Die steil ansteigenden Umfragewerte der AfD – sie hat inzwischen die Kanzlerpartei SPD eingeholt – sorgen für Schnappatmung bei den anderen Parteien und bei den Medien. Geradezu sinnbildlich für die Reaktionen war die gestrige Sendung von „Anne Will“ in der ARD, dem Hochamt der TV-Propaganda (Propaganda-Definition im Duden: „Systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o. ä. Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen“). In der Fernsehrunde herrschte große Eintracht beim Klagen über die AfD. Nur von der selbst ist wie meistens niemand dabei. Merken die überhaupt noch etwas in ihrem Elfenbeinturm?
Während die AfD einhellig als die Inkarnation des Bösen dargestellt wird, ist mit der Journalistin Jana Hensel jemand eingeladen, der kaum verhohlen Sympathien für die linksextreme DDR-Diktatur zeigt. In ihrem Artikel „Erich währt am längsten“ war sie für einen „lässigen Blick“ auf die DDR. Empörung darüber im rot-grünen Milieu – null. Dafür Belohnung durch die Einladung zu Anne Will. Offenbar hat sie der Hofknicks vor Honecker dort salonfähig gemacht.
Noch bunter treibt es die „Bild am Sonntag“, für die nach den Säuberungen in der alten, kritischen Chefredaktion jetzt Marion Horn verantwortlich ist – eine bekannte Merkel-Sympathisantin. Leitmotiv in der neuen Ausgabe der Zeitung ist das Verteufeln der AfD. Auf Seite zwei ist ein Bild aus den zwanziger Jahren mit einem Arbeitssuchenden zu sehen. Unter dem Titel „Damals und heute: Die Nöte der 20er“ fragt das Blatt: „Inflation und starke radikale Parteien: Sind die 2020er mit den 1920er Jahren vergleichbar?“ Die Antwort: „Damals wie heute profitieren extreme Parteien von den Ängsten der Bevölkerung. Damals Kommunisten und Nationalsozialisten, heute die AfD.“
Faktisch wird damit die AfD mit den Nationalsozialisten gleichgesetzt – denn dass sie den Kommunisten ähnelt, würde wohl niemand behaupten. Das ist eine ungeheuerliche Verharmlosung des Nationalsozialismus. Und eine Instrumentalisierung desselben für die aktuelle politische Auseinandersetzung. Auch Robin Alexander, Vize-Chef der „Welt“ und dank richtiger „Haltung“ Dauergast in allen Talkshows, stößt ins gleiche Horn. Unter dem Titel „Die Rituale gegen rechts reichen nicht mehr“ warnt er: „Einen Zerfall der demokratischen Öffentlichkeit können wir uns nicht leisten“. Der ganze Beitrag ist ein Verteufeln der AfD und ein Breittreten von Merkels Mantra der AfD-Ausgrenzung. Motto: Rückt in der Mitte weiter zusammen. Rot, gelb, grün, schwarz? Ganz egal, Hauptsache gegen blau. Das geht zurück auf eine alte DDR-Taktik: Eine „nationale Front“ zu schaffen und von allen Missständen abzulenken durch den „Kampf gegen Rechts“.
Ideologie frisst Hirn
Den drei Beispielen aus „Anne Will“, „Bild am Sonntag“ und „Welt“ ließen sich noch viele weitere hinzufügen. Sie alle zeigen: Offenbar gibt es in Politik und Medien ein massives Muffensausen. Die Kollegen in den Redaktionsstuben hyperventilieren und merken offenbar gar nicht mehr, dass sie genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie beabsichtigen. Ideologie frisst Hirn. Wenn dann noch Angst und Panik dazukommen, bleibt wenig übrig.
Der Verzicht auf eine sachliche Auseinandersetzung zu den Tabu-Themen und die Versteifung auf eine Hetzkampagne und Panikmache an deren Stelle ist nicht nur eine intellektuelle und politische Bankrotterklärung der rot-grünen Ideologen und ihrer Bauchpinseler in den Medien, sowie ihrer Steigbügelhalter in Union und FDP: Es ist die beste Wahlkampfhilfe für die AfD. Die kann sich bei ihren Häschern nur bedanken.
PS: Mir werfen Kollegen öffentlich vor, ich würde zu wenig Distanz zur AfD zeigen. Ich finde: Ein anständiger Journalist hat gegenüber jeder Partei Distanz zu wahren. Wenn einer Partei gegenüber besondere Distanz gefordert wird, zeigt dies, dass etwas im Argen liegt mit dem Journalismus und der Demokratie. Dabei ist es besonders peinlich, wenn solche Vorwürfe von Journalisten kommen, bei denen Nähe zu Rot-Grün nicht zu übersehen ist.
PPS: Witzig ist, dass in derselben „Bild am Sonntag“ ein zweiseitiger Bericht über Habeck steht, der eher Werbung bzw. Ikonenmalerei als Journalismus ist. Mit einer Bilder-Serie, wie sie sonst nur Foto-Modelle bekommen. Hier nur der Anfang des Textes: „Wir müssen uns Robert Habeck (53) als glücklichen Menschen vorstellen. Politik werde „nie fertig“, sagt er. Es sei ein ständiger Kampf: Wie die griechische Sagengestalt Sisy-phos müsse man „als Strafe der Götter tagaus, tagein einen Felsen den Berg hochrollen“. Schon Sinnsucher Albert Camus raunte, dass Sisyphos damit sein Schicksal Tag um Tag selbst bestimmt – ein Glücklicher also! So ist er, der Robert. Denker, Doktor der Philosophie, begnadeter Übersetzer feinster englischer Lyrik. In den Werken von Camus, Kant, Platon, Heidegger fühlt er sich heimisch.“
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