EU-Kommissarin wollte „Weihnachten“ streichen Wegen Diskriminierung

Von Kai Rebmann

Wer kennt sie nicht? Malika und Julio, die im Stall zu Bethlehem über das Jesus-Kind wachen und Besuch von den Hirten sowie den Weisen aus dem Morgenland bekommen. Glaubten Generationen von Christen noch, die weltlichen Eltern des Messias hießen Maria und Josef, sollte damit jetzt Schluss sein. Zumindest, wenn sich ein sogenannter „Leitfaden“ der EU-Kommission für Gleichstellung durchgesetzt hätte.

Deren Chefin, EU-Kommissarin Helena Dalli aus Malta, fordert darin die Abschaffung vermeintlich zu wenig inklusiver Begriffe wie „Weihnachten“ oder eben „Maria und Josef“. Diese und weitere Begriffe würden alle in Europa lebenden Nicht-Christen ausschließen. Deshalb sollte es „Ferienzeit“ anstatt „Weihnachtszeit“ heißen oder aus „Maria und Josef“ sollten „Malika und Julio“ werden.

Entlarvende Begründung

Mit den vorgeschlagenen Änderungen wollte die EU allen in Europa lebenden Menschen zeigen, dass sie „unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion und ethnischer Zugehörigkeit“ geschätzt und „anerkannt“ würden. Schon diese Wortwahl – „in Europa lebenden Menschen“ – lässt erahnen, worum es hier vor allem geht.

Denn: Kaum ein Europäer würde mit der Weihnachtsgeschichte und den darin verwendeten Begriffen fremdeln, geschweige denn sich dadurch diskriminiert fühlen. Tatsächlich wurde das christliche Abendland durch kaum ein Ereignis so geprägt wie durch die Geburt Jesu. Und dabei geht es noch nicht einmal um die sehr individuelle (Glaubens-)Frage, ob sich das alles auch wirklich so zugetragen hat, wie es überliefert ist.

Vor allem die Begründung zur Namensänderung von Maria und Josef lässt aufhorchen. Diese müssten durch „europäischere Namen“ ersetzt werden, wird in dem Leitfaden gefordert. Tatsächlich stammt „Malika“ aber aus dem Arabischen und bedeutet dort „Königin“.

Einen sehr viel europäischeren Namen wie Maria wird die Malteserin hingegen kaum finden. Es ist freilich alles andere als Zufall, dass dieser weibliche Vorname auch heute noch, insbesondere in katholisch geprägten Ländern und Regionen, zu den am weitesten verbreiteten gehört.

EU-Pläne ‚noch nicht ausgereift‘

Dass die Christen in Europa – zumindest vorerst – weiterhin „Weihnachten“ feiern sowie „Maria und Josef“ besingen können, ist auf „heftige Proteste“ nicht zuletzt aus der katholischen Kirche zurückzuführen. So zitiert die „Berliner Zeitung“ etwa Kardinal Jean-Claude Hollerich, der der EU-Gleichstellungskommission „antireligiöse Voreingenommenheit“ vorwirft und klarstellt, dass Weihnachten eine „europäische Realität“ sei und als solche unverhandelbar.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin geht hingegen davon aus, dass Dalli und ihre Kommission die Begriffe „Gleichstellung“ und „Gleichmachung“ miteinander verwechselt haben müssen. Unter „vielen diversen Beiträgen“, die das heutige Europa geformt hätten, bezeichnete er das Christentum als einen der wichtigsten, „wenn nicht gar den wichtigsten“.

Ganz vom Tisch scheinen die EU-Pläne aber noch nicht zu sein. Helena Dalli räumte lediglich ein, dass der vorliegende Leitfaden „noch nicht ausgereift“ sei und daher nicht den „Qualitätsstandards“ der EU-Gleichstellungskommission entspreche. Soll übersetzt wohl heißen: Was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Vielsagend klingt auch Dallis Kommentar zur Ablehnung des von ihr verantworteten Vorschlags: „Die Richtlinie sollte die Diversität der europäischen Kultur darstellen und die inklusive Haltung der Kommission zeigen.“ Zumindest an letzterer dürften indes ohnehin nie ernsthafte Zweifel bestanden haben.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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