„Es waren nicht nur Einzelne, die abscheuliche Menschenversuche zum Beispiel mit Impfstoffen durchgeführt haben… Es waren nicht nur Einzelne, die renommierte Wissenschaftler entlassen haben oder die Entlassung ihrer Kollegen widerspruchslos hinnahmen. Es waren nicht nur Einzelne, die schlechte Wissenschaft gemacht haben und alle moralischen Schranken eingerissen haben. Es war auch nicht nur die Institutsleitung, die das RKI auf die Linie des Regimes brachte….
Fast alle haben mitgemacht oder geschwiegen….“
Diese Worte stehen auf der Homepage des Robert Koch-Instituts. Unter der Überschrift: „Das Robert Koch-Instituts im Nationalsozialismus: Stellungnahme zu den Forschungsergebnissen“ legte Jörg Hacker, der frühere Chef des RKI, im Jahr 2008 die Schlussfolgerungen dar, welche die oberste Bundesbehörde aus ihrer Vergangenheit schließen sollte.
Weiter ist dort zu lesen:
„Für die Verletzung der Würde und der körperlichen Unversehrtheit gibt es zu keiner Zeit der Welt eine Rechtfertigung, auch wenn die Mehrheit ein solches Verhalten toleriert oder gar fordert.“
Und:
Fälle von Zivilcourage, von Protestbekundungen gegen das staatliche, das institutionelle und das individuelle Vorgehen sind nicht bekannt. Die Medizinhistoriker haben aus einzelnen Arbeitszeugnissen das Bemühen herausgelesen, Mitarbeitern durch eine positive Beurteilung den Weg in eine neue Stelle – in der Regel im Ausland – zu erleichtern. Wir hätten uns mehr Courage im RKI erhofft.
Das Fazit in dem Text:
Die wichtigste Lehre aus dieser Zeit: jeder Einzelne, innerhalb wie außerhalb des Instituts, kann und muss Rückgrat beweisen. Diskriminierung und emotionale Verrohung, Schutz von Tätern oder eine Unterscheidung in wertvolle und weniger wertvolle Menschen dürfen wir nie hinnehmen.
Ich lasse diese Sätze ganz bewusst für sich selbst stehen.
Ohne jeden Kommentar.
Ohne jede Bezugnahme auf andere Zeiten.
Mündige Leser können ihre Schlüsse selbst ziehen.
Bild: Shutterstock
Text: br
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