Was denken die Deutschen wirklich über den Lockdown? Exklusive Umfrage von INSA

In den großen Medien bekommt man den Eindruck, die große Mehrheit der Deutschen stünde hinter der Verschärfung der Corona-Maßnahmen und unterstützte die Regierungen mit ihrem harten Kurs. Meine persönlichen Eindrücke laufen dem entgegen. Ob in der Silvesternacht, als kräftig geböllert wurde, auf Berlins Stadtautobahn, die sogar gestern, am Sonntag, gut gefüllt war, oder in den Naherholungsgebieten im Umland mit vollen Parkplätzen. Oder in meinem Umfeld, in dem eine Mehrheit die Verschärfungen kritisch sieht. Weil solche persönlichen Eindrücke aber immer täuschen können, und man ja nur einen winzigen Teil der Realität mit eigenen Augen mitbekommt, wollte ich es genau wissen. Und habe beim Meinungsforschungsinstitut INSA eine Umfrage in Auftrag gegeben. Dabei war folgende These vorgegeben, und die mehr als 2000 via Telefon und online repräsentativ Befragten konnten ihr zustimmen oder sie verneinen: „Ich bin gegen die am Dienstag von der Ministerpräsidentenkonferenz und der Bundeskanzlerin beschlossene Verschärfung der Corona-Maßnahmen in Deutschland.“

Das Ergebnis ist eindeutig: eine klare Mehrheit von 60 Prozent der Deutschen unterstützt die Verschärfungen. Nur 24 Prozent sind gegen sie.

Männliche Befragte sind etwas öfter gegen diese Verschärfungen als weibliche (26 zu 22 Prozent):

Befragte ab 60 Jahren sind deutlich häufiger für die am Dienstag beschlossenen Verschärfungen als die jüngeren Befragten (75 zu 47 bis 61 Prozent). Jüngere Befragte zwischen 18 und 39 Jahren sind etwas häufiger dagegen (29 bzw. 30 zu 17 bis 27 Prozent).

Auch ein Ost-West-Gefälle ist zu bemerken:

Befragte aus dem Osten Deutschlands sind häufiger gegen die neuen Verschärfungen der Corona- Maßnahmen als Befragte aus dem Westen (31 zu 23 Prozent). Dennoch sind sowohl Befragte aus dem Osten als auch aus dem Westen absolut-mehrheitlich für die Verschärfungen (Osten: 53 zu 31 Prozent, Westen: 62 zu 23 Prozent).

Auch die Aufschlüsselung nach Erwerbstätigkeit ist interessant:

Erwerbstätige Befragte sind häufiger gegen die Verschärfungen der Corona-Maßnahmen als nicht erwerbstätige (28 zu 21 Prozent).

Normalerweise haben Fragestellung und Interpretation ganz wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis von Umfragen und die Schlussfolgerungen, zu denen man kommt. In diesem Fall ist weniger Interpretationsspielraum gegeben als üblich – aber vorhanden ist er durchaus. Dazu weiter unten mehr.

Man kann auch spekulieren, dass ein Teil derjenigen, die gegen die Maßnahmen sind, diese nicht weitgehend genug finden. Oder Befürworter erleichtert sind, dass es nicht noch härter kam. Aber das dürfte eher eine marginale Zahl sein. Man kann auch lange diskutieren, inwieweit das massive Schüren von Angst in den großen Medien einer der wesentlichen Faktoren für die hohe Zustimmung zu der Verschärfung ist. Und inwieweit Freiheit in Deutschland ein hoch geschätztes Gut ist.

Das aktuelle Ergebnis wirft auch weitere Fragen auf. Noch vergangene Woche ergab ein Umfrage, dass  44 Prozent der Menschen in Deutschland, also fast jeder zweite, (noch) weniger zufrieden sind mit der Corona-Politik in der zweiten Welle als mit der in der ersten. Diese Umfrage erfolgte vor den Verschärfungen. War die Unzufriedenheit dahingehend, dass vielen die Maßnahmen nicht weit genug gingen? Das liegt damit zumindest auf der Hand.

Eine andere Betrachtungsweise wäre jedoch, dass immerhin 40 Prozent entweder unzufrieden sind mit der Verschärfung, unschlüssig oder keine Angaben machen. Die könnten sich dann mit den 44 Prozent Unzufriedenen von vergangener Woche überschneiden. Und 40 Prozent sind, auf die Bevölkerung hoch gerechnet, mehr als 33 Millionen Menschen – und fast jeder Zweite im Lande. Auf Dauer kann man bei einer so stark polarisierenden Frage wie dem faktischen Freiheitsentzug schlecht harte Maßnahmen durchsetzen, solange vierzig Prozent nicht dahinter stehen. 33 Millionen reichen auch aus, um die Autobahnen zu füllen und die Naherholungsgebiete. Und die Maßnahmen zu unterlaufen. Aber da wären wir schon wieder bei der Interpretation und der ewigen Frage, ob das Glas halb voll oder halb leer ist.

Bitte machen Sie noch mit bei der Leser-Umfrage unten, wie Sie selbst als Befragter geantwortet hätten. Und lesen Sie in Kürze hier, wie die Befragten es einschätzen, dass die Bundesregierung bei der Bestellung und Verteilung der Impfstoffe gegen COVID-19 der Europäischen Kommission den Vorrang ließ und die Bestellungen für alle Länder gemeinsam verhandelte und entschied.

Diese Umfrage haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit Ihrer Unterstützung ermöglicht. Realisierbar ist dieses Gegenhalten gegen die Meinungs-Monokultur und das betreute Informieren in den großen Medien nur mit Ihrer Unterstützung! Helfen Sie mit, setzen Sie einen Akzent gegen das Framing: direkt hier via Paypal oder Überweisung (IBAN DE92 1001 1001 2629 8468 32, N26 Berlin). Verwendungszweck: Meinung ohne Framing.

Wie stehen Sie zu dieser Aussage: "Ich bin gegen die am Dienstag von der Ministerpräsidentenkonferenz und der Bundeskanzlerin beschlossene Verschärfung der Corona-Maßnahmen in Deutschland."



Bild: Krakenimages.com/Shutterstock
Text: br


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