BER: Schlecht beim Fliegen, gut beim Homophobie-Bekämpfen

Haben Sie auch immer öfter diese Momente, in denen Sie zuerst herzhaft los lachen möchten, wenn Sie die Nachrichten lesen, Ihnen dann aber dieses Lachen im Hals stecken bleibt, weil es eigentlich viel mehr zum heulen ist? Bei mir ist das leider schon ein alltägliches Phänomen geworden.

Ein besonders dankbarer Lieferant solcher zartbitterer Pointen ist der Berliner Flughafen. Hätte ich jemals von einer Karriere als Satiriker bzw. Kabarettist geträumt, spätestens angesichts des BER-Projektes müsste ich mir eingestehen, dass man die Realität in diesem Lande nicht mehr mit Humor toppen kann.

Die gesamte Geschichte des Flughafens liest sich wie ein absurder Roman. Wer etwa auf die Idee kam, in die Brandschutz-Einrichtungen wie die Sprinkler-Anlagen millionenfach Dübel aus nicht brandsicherem Plastik einzubauen, und wer das alles bei den Kontrollen übersah, hat eigentlich einen Schildbürger-Preis verdient. Ebenso wie die Politiker, allen voran die Sozialdemokraten Platzeck und Wowereit, die nicht die geringste Verantwortung für ihr Milliarden-Versagen tragen, und immer noch hoch geachtet sind, zumindest von vielen.Einen besonderen Humor-Preis hat der Flughafen dafür verdient, dass er zwar keinerlei Flugbetrieb ermöglicht – seine Manager aber auf Hochtouren daran arbeiten, ihn bis 2050 klimaneutral zu machen, wie die Berliner Morgenpost im vergangenen Jahr berichtete. „Wir werden dazu eine konkrete Strategie entwerfen“, kündigte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup an – der Mann, der ungeschminkt einen Dauer-Jugendlichen in einem Pipi-Langstrumpf-Film spielen könnte. Das Motto des Mädchens, das noch mit Affe und Pferd aus Schweden über uns kam und nicht mit einem Heer von PR-Beratern, könnte auch für Dadrups Arbeit gelten: „Widdewiddewitt und Drei macht Neune !! Ich mach‘ mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt“. Man muss nur „Welt“ mit Flughafen ersetzen. Daldrup war bis auf ein kurzes Intermezzo immer nur im Staatsdienst bzw. der Verwaltung und an der Universität tätig, aber nur ganz kurz in der real existierenden Wirtschaft. Eine klimaneutrale Bauruine – was könnte symbolhafter für das heutige Deutschland sein?

Obwohl ich eigentlich glaubte, all das sei nicht mehr zu toppen, hat das Flughafen-Management – oder genauer gesagt das „Nicht-Flughafen-Management“, jetzt noch einen oben drauf gesetzt. Die „Flughafen Berlin Brandenburg Gmbh„, zu deren Ehrenrettung gesagt werden muss, dass sie nicht nur Bauherrin der Bauruine BER ist, sondern auch noch die beiden mehr schlecht als recht funktionierenden alten Hauptstadtflughäfen betreibt (wohl die einigen der Welt, in denen man oft länger auf das Gepäck warten muss, als man fliegt) hat heute eine Pressemitteilung versandt mit folgendem Inhalt: „Die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH ist dem BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE beigetreten.“ Weiter heißt es da: „Ziel der 125 Bündnis-Mitglieder ist es, gemeinsam jeglicher Form von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität entgegenzutreten und ein Zeichen zu setzen für Anerkennung und Respekt gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender. Schirmherr des Bündnisses ist der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller.“

Sodann kann der verhinderte Flughafen-Kunde, der das ganze Bau-Desaster über seine Steuern mit Milliarden finanziert muss, lesen: „Dr. Manfred Bobke-von Camen, Geschäftsführer Personal der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH: „Berlin ist eine weltoffene, bunte Metropole. An unseren Flughäfen in Schönefeld und Tegel begrüßen wir tagtäglich zehntausende Fluggäste aus aller Welt; Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Kultur, sexueller Identität und jeden Alters. Die Meisten voller Vorfreude auf Berlin oder Reiseziele in die ganze Welt. Unsere Fluggäste bereichern nicht nur uns als Unternehmen, sondern die gesamte Metropolregion. Diesen gesellschaftlichen Reichtum wollen wir mit dem Beitritt zum ‚Bündnis gegen Homophobie‘ gern zum Ausdruck bringen und klar Stellung beziehen für gegenseitige Anerkennung und Respekt.“

Die Berliner Flughafen-Manager zeigen uns, wie im Deutschland im Jahre 2020 Prioritäten gesetzt werden (genauso wie die gestrige Enthüllung, dass die Bundesregierung an die NATO Fantasietruppen meldet – siehe Bericht hier). In Berlin halten sich böse Gerüchte, das Flughafen-Projekt würde absichtlich verzögert, weil es ideal zur Geldwäsche bzw. zum Verschieben von Staatsgeldern in die „richtigen“ Hände sei, da die Finanzstrukturen und all die gigantischen Entschädigungszahlungen, die täglich fällig werden, gar nicht mehr überschaubar seien.

Ich weigere mich selbstverständlich als guter Staatsbürger, an solche bösen, staatszersetzenden Desinformationen zu glauben. Zumal sie dem Klassenfeind, Entschuldigung, ich wollte sagen, den Rechten, nutzen. Was ich aber inzwischen wirklich fast schon glaube, ist, dass der ganze Hauptstadtflughafen einfach ein gigantisches Satireprojekt ist, seine Manager und die verantwortlichen Politiker sich totlachen und platzen vor Spannung, wann endlich die Geduld der Bürger reißen wird und sie dann endlich sagen müssen: „April, April! – der BER sollte nie fertig gestellt werden, es ging nur darum, zu beweisen, dass die Deutschen weltweit die höchste Frustrationstoleranz haben!“


David gegen Goliath

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Bild: GrüneSH, CC BY-SA 3.0

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