Ein Gastbeitrag von Iris Zukowski
Nicht genug, dass Pornografie im Internet für jedes Kind zugänglich ist – die Berliner Jusos fordern, dass Pornos nun auch im Gebühren finanzierten Fernsehen und im Biologie-Unterricht gezeigt werden. Um diesem absonderlichen Anliegen einen Pseudo-Wert zu verleihen, soll es sich um feministische Pornos handeln – eben jene Sparte, die im Internet kaum Beachtung findet. Wer im Internet nach Pornos sucht, landet im Gonzo Genre. Für Softpornos muss man sich auf eine längere Suche begeben – welches Kind tut das schon?
Pornosüchtige berichten, dass der Konsum unweigerlich dazu führt, nach immer härterem und abartigerem Material zu suchen, um eine Befriedigung zu erfahren. Will man unseren Kindern mit Feministen Pornos Lust auf mehr machen – sie motivieren, nach „echten Pornos“ zu suchen oder will man Pornoschauen von klein auf „als normal“ in die Gesellschaft implantieren? Die Fähigkeit zur Intimität und Verbundenheit mit einem Partner könnte damit bei den jungen Rezipienten geistig verödet werden.
Minderjährige sind die Hauptnutzergruppe von Internetpornografie
1997 erwirken IT-Riesen wie Microsoft und Apple in den USA die Aufhebung des Pornografie-Verbots im Internet. 2013 lehnt das Europaparlament eine Zugangssperre von Pornografie im Internet ab. Begründet wird der Beschluss mit dem Recht auf „Informationsfreiheit“ und dem Verzicht auf Zensur. Eine Wortwahl, die gut klingt im Ohr des Medien sozialisierten Bürgers und jede Kritik, an dem für Kinder frei zugänglichen Pornomarkt im Keim erstickt. Die Verletzung der Jugendschutzbestimmungen im Internet wird nicht thematisiert. Nach § 184 des Strafgesetzbuches ist es eine Straftat, dass Pornografie im Internet für Kinder zugänglich ist: „Wer einer Person unter achtzehn Jahren Pornografie zugänglich macht oder an einem Ort zugänglich macht, der von Minderjährigen eingesehen werden kann, ausstellt oder vorführt, macht sich strafbar.“
Mitnichten ist der toxische Staat bestrebt, dem Bürger „Informationsfreiheit“ zu gewähren, er zensiert Informationen wie nie zuvor. Pornografie liefert ohnehin keine faktischen Informationen, sondern zielt auf die sexuelle Stimulation Erwachsener, so war zumindest die ursprüngliche Idee. Den Politikern und der Pornoindustrie ist wohlbekannt, dass die Hauptnutzergruppe Minderjährige sind. Das Durchschnittsalter für den ersten Internet-Pornokonsum liegt bei 11 Jahren. 22 Prozent der minderjährigen Nutzer sind unter 10 Jahre alt und 36 Prozent zwischen 10 und 14 Jahre.
Was, das Europaparlament dem Bürger als „Verzicht“ auf Zensur verkauft, dient nicht unserem gesellschaftlichen Wohl – sondern der Pornoindustrie – um Milliardenumsätze zu erzielen. Die Pornoindustrie ist weltweit etwa 97 Milliarden Dollar wert.
Die Mehrheit der Pornoangebote koppelt sexuelle Lust an sexuelle Gewalt
In Pornografie, die Millionen Menschen rund um den Globus tausendfach per Sekunde im Internet anklicken, ist Gewalt gegen Frauen normal und ein essenzieller Bestandteil. 88 Prozent der beliebtesten Pornoszenen zeigen physische Gewalt gegen Frauen. 95 Prozent der Opfer von sexueller Gewalt in Pornos reagieren neutral oder mit Lust und 49 Prozent der Szenen enthalten verbale Aggressionen gegen Frauen.
Viele Bürger wissen nicht, was auf dem Pornomarkt im Internet geboten wird – Mainstream sind heute Gonzo Pornos mit bösartiger, brutaler sexueller Gewalt gegen Frauen, mit Würgen, Schlagen, Gagging, Urinieren und Gruppenvergewaltigungen, auf die das Opfer entweder passiv oder mit Lust reagiert.
