ARD gibt vor zu fragen – Merkel tut so, als ob sie antwortet Öffentlich-rechtliche Kuschelei

Ein Gastbeitrag von Dr. Manfred Schwarz

Ganz groß war sie angekündigt worden – die Extra-Sendung der „ARD“: „Farbe bekennen“. Mit der Kanzlerin. Direkt nach der „Tagesschau“. Also zur besten Sendezeit. Die Fragen stellten der „ARD“-Chefredakteur Rainald Becker und die Leiterin des Hauptstadtbüros, Tina Hassel.

Make-up und Frisur: Wie aus dem Ei gepellt

Die Friseursalons sind in Zeiten von Corona deutschlandweit zugesperrt, aber die Haare der Menschen wachsen und wachsen, Tag für Tag, Woche um Woche. Auch die Haarpracht der Politiker? Bei Angela Merkel scheinbar nicht.

Sie kam ins „ARD“-Studio wie aus dem Ei gepellt. Sorgfältig frisiert und geschminkt. Ihre Haare waren so penibel mittelblond gefärbt, gelegt und behutsam mit Spray besprüht, dass die modern-dynamische Frisur kaum noch erinnerte an den früheren Bubikopf-Schnitt der Angela Merkel – an die Frisur, wie sie einst besonders gern von jüngeren LPG-Bäuerinnen getragen wurde.

„Topf drauf und einmal herum geschnitten – so sah Angela Merkel 1996 aus, wenn sie ans Rednerpult trat“ („Süddeutsche Zeitung“). Die Zeiten sind längst vorbei.

Für die Corona-Extrasendung hatte man in der Maske bei Merkel die dichte Schminke so professionell aufgetragen, wie es sonst nur für Top-Schauspielerinnen gemacht wird, die kurz vor dem Dreh einer Schlüssel-Szene stehen.

Mit teuren Kosmetika hatten Stylisten sogar Angela Merkels bekannt tiefe Mundwinkel-Falten so geschickt überschminkt, dass der Fernseh-Zuschauer sie kaum noch sehen konnte. Unter einer schützenden Puderschicht fühlt sie sich sichtlich sicherer – die Kanzlerin.

Frisiert und schminkt sich Merkel etwa selbst? Weit gefehlt! Sie hat Wichtigeres zu tun. Sie nimmt rund um die Uhr für Make-up und Frisur die Leistungen einer Sonder-Assistentin in Anspruch, die vom Steuerzahler bezahlt wird. Von Beruf soll sie Visagistin sein.

Kannte Merkel alle Hauptfragen längst vorher?

Im TV-Studio schien die Kabinettschefin auch inhaltlich gut präpariert zu sein. Wahrscheinlich kannte sie die Kernfragen des Interviews lange vor den Aufnahmen.

Vermutlich konnte das Küchenkabinett der Chefin so viele Stunden an der Formulierung der Antworten akribisch feilen. Gemessen daran war die „ARD“-Sendung schlicht ein Schlag ins Wasser.

Schuld waren nicht zuletzt die beiden Interviewer, die so lammfromme Fragen stellten, als würden die „Journalisten“ bezahlt vom Bundespresseamt, das bekanntlich dem Kanzleramt direkt unterstellt ist. Einer der Höhepunkte des journalistischen Opportunismus: Rainald Becker bat die Kanzlerin an einer Stelle tatsächlich untertänigst: „Lassen Sie uns teil haben an Ihren Gedanken!“

Ein Interview, das kein Interview war

Des Pudels Kern bei dieser Fernseh-Show: „Die ‚ARD‘ hat so getan, als ob sie fragt, und Merkel tut so, als ob sie antwortet“ (Boris Reitschuster).

Es hätte knallhart gefragt werden müssen, warum die EU – auf Initiative und mit ausdrücklicher Genehmigung der Kanzlerin – viel zu spät und viel zu wenig Impfmittel für EU-Länder geordert hat. Und warum es den deutschen Behörden nicht einmal gelungen ist, die ganz Alten in den Pflegeheimen zu einem Zeitpunkt impfen zu lassen, als Staaten wie Israel, Großbritannien und die USA längst sehr große Teile der Bevölkerung geimpft hatten. Aber solche Fragen wurden wohlweislich nicht gestellt.

'Im Großen und Ganzen ist nichts schief gelaufen'?

Den Impfgipfel vom Montag im Kanzleramt – mit führenden Impfstoff-Herstellern und den Spitzen-Politikern von Bund und Ländern  – degradierte Merkel zu einer bloßen Unterhaltung: „Für mich war es ein Impfgespräch.“ Immerhin räumte die CDU-Politikerin ein: „Ich habe einiges gelernt.“

Ohne auch nur den Ansatz einer kritischen Selbstwahrnehmung folgte der Grundsatz ihrer Coronapolitik: „Dass wir europäisch gemeinsam bestellt haben, das ist allemal richtig.“

Gefragt nach den umfassend missglückten Impfstoff-Bestellungen der EU, hatte Merkel die Chuzpe zu antworten: „Also, ich glaube, dass im Großen Ganzen nichts schief gelaufen ist.“

Die Bundeskanzlerin stellte die krude Behauptung auf, die Kooperation mit der Pharma-Industrie sei sorgfältig geplant gewesen. Aber dann verriet sich Merkel in der ihr eigenen Sprache selbst: „Wir haben mit der Industrie gesprochen, denjenigen, die den Impfstoff herstellen.“ „Gesprochen“? War das alles?

