Von Kai Rebmann
Die willkürliche Verunstaltung der deutschen Sprache wird von einer überdeutlichen Mehrheit ihrer Sprecher und Schreiber abgelehnt, von Deutschland über die Schweiz und Österreich bis nach Südtirol. Der Rechtschreibrat und Linguisten betonen immer wieder, dass das Gendern nicht mit den gängigen Vorgaben vereinbar sei. Journalisten und Autoren müssen bei der Wahl ihrer Stilmittel frei bleiben. Trotzdem – oder gerade deshalb? – treibt der Gender-Wahn immer seltsamere Blüten.
Und jetzt das: In Österreich wird offenbar mindestens ein Verlag faktisch zum Gendern gezwungen. Die Verwendung einer „gendergerechten Sprache“ sei Bestandteil eines Fördervertrags mit dem Sozialministerium, wie es in einem Schreiben des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) heißt. Dort erscheint unter anderem das Verbrauchermagazin „Konsument“, das im vorliegenden Fall zum Stein des Anstoßes wurde.
Leserbrief bringt Wahrheit ans Licht
Ein Leser der Zeitschrift hat wohl festgestellt, dass in den „Konsument“-Artikeln seit einiger Zeit auffällig oft gegendert wird, vorzugsweise offenbar mit dem Doppelpunkt, der „alle Geschlechter“ – ausdrücklich also auch die angeblichen – ansprechen soll. In der Folge bat er die Redaktion um eine Erklärung für den plötzlichen Hang zu dieser politisch korrekten, aber orthografisch falschen Ausdrucksweise.
Die Antwort wirft ein fragwürdiges Licht auf das von Johannes Rauch (Grüne) geführte Sozialministerium. In dem Schreiben wird unter anderem auf die „soziale Verantwortung“ der Redaktion verwiesen, die damit einhergehe, auf „gesellschaftliche Veränderungen“ zu reagieren. Das beziehe sich auch auf „die Art und Weise, wie wir mit unseren Leser:innen“ kommunizieren, es sollten alle „österreichischen Konsument:innen“ angesprochen werden.
Der VKI habe daher beschlossen, „ab dem Jahr 2023 in sämtlichen Publikationen (Print und Online) sowie in der gesamten schriftlichen Kommunikation gendergerechte Formulierungen zu verwenden.“ Klarer Fall: Hier sind ideologiebehaftete Redakteure am Werk und wollen ihren Lesern die eigene Überzeugung aufzwängen. Nicht ganz bzw. nicht unbedingt!
Denn dann folgt der Hammer: „Darüber hinaus ist die Vorgabe zur Verwendung einer gendergerechten Sprache Bestandteil unseres Fördervertrags mit dem Sozialministerium. Diese Vorgabe wird nun im gesamten VKI umgesetzt.“
Geld gegen Gesinnungsjournalismus?
Dass sich Politiker Journalisten kaufen oder diese sich für ihre Arbeit in Diensten der Regierung bezahlen lassen, ist leider nicht ganz neu. Anders sieht es dagegen beim staatlich auferlegten Zwang zum Gendern aus. Denn um nichts anderes handelt es sich, wenn einem kleinen Verlag, der mutmaßlich auf das Geld aus Wien angewiesen ist, mit der Streichung eben dieser Förderung gedroht wird. Jedenfalls wurde bisher kein ähnlich gelagerter Fall bekannt.
Die FPÖ sieht sich aufgrund der staatlichen Gender-Doktrin in höchster Alarmbereitschaft und formulierte am 12. Mai 2023 eine parlamentarische Anfrage an das Sozialministerium. Darin wollen die Freiheitlichen unter anderem wissen, welche weiteren Bestandteile dieser Fördervertrag enthält, was bei Nichteinhaltung der jeweiligen Vorgaben passiert oder wie viele dieser Verträge in Österreich gegebenenfalls noch mit weiteren Verlagen geschlossen wurden.
Der Skandal erinnert ein wenig an die deutsche Autorin Sabine Mertens, deren Beitrag von einem Bonner Verlag eigenmächtig gegendert worden war, wogegen sie sich gerichtlich und letztlich auch mit Erfolg zur Wehr gesetzt hat.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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