Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen
Vom RKI über das Helmholtz-Institut bis zu den einzelnen Landesregierungen gibt es inzwischen so viele Empfehlungen zum Verhalten in der Corona-Pandemie, dass sich daraus ein echter, kleiner Verhaltens-Knigge ableiten lässt.
Ich möchte hier einen ersten Schritt tun, den verunsicherten Menschen in Zeiten der Pandemie eine Orientierung zu geben.
Manche Verhaltensregeln mussten allerdings von mir ergänzt werden, um menschliche Verhaltensweisen noch sicherer zu machen.
Auf uns kommt eine ganz neue Etikette zu, von der wir nicht wissen, ob sie nicht zu unserer normalen Umgangsform wird. Deshalb jetzt schon mal damit beschäftigen!
Kontaktgestaltung allgemein
Alle Kontakte werden auf mindestens eineinhalb Meter Abstand gestaltet. Geben Sie Ihrem Gegenüber das Gefühl, dass Sie ihm trotzdem nah sind. Sie können das mit den Augen signalisieren, wenn Sie eine Maske tragen (Wimpernschlag oder weit geöffnete Augen statt offener Arme).
Beachten Sie aber folgendes.
Beispielsweise sich nicht mehr die Hand geben. Beim Sprechen Abstand halten. Wenig sprechen, leise sprechen. Während des Sprechens direkten Blickkontakt meiden und nach unten schauen. Nicht lachen! Nicht schreien! Nicht schimpfen! Nicht singen, wenn andere Menschen in der Nähe oder im selben Raum sind oder diesen voraussichtlich in Kürze betreten werden. Nicht niesen oder nur in die Ellenbeuge. Niesen Sie immer nur in die eine Ellenbeuge (meine Herren), damit Sie der Dame ihres Herzens noch den anderen Arm anbieten können.
Führen Sie ein Kontakt-Tagebuch, in dem Sie alle Kontaktpersonen aufschreiben. Bitten Sie dabei auch Menschen, die Ihnen nicht namentlich bekannt sind, um die Kontaktdaten. Sie können dies auch in Form eines süßen, kleinen Poesie-Albums machen und ihre Kontaktpersonen bitten, dort einen kleinen Spruch mit Adresse und Telefonnummer einzutragen. Das wärmt das Herz!
Am Arbeitsplatz
Keine Gegenstände teilen. Am Arbeitsplatz Finger weg von der Tastatur des Kollegen. Nicht gemeinsam essen oder trinken. Mitgebrachtes Essen am Arbeitsplatz allein verzehren. Zum Rülpsen und Furzen an die frische Luft gehen (infektiöse Aerosole entstehen auch durch Rülpsen und Furzen).
Gesprächsthemen am Arbeitsplatz mit Bedacht wählen. Klagen Sie nicht über die Corona-Auflagen, sondern sprechen Sie über die Vorzüge des Home-Office. Erzählen Sie den Kollegen, wie gern Sie allein vor dem Computer sitzen und wie schön das Bild der Mitarbeiter während einer Videokonferenz auf dem Monitor aussieht. Das macht Mut! Positives Denken ist angesagt.
Kinder
Den Kindern eigenes Spielzeug geben, das andere Kinder nicht benutzen dürfen. Kein Spielzeug teilen. Kinder nur auf den Spielplatz lassen, wenn dieser leer ist. Kontakt mit anderen Kindern untersagen. Erklären Sie Ihrem Kind geduldig und wiederholt, dass es gut ist, nur einen Freund oder Freundin zu haben.
In der Öffentlichkeit
Auf der Straße. Gehen Sie nur vor die Tür, wenn Sie es müssen. Nicht nahe hinter anderen hergehen. Sprechende Personen weiträumig umgehen, Abstand von Sportlern und Fahrradfahrern halten. Abstand von Kindern halten. Andere Menschen nicht direkt ansprechen, wenn man keine Maske trägt. Auf der Straße nicht rauchen, niemandem Feuer geben. Auf dem Bürgersteig vorausschauend gehen. Wenn mehrere Personen entgegenkommen, überlegen, ob man die Straßenseite wechselt. Notfalls kurzfristig in einen Hauseingang ausweichen. An Straßenkreuzung nicht auf die Ampel-Knöpfe drücken. Fußgängerampeln suchen, die automatisch geschaltet sind.
Auf keinen Fall in die Kirche gehen!
Möglichst keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Niemals die Hände im Gesicht haben. Nach der Nutzung von Bahn und Bus die Hände waschen und desinfizieren, Oberbekleidung wechseln (gesichtsnahe Kleidung häufig wechseln und waschen, wie Schals und Kopftücher, Mützen und Handschuhe), die Haare jeden Abend waschen.
Niemanden im Auto mitnehmen, der nicht zum eigenen Haushalt gehört.
Keine öffentlichen Toiletten nutzen. Toiletten am Arbeitsplatz meiden (Windeln tragen kann helfen).