Das Gehirn verankert die sexuell erregenden, gewaltvollen Bilder in seinen Strukturen und koppelt sie automatisch mit dem Trieb- und dem Lustempfinden des Konsumenten. Sexuelle Gewalt und die Erniedrigung von Frauen und Mädchen zum Lustgewinn – bestimmen die sexuelle Fantasie von vielen (jungen) Pornokonsumenten, die auf Verwirklichung in der Realität drängen. Jede dritte Frau weltweit wird laut einer 10-jährigen Studie in 161 Ländern körperlich oder sexuell missbraucht. 27 Prozent der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren erfahren sexuelle Gewalt durch ihren Partner.
Jeden Tag erleiden Frauen und Mädchen überall auf der Welt lebenslange Traumatisierungen durch sexuelle Gewalttaten. Berichtet wird kaum darüber, außer ein Opfer stirbt. Ein solcher Fall bewegt Österreich. Am 21.06.22 wird die erst 13-jährige Leonie von drei jungen Flüchtlingen (19, 20, 23 Jahre) aus Afghanistan unter Drogen gesetzt und zu Tode vergewaltigt. Sie mischen dem Mädchen Ecstasy Tabletten in einen Eistee, wodurch das Opfer körperlich und psychisch den Tätern schutzlos ausgeliefert ist. Während die Männergruppe das Kind über Stunden reihum sexuell missbraucht und die Tat filmt, erstickt Leonie. Ihr lebloser Körper wird aus der Wohnung geschafft und an einen Straßenbaum gelehnt.
Frei verfügbare Pornografie erreicht auch junge Migranten, die aus autoritären, patriarchalen Systemen kommen und ein völlig anderes Frauenbild mitbringen.
Die Londoner Portman Clinic, die Kinder und Jugendliche behandelt, die sexuelle Gewalt ausüben, bestätigt, dass das sexuelle Gewaltniveau einhergehend mit frei verfügbarer Internetpornografie deutlich angestiegen ist. Vor 10 Jahren führte Internetpornografie kaum zu sexuell-kriminellen Verhalten, heute gilt es bereits für die Mehrheit der Fälle junger Straftäter.
Oft wird der Einwand erhoben, dass es sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen schon immer gab, was leider stimmt – aber nicht das Ausmaß erklärt und entschuldigt, in der sie heute in unserer modernen Gesellschaft sogar unter Minderjährigen geschieht. Auch erotische Darstellungen aus der Antike oder dem Kamasutra sind nicht vergleichbar mit der heutigen Pornoindustrie, die rund um die Uhr im Internet kostenlos, eine entmenschlichte, gewaltvolle Sexualität als „Entertainment“ präsentiert, die sich in Kindergehirne brennt.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass Pornogucken normal ist, ohne die Inhalte und ihre Wirkung zu hinterfragen. Wir berücksichtigen auch nicht, dass die Hauptlernquelle des Menschen, das Lernen durch Beobachtung, das „Lernen am Modell“ ist – und dass es keinen Unterschied macht, ob Kinder eine Zeichentrickfigur erstaunt beobachten oder Pornodarsteller. Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen Realität und Fiktion bei der Verankerung von Eindrücken – der Grad der Erregung ist entscheidend.
Die intellektuellen Linken im Erwachsenenalter können Pornografie als ihre „Kultur“ und „sexuelle Befreiung“ feiern – doch Kindern gebührt unser Schutz vor diesem toxischen Sozialisationsagenten. Feministische Pornos sind in der Pornografisierung Nebenschauplätze, die die Zustimmung des Bürgers erfahren – weil sie als „moralisch“ wertvoll angepriesen werden – während sie von der gewaltvollen Internetpornografie und ihrer De-Sozialisations-Wirkung auf Minderjährige ablenken.
Was Gefälligkeitsstudien verschleiern und der informationsbefreite Bürger nicht erfährt, ist, dass Pornografie das Gehirn eines Kindes verändert. Dass der Konsum hochgradig suchterzeugend ist, wird in der „Informationsfreiheit“ ebenfalls verschwiegen.
