Von Ekaterina Quehl
Der neueste Fall der Diffamierung, in dem die SPD die AFD öffentlich als Kothaufen dargestellt hat, hat mich auf das Thema Entmenschlichung und Herabwürdigung von Gegnern als Methode gebracht.
In einem Balkendiagramm über soziale Gerechtigkeit hat die Partei die AFD als Kothaufen-Emoji dargestellt. Dieses Diagramm wurde dann bei der ARD veröffentlicht und somit für die breite Öffentlichkeit sichtbar.
Diese Art, durch eine sprachliche oder symbolische Herabwürdigung, politische Gegner oder Andersdenkende zu diffamieren, ist kein Einzelfall. Seit vielen Jahren beobachten wir, wie viele Politiker und Medien auf diese Weise versuchen, einen fairen Diskurs zu vermeiden. Indem sie sich über die Gegner moralisch und rhetorisch erheben und diese auf etwas reduzieren, das weder Respekt noch Würde verdient.
„Nazi-Schlampe“, „Nazis keulen“, „Wenn Faschisten sterben, jammern Demokraten nicht“, „Blinddarm der Gesellschaft“, „Was die Ratten in der Zeit der Pest waren, sind Kinder zurzeit“, Faschos, Schwurbel-Minister, Aluhüte – die Terminologie ist bekannt. Sie benutzen gerade diejenigen, die sich am lautesten wegen „Hass und Hetze“ beschweren und Toleranz predigen.
Zuvor habe ich immer diejenigen, die sich dieser herabwürdigenden Rhetorik bedienen, als niveaulose und zum Teil infantile Persönlichkeiten eingeordnet.
Doch so einfach ist es nicht.
Entmenschlichung und Herabwürdigung haben tiefe Wurzeln in Ideologien und Propaganda. Im Nationalsozialismus war die Sprache systematisch gelenkt, Gegner wurden als „Ungeziefer“ und „Schädlinge“ bezeichnet. Sprachlenkung und Entmenschlichung dienten der Durchsetzung der Herrschaft einer Gruppe über alle anderen. Das Duden-Wörterbuch des Cornelsen-Verlags, das „seit nunmehr 145 Jahren“ „Sicherheit und Orientierung bei allen sprachlichen Belangen“ bietet und sich heute auf „Gender-neuterale Anrede“ und „Gendern für Profis“ spezialisiert, hatte in den 1930er und 1940er Jahren Einträge wie „Rassenschande“, „Vierteljude“ und „Volksschädling“.
Warum greifen Medien oder Politiker dazu, kritische Stimmen und politische Gegner so zu behandeln?
In mehreren Studien wurde bereits untersucht, wie Dehumanisierung durch Rhetorik im politischen Diskurs öffentliche Meinung beeinflusst. Es ist eine Methode, die die Öffentlichkeit gegen den politischen Gegner aufladen und somit eine mögliche Zusammenarbeit mit ihm verhindern kann. Beleidigungen und infantile Beschimpfungen, Methaphern und Bildsprache wirken schneller und stärker als nüchterne Argumente. Sie aktivieren Assoziationen und Gefühle. Wie das Kothaufen-Diagramm zeigt, bleibt die emotionale Wirkung einer solchen Darstellung selbst nach deren Löschung bestehen.
Und wenn ein Gegner moralisch minderwertig dargestellt wird, dann wird er nicht mehr als diskussionswürdig angesehen. Sind kritische Stimmen während der Corona-Zeit als „Blinddarm der Gesellschaft“ abgetan, dann ist es auch viel leichter, ihre gegnerischen Standpunkte nicht mehr als legitim anzuerkennen. Sind AfD-Mitglieder als Faschos und die AfD selbst als ein Kothaufen abgetan, dann ist es viel leichter, sie als solche zu behandeln: Ohne Respekt, ohne Würde und ohne Sachlichkeit. Wie Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal neulich einem AfD-Vertreter den Handschlag verweigerte, ist ein gutes Beispiel dafür.
Ist auch im Mainstream-Diskurs der Gegner entwertet, so sind seine Wähler oder Anhänger ebenfalls entwertet. Öffentliche Meinung kann beeinflusst werden, Spielräume für Akzeptanz sind enger, mediale Präsenz kann gesteuert werden.
Zudem ist es auch eine Nutzen-Frage: Für Medien ist es einfacher, eine entwürdigende Parole zu reproduzieren, als eine komplexe und sachliche Argumentation zu führen oder sämtliche Gegenpositionen sorgfältig zu behandeln. Man braucht sich auch nicht die Mühe zu machen, sich an den Fakten zu orientieren.
Besonders das Beispiel mit der Mär vom „Geheimtreffen“ veranschaulicht, wie stark die emotionale Wirkung einer solchen Aktion sein kann. Selbst wenn inzwischen nachgewiesen wurde, dass nichts an der skandalösen Correctiv-Aktion wahr war, sitzt das Bild vom angeblichen „Geheimtreffen“ noch in den Köpfen von vielen Menschen. Und Emotionen wie Wut, Hass und Angst wirken immer noch nach. Weil der Mechanismus auf der emotionalen Ebene viel stärker greift. Und Begriffe wie „Deportationspläne“ sofort Trigger aktivieren, die auf historische Traumata zurückgreifen. Mit Fakten kommt man dann nicht mehr durch, egal wie klar sie auf der Hand liegen.
Doch das eigentliche Problem liegt nicht in der Herabwürdigung selbst, sondern in ihrer Normalisierung. Was früher als Ausrutscher galt, wird heute als „klare Haltung“ verkauft. Eine stabile und reife Demokratie kann Meinungsunterschiede im öffentlichen Diskurs ertragen – unabhängig davon, wie man zur Gegnerseite steht: Ob man AfD-Anhänger oder Linker ist, ob man sich mit Biontech gegen Covid impfen ließ oder die Sicherheit der Impfung in Frage gestellt hat usw. Wenn eine Gruppe die moralische Hoheit übernimmt, eine andere Gruppe für minderwertig zu erklären, nur weil sie andere Ansichten hat, dann ist von einer Demokratie keine Rede mehr. Deshalb sind solche sprachlichen Eskalationen und Herabwürdigungen nicht nur eine Methode, sondern auch ein Ausdruck gesellschaftlichen Versagens. Denn dort, wo der Gegner nur noch Zielscheibe ist, hat sich die Gesellschaft vielleicht schon von ihrem demokratischen Kern verabschiedet.
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Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.
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