Von Kai Rebmann
„Wenn du erkennst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steig ab.“ Diese alte Weisheit, die den Dakota-Indianern zugeschrieben wird, ist in Deutschland noch nicht überall angekommen, am allerwenigsten in Berlin. Das Bundesgesundheitsministerium mit Karl Lauterbach (SPD) an der Spitze gilt dabei als Epizentrum der hartnäckigen Realitätsverweigerer. Die Impfkampagne ist für jedermann gut erkennbar zum Stillstand gekommen. Daran haben weder die vierte Impfung noch der als Wundermittel angepriesene „neue Impfstoff“ etwas geändert. Letztmals ließ sich in Deutschland am 5. Mai 2022 eine sechsstellige Zahl Menschen impfen. Die seit einigen Monaten zunehmenden Berichte über Impfschäden sowie dubiose Studien zur angeblichen Sicherheit und Wirksamkeit der „Impfstoffe“, die immer häufiger auch den Weg in die Mainstream-Medien finden, haben offenbar zu einem schrittweisen Umdenken in der Bevölkerung geführt. Ebenso dürfte vielen Bürgern nicht entgangen sein, dass Corona außerhalb von Deutschland kaum noch eine Rolle spielt.
Einen Karl Lauterbach ficht das alles nicht an. Eisern hält er an seiner Impfkampagne fest und klammert sich an sie, als sei sie der letzte Strohhalm zu seinem Machterhalt – was wahrscheinlich sogar stimmt. Dabei schreckt der Bundesgesundheitsminister nicht einmal mehr von offensichtlichen wie auch dreisten Lügen zurück. Am 27. September twitterte Lauterbach: „Die 7-Tage Inzidenz steigt weiter. Bisher werden die neuen Impfstoffe zu wenig genutzt. Lieber 4. Impfung als 2. Infektion. Jede Infektion bringt erneut die LongCovid Gefahr.“ Damit suggerierte der Gesundheitsminister, dass die (vierte) Impfung eine Infektion verhindern könne. Das Gegenteil ist der Fall, was auch Karl Lauterbach nicht entgangen sein sollte. Reitschuster.de hat dennoch nachgefragt und wollte wissen, auf welcher wissenschaftlichen Grundlage dieser Lauterbach-Tweet basiert. Dessen Sprecher Hanno Kautz teilte dazu mit: „Aussagen des Ministers kommentieren wir nicht. Studien zu Corona-Impfstoffen sind öffentlich zugängliche Quellen.“ Wohlgemerkt, wir hatten nicht um einen Kommentar der Aussage gebeten, sondern wollten eine an sich sehr einfache und allgemein verständliche Frage beantwortet haben. Wenn es dabei aber um das evidenzbefreite Geschwurbel des Bundesgesundheitsministers geht, scheint dies zu viel verlangt zu sein.
Berliner Radiosender will wieder Impfbusse losschicken
Aller Impfmüdigkeit in weiten Teilen der Bevölkerung zum Trotz gibt es aber noch treue Unterstützer der Impfkampagne, wenn auch nur sehr vereinzelt. Zu ihnen gehört etwa der in Berlin ansässige Radiosender Energy. Auf seiner Homepage kündigt der private Sender den Einsatz seines „Energy Booster Bus“ an, der am 13. und 14. Oktober durch die Straßen der Hauptstadt rollen soll. „Wir machen dich Corona-fit für den Herbst“, versprechen die Lauterbach-Adjutanten. Darunter findet sich folgender Text: „Langsam aber sicher müssen wir es uns eingestehen, es ist Herbst. Und das ist seit zwei Jahren ja leider nicht nur reine Erkältungszeit, sondern auch Coronazeit. Auch in diesem Herbst bleibt die Bewältigung der Pandemie eine Herausforderung. Noch immer infizieren sich täglich Menschen mit der hochansteckenden Omikron-Variante. Wenn du dich neu impfen oder einfach boostern lassen willst, dann machen wir es dir jetzt so einfach wie möglich.“
Panikmache und Alarmismus, wie sie ganz nach dem Geschmack von Karl Lauterbach sein dürfte. Begriffe wie „Pandemie“ oder „hochansteckende Omikron-Variante“ kommen darin ebenso selbstverständlich vor wie entwarnende Hinweise fehlen, etwa auf den in der Regel sehr milden Verlauf der Omikron-Variante. Um so viele Menschen wie möglich noch für die Impfung gewinnen zu können, heißt es in der Mitteilung weiter: „Der Energy Booster Bus kommt zu dir! Wir unterstützen die Vor-Ort-Initiativen des Bundesministeriums für Gesundheit und kommen zu dir ins Büro, die Werkstatt oder wo du auch sonst gerade arbeitest, und impfen dich und deine Kollegen mit dem an die Omikron-Subvarianten angepassten Impfstoff.“
Corona-Propaganda auch in Berliner Bussen und Bahnen?
In den Impfzentren, sofern sie es noch gibt, herrscht seit Monaten gähnende Leere. In der Hauptstadt gibt es im Ring-Center in Friedrichshain nur noch ein einziges dieser Impfzentren, wie die „Berliner Zeitung“ berichtet. Viel los sei dort nicht, obwohl dort der neue Impfstoff verabreicht werde, wie die Kollegen schreiben. Oder vielleicht gerade deshalb? Nach langem Suchen und geduldigem Warten konnte dann aber doch noch ein Impfling aufgespürt werden, der sich eigenem Bekunden zufolge seine „zweite Booster-Impfung“ abgeholt hat. Bemerkenswert ist allerdings, wie der Mann die Entscheidung für diesen neuerlichen Schuss begründet. Es gehe ihm „auch“ um seine Gesundheit. Im Vordergrund steht aber wohl etwas anderes. „Außerdem wolle er sich gerne absichern, für den Fall, dass doch noch mal neue Maßnahmen kommen“, wie es in dem Bericht heißt.
Da ahnt wohl schon jemand, dass Karl Lauterbach nicht lockerlassen wird, bis auch der letzte Bundesbürger wieder hinter der Maske verschwunden ist und nur noch „vollständig Geimpfte“ am öffentlichen Leben teilnehmen dürfen. Ab 1. Oktober 2022 gilt als „vollständig geimpft“ nur noch, wer mindestens drei Injektionen oder alternativ zwei Spritzen plus eine Infektion nachweisen kann. Darüber hinaus droht die unverhältnismäßige und völlig willkürliche Wiedereinführung der FFP2-Maskenpflicht, etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln (außer Flugzeug), Krankenhäusern oder Arztpraxen. Nach offizieller Lesart haben die Bundesländer dabei freie Entscheidungsgewalt, darauf verzichten werden aber wohl nur die wenigsten.
Manchem scheint es mit dem Comeback der FFP2-Masken aber gar nicht schnell genug gehen zu können. Nachdem unsere Redaktion Hinweise erreicht haben, wonach in den Bussen und Bahnen des Berliner Verkehrsbetriebs schon seit längerer Zeit offenbar Durchsagen wie diese zu hören sind: „Liebe Fahrgäste, auch weiterhin gilt in Bussen und Bahnen die Pflicht, eine FFP2-Maske zu tragen.“ Oder in der S75: „Liebe Fahrgäste, denken Sie an die Einhaltung der 3G-Regel und tragen Sie eine FFP2-Maske!“ Handelt hier jemand unter vorauseilendem Gehorsam oder weshalb wird hier auf tatsächlich nicht existierende Vorschriften und Regeln Bezug genommen? Auch hier hat reitschuster.de nachgefragt, in diesem Fall bei der S-Bahn Berlin GmbH, ob diese Durchsagen so oder in sinngemäßer Weise in Bussen und Bahnen getätigt werden. Die Anfrage wurde bereits am Montag gestellt und blieb bis heute unbeantwortet.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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