Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider
Nehmen wir einmal folgende, traumhaft schöne Vision an: Es gäbe ein Land, in dem Sie pro Monat 40.000,- € bekommen. Einfach so. Nur, weil Sie da sind und selbständig atmen können. Zusätzlich zu diesem netten Einkommen bekämen Sie dazu die Kosten für eine Unterkunft, kostenlose medizinische High-Tech-Versorgung, Heizkosten und Elektrogeräte des täglichen Bedarfs. Sie hätten daneben das Recht, dass, wenn Sie es schaffen, Sie Ihre komplette Familie mit allem Zipp und Zapp nachholen dürften. Sie könnten sogar erwarten, von den Behörden in Ihrer Sprache angesprochen zu werden und die Landessprache nicht lernen zu müssen. Und damit nicht genug! Wenn Sie es clever anstellen, dann könnten Sie diese 40.000,- € monatlich gleich mehrmals bekommen. Einzige Bedingung: Sie müssen dieses Land lebend erreichen. Irgendwie.
Hand aufs Herz: Würden Sie sich auf die Socken machen? Ausweisdokumente zusammensuchen, den Rucksack aufschnallen und loslaufen? Selbst, wenn der Weg lebensgefährlich sein könnte? Wäre die Anziehung dieses Ziels groß genug für Sie? Falls Sie diese Frage mit „ja“ beantworten, dann wissen Sie, warum beispielsweise Menschen aus Niger und Afghanistan sich auf den Weg nach Deutschland machen.
Im Niger, in Afghanistan oder Burundi beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen unter 500,- €. Wenn Sie also im Niger, in Afghanistan oder Burundi hören, dass das, was Sie mit harter Arbeit im Jahr verdienen, in Deutschland im Monat für lau gezahlt wird, dann wäre es doch durchaus im Bereich des Möglichen, dass Deutschland für Sie zur Traumdestination wird.
Was Ihnen natürlich niemand dabei gesagt hat, ist, dass die gleiche Cola, für die Sie in Kabul 0,28 €, in Gitega 0,73 € und in Niamey 1,20 € zahlen, in Berlin 1,49 € (bei gewerblichem Verkauf) kostet oder dass der Liter Diesel, für den Sie in Kabul 0,61 €, in Gitega 1,41 € und in Niamey 0,99 € hinlegen, hierzulande mit 1,85 € zu Buche schlägt.
In Somalia gibt es einen offiziellen Mindestlohn von 320,15 € monatlich, drakonische Arbeitszeiten mal außen vorgelassen. Dort kostet unsere Büchse Cola 0,53 €, das Essen in einem guten Restaurant für zwei Personen ungefähr 16,- €. Die Miete in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in einem Vorort schlägt auf dieses Gehalt mit 53,- €, die Nebenkosten mit etwa 40,- € zu Buche. Selbst hier sind 500,- € lebenslange und leistungslose Atemprämie nebst vollem Krankenversicherungsschutz und „Übernahme der Miete durchs Amt“ zumindest nicht uninteressant.
Die Rechnung geht nun so, dass den deutschen Einnahmen durch das Bürgergeld die somalischen Ausgaben durch Konsum gegenübergestellt werden. Die 200,- €, die unser „Angekommener“ (ZDF-Sprachregelung) nach Hause überweist, sind dort ein Griff in die Schatzkiste, hier fehlen sie dem Neubürger an allen Ecken und Enden. Es sei denn, siehe oben, er ist schizophren und mit mehreren Identitäten hier. Dann macht das auch hier einigermaßen Spaß.
Die 8.000 Seefahrenden, die jetzt auf Lampedusa gestrandet sind – ich weiß, ich bewege mich hier im Bereich der Unterstellung, ich habe ja keinen einzigen befragt – haben sich also eher nicht wegen des Reizklimas und dem guten Essen auf den Weg nach Europa gemacht. Sie sind auch nicht aus altruistischen Gründen zur Auffrischung des Genpools oder zum Wiederaufbau der Ukraine nach Europa gekommen, sondern vermutlich mit der Hoffnung auf ein voll durchfinanziertes Leben nebst „kostenlosem“ Zahnersatz (wie Friedrich Merz so unglücklich bemerkte und absichtlich missverstanden wurde).
Die Leute sind übrigens die Besten der Besten, die das jeweilige Dorf mit Geld und guten Wünschen ausgestattet und auf die Reise geschickt hat. Die Härtesten. Die, die ein paar Tausend Kilometer zu Fuß, mit dem Fahrrad, in Bussen, Booten oder auf Tieren zurückgelegt haben. Und es überlebt haben. Die sind dann nun einmal da, sprechen keinen Piep Deutsch oder wenigstens Englisch, sind in der Mehrzahl funktionale Analphabeten, aber wissen, wie man sich wortwörtlich durchschlägt.
Kommen wir zur Preisfrage: Wie können wir diese Menschen integrieren? Und wie begeistert werden die sein, in irgendeiner Turnhalle oder schimmeligen Flüchtlingsunterkunft mit vier Leuten ein Zimmer zu teilen? Welche Perspektiven haben die hier, außer von einer grauhaarigen Trulla der katholischen Landfrauen oder einem DmD, einem „Depp mit Dutt“ gegen ihren Willen betüttelt zu werden? Die haben sich das mit dem „Ankommen“ ebenso anders wie wir vorgestellt. Sie erinnern sich an die „Familien mit Kindern“, deren Oberhaupt Gehirnchirurg oder wenigstens irgendein Facharbeiter ist? Aber selbst das funktioniert ja nicht mehr, mit dem Betütteln. Mittlerweile werden die glücklich Angekommenen einfach vor den Turnhallen aus dem Bus geschmissen und dann sich selbst überlassen, Geld gibt’s da vorne aus dem Geldautomaten, schön´n Tach noch, simsalabim.
Ich frage mich, wie es wäre, wenn die, die den Laden hier finanzieren, nach Somalia, Mali oder Burundi auswandern und von dort aus dem Home-Office arbeiten oder Dächer decken würden. Zu deutschen Einnahmen und somalischen oder malischen Ausgaben. Für unsere Verhältnisse lächerlich niedrige Lebenshaltungskosten als Pull-Faktor. Wie lange das gut gehen würde und wie lange es dauern würde, bis die Preise dort denen hierzulande angeglichen wären?
Allerdings wäre auch eine solche Auswanderung nicht ganz unriskant: Afrikaner mögen weiße Europäer in ihren Heimatländern nicht so gerne – nett ausgedrückt.
Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!
„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Gabor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinnsoldaten“ und einer „medialen Kampfmaschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere Artikel von Thilo Schneider finden Sie hier unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.
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