Ein Gastbeitrag von Boris Blaha
Die erste Version des Sozialismus beruhte auf den von Marx entdeckten Naturgesetzen der Geschichte. Für seine deutschen Anhänger hatte dieser gesetzliche Verlauf den großen Vorteil, dass man sich um die gegenwärtige Lage des damaligen Kaiserreichs keine großen Gedanken machen musste, denn es war ja von vorn herein ausgemacht, wo das Ganze enden wird: im Zusammenbruch der bürgerlichen, kapitalistischen Gesellschaft. Dessen war man ganz sicher. Man übernahm von den protestantischen Endzeitsekten den kommenden Weltuntergang, verkürzte die Zeitspanne und übertrug die christlichen Tugenden Glaube und Hoffnung auf die Weltrevolution. Man konnte sich daher beruhigt um wichtigere Dinge kümmern, die Entwicklung den Gesetzen überlassen und sich gemütlich auf den Tag X vorbereiten, an dem einem die volle Macht wie von selbst in den Schoss fallen würde. Der Rest war eine reine Organisations- und Modellierungsfrage und da es sich bei den ersten Genossen überwiegend um Handwerker handelte, wussten sie, wie man das mit der Neuen Gesellschaft und dem Neuen Menschen machen muss, ein bisschen absägen hier, ein bisschen die Ecken und Kanten rund feilen dort, was vorlaut hervorragt auf ordentliches Gleichmaß zurecht stutzen und den Materialausschuss entsorgen.
Da es sich aber um Geschichte und nicht Natur handelte, hatten die Marxschen Gesetze so ihre Tücken. Die Geschichte verzettelte sich in lauter unterschiedliche Geschichten und diese machten auch noch, was sie wollten und hielten sich einfach nicht an die Marxschen Vorschriften. So brach unglücklicherweise die erste kommunistische Revolution ausgerechnet im ökonomisch rückständigsten Land des damaligen Europas aus. Man erfand aberwitzige intellektuelle Verrenkungen, um die widerspenstige Wirklichkeit wieder mit einer Theorie zu versöhnen, an der aus religiösen Gründen nicht gezweifelt werden durfte. Man stelle sich vor, die frühen Christen hätten bei den ersten Konflikten gesagt, tut uns leid, wir haben uns in Gott geirrt, es gibt jetzt doch wieder mehr als einen. Zum Glück war der sozialistische Adressatenkreis von eher beschränktem politischem Verstand, da musste nur die neue Parteilinie vehement verkündet, Abweichlern und Zweiflern mit der ganzen Härte der Partei gedroht werden, dann schluckten die das schon.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Verelendungstheorie angesichts von Waschmaschinen, Autos und jährlichem Urlaub in Italien an Überzeugungskraft. Mit der unzuverlässigen Geschichte war kein Sozialismus mehr zu machen. Ohne Apokalypse keine Massenmobilisierung. Es musste etwas Neues her. Man verlagerte das Gesetz in die Natur und machte zwischen Verbrauch und Ressourcen eine einfache Rechnung auf. Heraus kam die nächste drohende Katastrophe – die Grenzen des Wachstums. Auch dieser Versuch, eine stabile Herrschaftsideologie für Aktivisten in die Welt zu setzen, krankte an der begrenzten Fantasie seiner Erfinder. Bei jedem vorhergesagten „Ende des Erdöls“ Termin gab es mehr Vorkommen als je zuvor. Die fleißigen Rechner und Untergangsverkünder waren erneut blamiert. Das Problem: Erdölvorkommen sind eine Sache der zuverlässigen Erfahrung, man bohrt und findet etwas oder auch nichts. Wenn etwas hervorsprudelt, ist es wirklich da, es riecht, es klebt, es macht die Finger schmutzig.
Der lachende Hase im Schnee
Der dritte groß angelegte Versuch startete irgendwann in den 80ern. Geschichte ging nicht, Natur auch nicht, man suchte etwas, was nicht so leicht von jedem hergelaufenen Skeptiker überprüfbar war – so kam man aufs Klima. Da braucht man schon riesengroße Rechner, um das auszurechnen, das ist nichts für Otto Normalverbraucher, kann er sich gar nicht leisten, und all die Daten, die man dafür einspeisen muss, hat er zum Glück auch nicht. Der Trick: man musste nur den Leuten etwas als wirklich verkaufen, was in Wirklichkeit gar nicht da war, denn Klima ist, so steht es in jedem Lexikon, ein mit meteorologischen und statistischen Daten errechneter Mittelwert. Ein Mittelwert ist aber kein Bestandteil der erfahrbaren Wirklichkeit. Unser alter Statistik-Professor hatte uns Studenten damals noch mit einem einfachen Beispiel davor gewarnt, Statistik mit der Wirklichkeit zu verwechseln. Wenn Sie einmal links und einmal rechts am Hasen vorbei schießen, sagte er, ist der Hase statistisch gesehen tot. Der tatsächliche Hase hält sich aber bei diesen Schießkünsten den Bauch vor Lachen. Klima hat deswegen einen großen Vorteil: Es lässt sich nicht erfahren. Sie können nicht vor die Tür gehen, zu ihren Gästen zurück kommen und stolz verkünden: Ich habe gerade Klima xy getroffen. Erfahren lassen sich nur Wetterphänomene. Wenn es regnet, wird man ohne Schirm nass und wer bei Kälte zu dünn angezogen draußen herum rennt, holt sich den Schnief, das wussten schon die Großeltern.
Was auf der einen Seite wie ein Mangel aussieht, macht auf der anderen seinen großen Erfolg aus. Man muss Klima einfach glauben. Man braucht nur wie bei der Verbreitung des Christentums seine Jünger und Missionare in die ganze Welt hinaus schicken, die medialen Verbreitungswege kontrollieren wie seinerzeit die Bücher im Kloster und schon funktioniert es mit dem Klimaschwindel. Das gefährliche Lachen wird Euch vor lauter Angst schon vergehen. Irgendwie scheint aber auch das nicht so ganz zu klappen. Während die globale Propagandamaschinerie jeden Monat den heißesten Monat seit Menschengedenken verkündet, posten in den sozialen Medien die unverbesserlichen Selbstdenker Bilder vom Schnee im Garten. Alles wie immer im April.
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Dieser Beitrag erschien zunächst auf Hannah-Arendt.de.