Es klang vielmehr so, als hätte sich die Bundesregierung in Wirklichkeit noch nie zuvor mit der Impfstoffindustrie ausgetauscht. „Nach bald fünf Wochen voller Schwierigkeiten, Berichten über Fehler und schweren Vorwürfen, den Menschen, die auf Impfungen warten, solche Erklärungen zu liefern, ist dürftig“ („Die Welt“)

Die Bundesregierung und die EU haben offenbar die rasante Entwicklung von Impfmitteln schlicht verschlafen. Die „Welt“: „Dies war einer der Kardinalfehler der EU-Impfstoffbeschaffung: Sie begann zu spät.“

Sogar Serbien ist fähiger als Deutschland

Merkel konnte auch nicht erklären, warum es sogar Serbien – im krassen Gegensatz zur Bundesrepublik – geschafft hat, eine ziemlich effektive Impfpolitik auf die Beine zu stellen. Stattdessen äußerte die Regierungschefin kaum verhohlene Vorwürfe in Richtung Ausland. Die Vereinigten Staaten etwa hätten kaum eine Dosis exportiert. Doch wer wollte das den Amerikanern wirklich vorwerfen wollen?

Die Briten hätten den Impfstoff von AstraZeneca in einer Art „Notfallverfahren“ zugelassen, erklärte die Kanzlerin mit vorwurfsvollem Unterton. Deutschland habe sich zu Recht gegen dieses Verfahren entschieden. Die Wahrheit ist: Einen Monat später ließ auch die EU unter Führung von Ursula von der Leyen (CDU) diesen Impfstoff zu. Wie endlos langsam mahlen eigentlich die Mühlen des EU-Monsters?

Dann behauptete Merkel, man müsse mit den Produktionskapazitäten hinkommen, die es in Europa gibt. Eine erstaunliche Wahrnehmung. Warum hat es das kleine Israel, das nicht größer ist als Hessen, geschafft, insbesondere im europäischen Raum so enorme Mengen des Impfstoffes zu ordern, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jetzt sogar angeboten hat, einzelne arabische Regionen und weltweit solche Menschen mit Impfdosen zu versorgen, die unter dem Holocaust zu leiden hatten?

Staaten, die dabei sind, die Corona-Pandemie erfolgreich zu bekämpfen, haben als autonome Staaten gehandelt. Sie sind nicht gefesselt durch den rundum unfähigen EU-Monsterapparat.

Ironie des Schicksals: Das national organisierte Großbritannien – welches just die fast ohnmächtige EU demonstrativ verlassen hat – macht derzeit den Deutschen vor, wie man Krisen meistert.

Merkel setzt auf „Internationalismus“ – à la DDR

Die Noch-Kanzlerin hatte – wieder einmal vorbei an Parlament und Kabinett – autoritär angeordnet, Deutschland solle die wichtigsten Grund-Kompetenzen bei der Bekämpfung von Corona in die Hände der riesigen EU-Kommission legen. Sie hätte jedoch wissen müssen, dass der extrem schwerfällige Brüsseler Riesenapparat noch nie in der Lage war, zentrale Krisen zu bewältigen.

Merkel ist der Begriff „nationale Souveränität“ ein Dorn im Auge. Sie beschimpft Staaten, die selbst die Riesen-Coronaprobleme bekämpfen wollen, frech als „Impfnationalisten“.

Die CDU-Kanzlerin setzt blind auf den „Internationalismus“. So wie sie es weiland in der DDR gelernt hat. Doch das zu hinterfragen, würde sich heutzutage kaum ein Journalist des Medien-Mainstreams trauen. Schon gar nicht das regierungsfromme Hauptstadt-Studio der „ARD“.

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

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Dr. Manfred Schwarz (Politologe): Zivillehrer an der Hamburger Landespolizeischule, dann etliche Jahre Berufsschullehrer und Dozent in der staatlichen Lehrerfortbildung (Bereich: Politik); jeweils acht Jahre Medienreferent in der Hamburger Senatsverwaltung und (nebenamtlich) Vizepräsident des nationalen Radsportverbandes BDR (verantwortlich für die bundesweite Medienarbeit / Herausgeber einer Internet-Radsportzeitung). CDU-Mitglied, sechs Jahre Mitglied des Hamburger CDU-Landesvorstands. Heute Autor für verschiedene Internetportale mit den Schwerpunkt-Themen Politik und Medien.

Bild: Halawi/Shutterstock
Text: Gast
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