Ein Kindergehirn ist in der Entwicklung begriffen, es kann (im Bereich Erwachsen-Sexualität) nicht auf Erfahrungswissen und regulierende Verstandesakte zurückgreifen, die derartige Darstellungen relativieren können. Es sind reale sexuelle Handlungen von realen Menschen, die bei hochgradiger Aufregung oder Entsetzen in ein junges Gehirn gelangen und sich lebenslang neuronal verankern. Frühzeitiger Pornografiekonsum kann die Entwicklung zu einem liebes- und bindungsfähigen Erwachsenen (neuronal) blockieren.
Einhergehend mit der verfügbaren Pornografie ist sexuelle Gewalt unter Kindern und Jugendlichen alltäglich geworden. Mehr als ein Drittel aller Sexualstraftaten werden heute von Minderjährigen begannen, die sich bevorzugt an jüngeren Opfern vergehen. Die Pornoindustrie stellt das Triebobjekt als willig oder gefügig dar, während der Mann (oder die Männer) die Situation beherrschen. Ein schwächeres Kind ermöglicht dem jungen Täter, in die Rolle des starken Mannes zu schlüpfen, der über das Opfer wie im Porno bestimmt. 13 Prozent der Mädchen und 3 Prozent der Jungen erleben sexuelle Gewalt durch ebenfalls Minderjährige. Tägliche Pornokonsumenten sind dreimal so häufig Täter als seltene Konsumenten – und sie konsumieren sechsmal so häufig Kinderpornografie. (Priebe et al, 2007)
Frei verfügbare Pornografie hat unsere gesellschaftliche Realität, unsere Werte, unsere Sexualität, unsere Beziehungen und auch unsere Rechtsprechung verändert. Sexuelle Gewalt unter Kindern ist ein vertuschter Problembereich – ebenso wie die Jugend-Gewalt in unserer Gesellschaft.
Richtersprüche, die milde Bewährungsstrafen für die Vergewaltigung von minderjährigen Opfern verhängen, sind an der Tagesordnung.
Mitgefühl oder Beistand für die Opfer gibt es nur noch selten. In der Regel steht die Tätergeschichte im Mittelpunkt der Verhandlung, um strafmildernde Umstände geltend zu machen. So wird sogar die Vergewaltigung einer 11-Jährigen (ein Kind!) lediglich mit einer Bewährungsstrafe geahndet. (s. reitschuster) Das Opfer sexueller Gewalt bleibt lebenslang traumatisiert zurück – verstärkt von dem Unrecht, das es vor Gericht erfährt. 1984 führten 22 Prozent der Vergewaltigungsanzeigen zu einer Verurteilung, in den Jahren von 2014 – 2016 sind es nur noch 7.5 Prozent.
Sexuelle Straftaten sind nie eine reine Affekthandlung, ihnen gehen immer Fantasien voraus, die heute wesentlich von der Pornoindustrie angeregt werden. Je gewaltvoller Pornografie ist, desto mehr ist der Nutzer geneigt, sexuelle Gewalt zu befürworten und selbst auszuleben. Von der Fantasie zur Verwirklichung ist es besonders für Heranwachsende nur ein kleiner Schritt – ihre Frontalhirnfunktionen sind noch nicht voll entwickelt. Regulierende Verstandesakte und das vorausschauende Denken treten hinter dem Lustprinzip zurück, wenn sich ein leichtes und wehrloses Opfer findet, um sexuelle Fantasien auszuleben.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Iris Zukowski – Diplom-Psychologin, Hypnotherapeutin und Sachbuchautorin: „Was uns heute unterhält, kann uns morgen töten.“ Ruhland Verlag 2017. Sie war einige Jahre Dozentin für Neuromarketing und ist seit 2018 SOS-Initiatorin zur Aufklärung über die weitreichenden Effekte von frei verfügbarer Pornografie.
Auf der Seite www.save-our-sexuality.org finden sich Studien und weitere Informationen zu den vielfältigen Effekten von frei verfügbarer Pornografie. Sehenswert ist auch die Dokumentation „Raised On Porn„.