Das besonders Verrückte an diesen Zeiten, in denen wir leben, ist: Immer, wenn man glaubt, es könne einen nichts mehr überraschen und schlimmer könne es gar nicht mehr kommen, wird man eines Besseren belehrt. Um das Ausmaß meines Schocks deutlich zu machen, muss ich vorwegnehmen, dass es mich bereits tief entrüstet hat, als ich Berichte las, denen zufolge es nach Corona zu einer regelrechten „Rückgabe-Welle“ von Haustieren in die Tierheime kam.
Manche Menschen hatten sich mit ihnen den grausamen Lockdown erleichtert – und sie dann wie Zigaretten weggeschmissen nach Benutzung.
Dass es Ähnliches inzwischen auch mit Kindern gibt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ein befreundeter Geistlicher aus dem Ausland machte mich auf die Geschichte aufmerksam – und kommentierte den entsprechenden Link in der ihm typischen Art mit nur zwei Worten: „Volle Antichristen.“
Das mache ich mir nicht zu eigen, aber seinen Schock teile ich.
„Wir haben unser drei Monate altes Baby zur Adoption ausgeschrieben – wir haben einfach nicht die Zeit, um uns um sie zu kümmern“ – dieses Zitat des Elternpaares ist die Überschrift des entsprechenden Artikels in der britischen Zeitung „The Sun“.
Das dreimonatige Mädchen habe „einfach nicht zu unserem Lifestyle gepasst“ – so die Begründung des Paares für seine Entscheidung. Seine Frau Catherine sei seit der Geburt „nicht besonders interessiert an ihrer Tochter Elizabeth“ gewesen, so der Vater. Seine Gattin sei deshalb schon zwei Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gegangen.
Sie seien beide „Workaholic“ und Catherines Mutter, die mit dem Paar zusammenlebt, habe sich die meiste Zeit um das Kind gekümmert.
Laut einem Gespräch des Vaters mit dem Portal „Reddit“ trat seine Frau nur dann in Interaktion mit der Tochter, wenn die etwas brauchte. Sie nahm das Baby auch nie zu sich, wenn es heulte.
Dem Bericht zufolge reagierte die Mutter der Frau, die bei dem Paar lebt, entsetzt über dessen Entscheidung. Möglicherweise soll sie nun ihre eigene Enkelin adoptieren.
Auf die Frage eines Reddit-Nutzers, warum er seine Frau seiner Tochter vorgezogen habe, sagte der Mann laut dem Bericht: „Ich kann mich an ein Leben ohne meine Tochter erinnern.“ Sich an das Leben ohne seine Frau zu erinnern, falle ihm dagegen schwer.
„Ich liebe meine Tochter, verstehen Sie mich nicht falsch, und es wäre keine leichte Aufgabe, sie zu adoptieren. Aber sie zu behalten könnte meine Frau unglücklich machen – macht sie tatsächlich unglücklich“, so der Mann weiter: „Was ich letztendlich will, ist das Beste für Catherine und Elizabeth und ich denke ehrlich gesagt, dass dies die beste Option für alle sein könnte.“
In den Kommentaren auf Reddit losten diese Aussagen heftige Empörung aus. Ein Nutzer schrieb: „Dieser Typ hört sich an, als hätte er überhaupt keine Emotionen.“ Ein anderer kommentierte: „Die gehen mit dem Aussetzen ihres Kindes um, als sei es eine Transaktion zwischen zwei Geschäftsparteien.“
Ein weiterer Nutzerkommentar lautete wie folgt: „Diese Leute klingen wie Roboter oder Außerirdische, die menschliches Leben ausprobieren.“ Ein anderer Leser empörte sich: „Wer schafft bei klarem Verstand ein ganzes empfindungsfähiges Leben, kümmert sich ein paar Monate darum, es zu erziehen, und sagt dann einfach: ‚Oh, das ist nichts für uns‘?“
Ein weiterer Nutzer kommentierte spitz: „Das einzig Sinnvolle, was diese Leute taten, war, das Baby jemandem zu geben, der es lieben würde.“
Einige Nutzer äußerten aber auch Verständnis. Einer oder eine schrieb: „Das ist meine größte Angst, wenn es darum geht, Kinder zu kriegen. Aber das ist auch der Grund, warum ich nie welche hatte und immer zwei Formen der Empfängnisverhütung anwende.“
Ein anderer Leser schreibt: „Der Mangel an Schuldgefühlen hier ist es, was mich am meisten aufwühlt. Ich hatte mehr Emotionen, als ich mich von Hunden verabschieden musste, die ich ein paar Tage lang gepflegt habe.“
Tatsächlich ist die Nachricht aus Großbritannien in meinen Augen ein Menetekel für eine Gesellschaft, die sich selbst entfremdet und von ihren Wurzeln regelrecht abgetrennt ist. Auch wenn das natürlich nicht alle Menschen in westlichen Gesellschaften betrifft – es greift doch massiv um sich und nimmt immer schlimmere Formen an. Die Auswüchse ähnlicher Empathielosigkeit in der Politik haben wir in den vergangenen Jahren bis zum Erbrechen über uns ergehen lassen müssen.
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