Im Supermarkt Einweghandschuhe anziehen und am Ausgang entsorgen. Nur anfassen, was man kaufen will. Auch mit Maske enge Regalreihen meiden. Kinder und alte Menschen mit besonderem Abstand umgehen. Nicht sprechen, nur allein in den Supermarkt gehen. An der Kasse immer eine Einkaufswagen-Länge Abstand halten. Aufenthalt kurz halten und dann alles einkaufen, damit nur wenige Einkäufe nötig sind (bei jedem Einkauf auch an Toilettenpapier denken).
Im Krankheitsfall
Bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit zuhause bleiben. Temperatur messen. Testen lassen. Bei Durchfall, Erbrechen, Geruchsstörungen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, abnormer Müdigkeit zu Hause bleiben. Temperatur messen. Testen lassen einschließlich Antikörper-Test (es könnte sich um ein Long-Covid-Syndrom handeln).
Arztpraxen meiden. Krankenhäuser meiden. Alten- und Pflegeheime konsequent meiden. Vermeiden Sie Situationen, in denen Sie Erste Hilfe leisten müssen. Alkoholisierte Personen, Obdachlose und offensichtlich verwahrloste und hilflose Personen weiträumig umgehen.
Sollten Sie einmal in die Situation kommen, eine Person reanimieren zu müssen, behalten Sie ihre Maske auf. Verzichten Sie auf Atemspenden und legen Sie Handschuhe an, wenn Sie welche haben. Belassen Sie es dann bei einer Herzdruckmassage. Legen Sie nicht ihr Ohr an die Person, um den Herzschlag zu hören. Safety First! Belassen Sie es bei der Beobachtung der Atembewegungen. Rufen Sie zuallererst den Rettungsdienst oder beauftragen Sie Umstehende damit, um die Zeit der Erste-Hilfe-Leistung so kurz wie möglich zu halten.
Nach der Impfung
Nehmen Sie Ihren Impfausweis immer mit. Sie müssen ihn nicht an Ihre Stirn kleben. Der gut gekleidete Herr trägt ihn in der Außentasche seines Jacketts, wie ein Taschentuch, so dass das Wort Impfpass noch gerade zu erkennen ist. Armbinden und Aufnäher mit dem Text „Ich bin geimpft“ gelten als geschmacklos und sollten vermieden werden (zumindest solange sie nicht behördlich vorgeschrieben sind). Ein Impfpass sollte auch immer mitgenommen werden, wenn es in Beziehungen sehr privat und persönlich wird. Natürlich auch auf Reisen.
Intimleben
Auch nähere zwischenmenschliche Verhaltensweisen sollten nicht ausgespart werden.
Ich denke hier an Küssen mittels Plexiglasscheiben, wobei man immer ein kleines Desinfektionstüchlein dabei haben sollte, um die unschönen und vielleicht infektiösen Kussspuren von der Scheibe zu entfernen.
Als Parfum, After Shave oder Eau de Toilette werden frische und leicht scharfe Düfte empfohlen, die einen Hauch von Desinfektionsmittel in sich tragen. Sagrotan hat beispielsweise einen sehr beruhigenden und angenehmen Duft und ist für Damen und Herren gleichermaßen geeignet. Der Duft wird als vertraut und vertrauenswürdig erlebt.
Es ist schön, immer gut frisiert zu sein. Dafür braucht es keinen Friseur. Die Haare müssen nicht immer geschnitten werden. Man kann sie auch formen, legen und kleben. Geeignet sind Wet-Gel, Schuhcreme für den klassischen Look oder einfach Haarspray, um die Frisur gut zu verkleben.
Ihr Partner oder ihre Geliebte werden es Ihnen danken.
Ich möchte hier auch das heiße Eisen ansprechen. Den Beischlaf. Selbstverständlich sollte dieser nur unter Haushaltsangehörigen und maximal einer haushaltsfremden Person stattfinden! Möglichst mit immer derselben Person (social bubble). Sollte man aber zufällig in die Situation kommen, Beischlaf mit einer anderen Person zu haben, gibt es folgende Empfehlungen:
Behalten Sie ihre FFP2-Maske während des gesamten Aktes auf und atmen sie nicht zu stark. Während der Umarmung können die Köpfe nebeneinander in entgegengesetzte Richtung weisen und dabei in den offenen Raum oder ins Kopfkissen atmen. Der eigentliche Akt und auch der Hautkontakt sind, nach gründlicher Desinfektion, dann durchaus möglich. Sprechen Sie aber vorher darüber, dass sie Corona-Safen-Sex haben möchten.
Liebe Leser, sollten Sie weitere Empfehlungen haben, wie wir unsere zwischenmenschlichen Kontakte zukünftig Corona-gerecht gestalten können, lassen Sie es mich bitte wissen! Gern nehme ich Ihre Vorschläge in diesen kleinen Corona-Knigge auf.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“
Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.
Bild: Oleksii.1994/ShutterstockText: Gast
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