Widerstand in der Schweiz gegen 3G Hunderte Betriebe wollen Regelung boykottieren

Während in Deutschland bereits über 2G und sogar 1G nachgedacht wird, und man zunehmend den Eindruck hat, der Gehorsam sei aus der deutschen Geschichte wieder auferstanden, wehren sich in der Schweiz Unternehmer gegen die Einführung der 3G-Regel. „Hunderte Betriebe haben angekündigt, sich der Zertifikatspflicht zu widersetzen und auch künftig allen Leuten Zutritt zu gewähren“, berichtet das Blatt „20 Minuten“ – die meistgelesene Zeitung der Eidgenossenschaft.

Seit Montag müssen Betreiber von Restaurants, Fitnesszentren, Museen, Hallenbädern das tun, was für ihre Kollegen in Deutschland schon lange Pflicht ist: Gäste auf das Covid-Zertifikat überprüfen. Daraufhin haben sich Unternehmen auf Internet-Foren zusammengeschlossen, auf denen sie „garantieren“, dass sie alle Kunden gleichbehandeln und keine Zertifikate von Kunden fordern werden. Faktisch ist das eine Ankündigung des Ungehorsams gegenüber der staatlichen Corona-Politik. Einige der Aufmüpfigen rückten laut „20 Minuten“ von ihrer Absicht ab, nachdem der Bundesrat die Regelung bestätigt hatte. Andere hielten jedoch daran fest und sprachen mit der Zeitung darüber: „Allerdings wollen fast alle anonym bleiben. Wieder andere legen das Telefon auf.“

Widerstand gegen die neue Regelung kann Unternehmer teuer zu stehen kommen: Die Strafen beginnen bei 100 Franken (92 Euro) für Gäste, und reichen bis zu 10.000 Franken (9.200 Euro) sowie einer Schließung für Unternehmen.

Rund 3.500 Betriebe haben sich auf der Website Animap.ch eingetragen. Das Portal verspricht, niemanden zu diskriminieren. Es heißt dort, dass eingetragene Firmen ausdrücklich darauf verzichten, „Kundinnen und Kunden auf ihren Gesundheitszustand anzusprechen oder den Vorweis von Gesundheitsdokumenten zu verlangen. Dabei berufen sie sich auf das Diskriminierungsverbot und die Wirtschaftsfreiheit in der Bundesverfassung.“

Allerdings ergaben Recherchen von „20 Minuten“, dass nicht alle auf der Seite aufgeführten Betriebe an ihrem Widerstand festhalten. Einige gaben an, dass sie sich an die Regelung halten werden; wieder andere verweigerten eine Antwort. Manche gaben zwar Auskunft, aber nur unter der Bedingung der Anonymität. Was angesichts der hohen Strafen, die drohen, auch keine Ausnahme sei, so das Blatt.

Nicht verstecken gegenüber der Zeitung wollte sich Patrik Aufdenblatten vom Restaurant Walliserkanne in Zermatt. Er kündigte an, alle Gäste zu bedienen. Und er sagte, er habe auch keine Angst vor Strafen. Mehrere Anwälte hätten ihm gesagt, dass die Zertifikatspflicht gesetzeswidrig sei, so der Gastronom: „Wie kann es legal sein, wenn es für die Parlamentarier und im Öffentlichen Personenverkehr nicht gilt?“

Die Betreiberin eines Cafés im Kanton St. Gallen sagte „20 Minuten“: „Ich lasse wohl alle rein, komme, was wolle.“ Ihr Lokal befinde sich auf dem Land und sei ein Treffpunkt der Dorfbevölkerung: „Die Entscheidung fällt mir nicht leicht, aber ich arbeite alleine im Café, da kann ich nicht noch Zertifikate kontrollieren.“

Die Wirtin fügte hinzu, dass sie es unfair finde, Leute zu diskriminieren, die sich nicht impfen lassen können oder wollen. Ein Barbetreiber im Kanton St. Gallen, der von „20 Minuten“ angefragt wurde, kündigt die Schließung seiner Bar an: „Das ist mir lieber, als jemanden wegen des fehlenden Zertifikats diskriminieren zu müssen.“ Er überlege sich, eine Partei zu gründen, um etwas zu verändern und den Menschen einen Treffpunkt für politischen Austausch anbieten zu können, sagt der Barbesitzer.

Auch in Deutschland gab es während des Lockdowns Initiativen von Unternehmern, die ankündigten, sich gegen die Schließung zu wehren. In den meisten Fällen blieb es aber bei den Ankündigungen. Wie sich das in der Schweiz entwickeln wird, bleibt abzuwarten. In Deutschland gab es jedenfalls bislang im Gegensatz zur Eidgenossenschaft auch keine größeren Ankündigungen, die 3G-Regeln zu boykottieren.

https://twitter.com/FranzBranntwe10/status/1437718834522304518

 

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
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Bild: Boris Reitschuster 
Text: br

 

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