Was wusste Michael C. Stenger? Kronzeuge stirbt wenige Stunden vor Anhörung zum Sturm auf das Kapitol

Von Kai Rebmann

Was geschah am 6. Januar 2021 vor, während und nach dem Sturm auf das Kapitol wirklich? Die offizielle Version, wonach der damals bereits abgewählte, aber noch amtierende Präsident Donald Trump seine Anhänger dazu animiert haben soll, gewaltsam in das Kapitol einzudringen und die Bestätigung des Wahlausgangs durch den Senat zu verhindern, geriet in den vergangenen Wochen gehörig ins Wanken. Immer mehr Zeugen meldeten sich zu Wort, die von „bezahlten Demonstranten“ aus dem linken Spektrum berichteten, die sich unter die Trump-Anhänger gemischt und entscheidend zu der brutalen Eskalation beigetragen haben sollen. Eine dieser Stimmen war Michael C. Stenger, der am Tag der Ausschreitungen als Seargent-at-Arms für die Sicherheit im Kapitol verantwortlich war. Nach heftiger Kritik musste Stenger am Tag nach dem Kapitolsturm zurücktreten. Auch Steven Sund, dem Polizeichef des Kapitols, und Paul Irving, Stengers Vize, wurden die Stühle vor die Tür gestellt.

David gegen Goliath
Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Trotz vorheriger Warnungen soll der damalige Sicherheitschef des Senats es unterlassen haben, rechtzeitig Unterstützung durch die Nationalgarde anzufordern, so der an Stenger gerichtete Hauptvorwurf im Zusammenhang mit den Ereignissen rund um den 6. Januar 2021. In einer späteren Anhörung vor dem Senat äußerte Stenger seinen Verdacht, dass der Mob von „bezahlten Demonstranten“ unterwandert gewesen sein könnte und deutete an, dass es Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhauses, selbst gewesen sein soll, die die Einberufung der Nationalgarde verhindert habe. Nähere Angaben dazu, wer die tatsächlichen Unruhestifter seiner Meinung nach waren, machte Stenger vor dem Senat zwar nicht, jedoch stand schon damals der Verdacht im Raum, dass es sich dabei um Linksextreme mit Verbindungen zum FBI gehandelt haben könnte.

Stenger will dem Ausschuss neue Beweise vorlegen – und stirbt einen Tag vorher

Vor dem von den Demokraten geführten Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses hat Michael Stenger bisher aber noch nicht ausgesagt. Und dazu wird es auch nicht mehr kommen. Erst vor wenigen Tagen hatte der Ausschuss für viele Beobachter durchaus überraschend angekündigt, den ehemaligen Sicherheitschef des Senats als Zeugen vernehmen zu wollen. Damit sollte Stenger die Gelegenheit zu einer Aussage gegeben werden, in deren Rahmen dieser offenbar „neue Beweise“ vorlegen wollte. Der Termin war für den Dienstag angesetzt, am Montag vermeldeten mehrere US-Medien den „plötzlichen“ Tod Stengers. Der langjährige Sicherheitschef des Senats sei leblos in seinem Haus in Falls Church (Virginia) aufgefunden worden, wie es hieß. Die Familie des 71-Jährigen bestätigte die Berichte, machte ansonsten aber keine weiteren Angaben. Laut Fox News soll Stenger an Krebs gelitten und sich sein Gesundheitszustand zuletzt deutlich verschlechtert haben.

Als wäre allein die zeitliche Nähe zwischen geplanter Vernehmung als Zeuge und dem „plötzlichen“ Tod Stengers nicht schon verdächtig genug, wirft das Verhalten der Behörden weitere Fragen auf. Die Polizei lehnte eine Stellungnahme zu den Umständen von Stengers Tod kategorisch ab und auch sonst wurde von offizieller Seite nichts über eine mögliche Todesursache oder weitere Hintergründe bekanntgegeben. Eine Obduktion sei jedoch nicht angeordnet worden, da an Stengers Tod nichts Verdächtiges zu erkennen sei, wie die Staatsanwaltschaft in Virginia glaubt. Diese Einschätzung werden die Ermittler wohl exklusiv für sich beanspruchen können.

David
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Sebastian Portillo / Shutterstock
Text: kr

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