Von Daniel Weinmann
Auffallen um jeden Preis, lautet die Devise der radikalen Klimabewegung Extinction Rebellion. Ihre jüngste Idee teilten die Chaoten am vergangenen Samstag via X (früher Twitter) so mit: „Heute haben wir erneut beschlossen, mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion die bevorstehende endgültige Versenkung von 42 000 Tonnen Giftmüll (Asbest, Arsen, Zyanid) unter Europas größtem Grundwasserspiegel anzuprangern!“
Ihre glorreiche Idee: Sie färbten das durch die elsässische Stadt Colmar mäandernde Flüsschen Lauch im besten Wortsinn giftgrün. Bürgermeister Éric Straumann zeigte sich wenig amüsiert. Am vergangenen Sonntag berichtete er, dass die Anwohner an der Wasseroberfläche der Lauch zahlreiche tote Fische gesehen hätten, die durch das Auslaufen des Farbstoffs gestorben seien. Er selbst habe „mehr als ein Dutzend“ gezählt, „was abnormal ist, weil man so etwas normalerweise nicht sieht“. „Das Produkt sollte eigentlich schnell verschwinden, aber das Wasser ist immer noch grün“, erklärte er am Montagnachmittag gegenüber „Le Figaro“, 48 Stunden nach der Aktion.
Auf Facebook machte Straumann seinem Ärger Luft: „Der Urheber der Tat wurde von den Brigades Vertes identifiziert. Wir setzen das Verfahren gegen diese Person fort“, schrieb er und verurteilte die von den Umweltschützern verursachte „Verschmutzung“. Die Stadt denkt inzwischen darüber nach, Strafanzeige gegen die Klima-Extremisten zu erheben. Die Aktion sei „inakzeptabel“, so Straumann – obwohl er selbst die Anliegen der Aktivisten unterstütze. Die Farbe habe nicht nur Fische getötet, sondern auch „visuellen Schaden“ in Colmar angerichtet.
Aktionen als »notwendige, staatsbürgerliche Pflichten«
Extinction Rebellion Strasbourg reagierte am Montagabend in einer Pressemitteilung auf die Anschuldigungen und behauptete, dass bislang „kein materieller Zusammenhang zwischen der Färbung der Lauch und dem Tod dieser Fische nachgewiesen werden konnte“. Die Bewegung räumte lediglich ein, von Videos Kenntnis zu haben, auf denen zwei tote Fische an der Wasseroberfläche zu sehen sind, doch laut den Aktivisten war einer der beiden Fische bereits vor ihrer Aktion gestorben.
Im September 2019 gab es in Zürich eine ähnliche Aktion, als Extinction Rebellion Zürich die Limmat grün färbte. Dabei sei es darum gegangen, ein höheres Rechtsgut zu schützen, rechtfertigte ein Sprecher der Gruppe die Aktion gegenüber der „NZZ“. Es sei, wie wenn man die Tür eines brennenden Hauses einramme, um Menschenleben zu retten: „Unsere Aktionen zivilen Ungehorsams sind in diesem Lichte als notwendige, staatsbürgerliche Pflichten zu sehen.“
Aujourd'hui, nous avons décidé une nouvelle fois encore, de dénoncer avec une action de visibilité, l'enfouissement définitif prochain des 42 000 tonnes de déchets toxiques (amiante, arsenic, cyanure) sous la plus grande nappe phréatique d'Europe ! #destocamine #stocamine pic.twitter.com/UOKNv82eh1
— Extinction Rebellion Strasbourg (@XR_Strasbourg) September 16, 2023
Manche Fachleute bezweifeln, dass der verwendete Farbstoff Fluorescein Fischsterben verursacht. Er wird unter anderem eingesetzt, um das Wasser in Chicago am St. Patrick’s Day zu färben oder um unterirdische Wasserläufe zu verfolgen oder Lecks in Rohrleitungssystemen zu identifizieren. „Wir sehen keinen Zusammenhang zwischen dem eingeleiteten Fluorescein und dem Fischsterben“, sagte Eric Krauser, Abteilungsleiter beim französischen Amt für Biodiversität (OFB) im Département Haut-Rhin, gegenüber den „Dernières Nouvelles d’Alsace“.
Selbst, wenn Krausers Analyse zutreffen sollte: Es wäre keine Legitimation für die öko-radikalen Aktivisten von Extinction Rebellion, das Weltklima mit systematischem Rechtsbruch zu retten.
Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!
„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Gabor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinnsoldaten“ und einer „medialen Kampfmaschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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