.
Das ist in etwa das Niveau von Friedrich dem Großen, der nach der verlorenen Schlacht bei Kolin seinen fliehenden Soldaten nachrief: „Ihr verfluchten Racker, wollt ihr denn ewig leben?“
Die Arroganz der Macht wird hier sekundiert durch die Arroganz der Medienmacher, die wir subventionieren müssen, obwohl sie uns verachten. Dabei sind sie es, die ignorant und ahnungslos sind.
Barley, als sie für ihre Äußerung kritisiert wurde, legte nach und empfahl allen, die sich Sorgen machen, ob sie im Winter ihre Rechnungen für Licht und Wärme bezahlen können, dass man sich ja neue Fenster einbauen lassen könne, um den Energiebedarf zu senken.
Zieht euch warm an! Dieser Winter wird eiskalt!
Dieser Artikel ist zuerst auf Vera Lengsfelds Blog erschienen.
Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle. Sie finden ihn hier.
Text: Gast