Es ist eine unglaubliche Geschichte, die mein geschätzter Kollege Josef Hufelschulte – wieder einmal – aufgedeckt hat. Eine Geschichte, die in einer funktionierenden Demokratie weitreichende Folgen hätte. Und die im zunehmend demokratiefeindlichen „besten Deutschland aller Zeiten“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so gut wie keine Folgen haben wird. Es sei denn, dass irgend ein „Bauer“ auf unterer Ebene geopfert wird.
Man traut sich kaum, es wiederzugeben: „Für seine Aussagen in der ARD-Dokumentation „Tod und Spiele“ hat ein palästinensischer Terrorist von Olympia 1972 ein exklusives Honorar von 2000 US-Dollar bekommen. Die Hinterbliebenen der ermordeten Sportler sind fassungslos und sprechen von einem „Medienskandal“. Das schreibt Hufelschulte, ein Journalist der alten Schule, mit dem ich viele Jahre beim Focus in einer Redaktion gearbeitet und so manche gemeinsame Schlacht geschlagen habe, auf FOL. Die ARD habe ihm bestätigt, dass das Honorar geflossen sei. Entlohnt wurde damit eine Aussage des Terroristen in einer Doku über den grausamen Terrorakt, der die Welt erschütterte.
Hufelschulte schreibt weiter: „Mohammed Safady (69) rühmte sich in der im September ausgestrahlten vierteiligen ARD-Dokumentation ‚Tod und Spiele‘ für den Überfall auf die israelische Mannschaft und die Tötung der elf Sportler sowie eines bayerischen Polizisten. Die Tat sei heroisch gewesen und habe erstmals die Welt auf das Schicksal des palästinensischen Volkes hingewiesen, sagte Safady in der Doku. Er bereue nichts. Jederzeit, so das frühere Mitglied der Terrorgruppe Fatah, würde er einen neuen Auftrag zur Ermordung von Juden übernehmen.
Mit den an der Dokumentation beteiligten Sendern SWR, rbb und BR war laut Kollege Hufelschulte „vorab vereinbart, dass keine Honorare an noch lebende palästinensische Geiselnehmer gezahlt werden.“ Eine Schutzbehauptung? Später habe sich jedenfalls herausgestellt, dass der verantwortliche Produzent der Dokumentation ein Exklusivhonorar von 2000 Dollar ausgezahlt habe, sagte eine Sprecherin der ARD laut Hufelschulte.
Die Sprecherin der Opfer-Familien, Ankie Spitzer, deren Ehemann André gefesselt im Hubschrauber saß und mutmaßlich von Mohamed Safady erschossen wurde, sagte zu Hufelschulte auf Anfrage: „Für mich ist es ein Medienskandal der ARD, dass Killer für ihre menschenverachtenden Aussagen mit Geld bezahlt werden.“
Es fehlen einem die Worte, was in diesem „besten Deutschland aller Zeiten“ geschieht. Was man allein an einem einzigen Tag aus den Nachrichten an Irrsinn erfährt, war früher auf ein Jahr hochgerechnet kaum denkbar. Heute kam neben diesem ARD-Skandal ans Licht, dass ein Mörder und Kinderschänder nach seiner Verurteilung auf freien Fuß kam, weil das Verfahren zu lange dauerte. Ausschlaggebend war dafür ausgerechnet, dass die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel gegen das Urteil einlegte, um eine Sicherheitsverwahrung zu ermöglichen – also zu verhindern, dass der Mann nach Abbüßen seiner Haftstrafe auf freien Fuß kommt, weil er allgemeingefährlich ist. Nun ist er vor seiner Haftstrafe wieder frei (Bericht siehe hier).
Geht es Ihnen wie mir, dass man sich manchmal fragt: Bin ich selbst verrückt geworden oder unsere Gesellschaft?
Was stimmt nicht mit Journalisten, die es zulassen, dass Mörder sich vor der Kamera mit ihren Taten brüsten, und dann auch noch Honorar dafür bezahlen? Wie massiv muss der moralische Kompass dafür verstellt sein?
Das Unterschreiten jeglicher moralischer Mindestanforderungen geht einher mit einer völligen moralischen Selbsterhöhung: Medien und Politik wollen die Welt bzw. das Weltklima retten und am deutschen Wesen genesen lassen, sind aber nicht in der Lage, die allereinfachsten Hausaufgaben zu erfüllen.
Die Geschichte zeigt uns, wo das hinführen kann.
Leider.
Mein aktuelles Video – auch zu diesem Text: