Blackout light? In kleinen Städten gehen die Lichter aus Taschenlampe statt Straßenlaterne

Von Kai Rebmann

Halten Sie es für selbstverständlich, dass in den Straßen einer der (noch) größten Industrienationen der Welt auch – und gerade – nachts das Licht brennt? Dann täuschen Sie sich leider gleich in doppelter Hinsicht. Erstens ist das schon längst nicht mehr der Fall, zumindest nicht flächendeckend, und zweitens handelt es sich dabei offenbar um ein „freiwilliges Angebot“. So jedenfalls steht es in einer Pressemitteilung, in der das Rathaus die Bevölkerung von Ebersbach-Neugersdorf darauf hinweist, dass sie ab sofort „auf Gewohntes zu verzichten“ haben wird.

Der Stadtrat hat sich „nach reiflicher Überlegung und Abwägung von Alternativen dafür entschieden, die öffentliche Straßenbeleuchtung in den Nachtstunden im Zeitraum von 23:00 Uhr bis 04:00 Uhr im gesamten Stadtgebiet abzuschalten.“ Bei dieser Abwägung wurde demnach auch berücksichtigt, dass Fußgänger von dieser Maßnahme besonders betroffen sind, „welche durch die Dunkelheit mögliche Gefahrenstellen schlechter erkennen können“.

Doch das Rathaus in Ebersbach-Neugersdorf macht seinem Namen alle Ehre und gibt den Einwohnern einen gut gemeinten Rat. Die Öffentlichkeit werde über die „planmäßige Abschaltung“ informiert, damit diese sich „durch Mitführen von geeigneten Leuchtmitteln wie z. B. Taschenlampen auf die veränderte Situation einstellen kann“.

Finanzielle Belastungen nehmen zu

Nun ist es per se noch keine sensationelle Meldung, dass eine Kommune zu gewissen Nachtstunden ihre Straßenbeleuchtung einschränkt oder sogar ganz abstellt. Etwas anders sieht es jedoch in einer Kleinstadt mit 11.500 Einwohnern aus. Und auch die Begründung der Verwaltung muss in diesem Fall aufhorchen lassen: „Die finanziellen Belastungen im Haushalt der Stadt nehmen zu. Umso wichtiger ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Geldern.“

Mein Lesetipp

Es handelt sich also nicht, wie in vielen vergleichbaren Fällen, um eine politisch korrekte – und in 300-Seelen-Dörfern vielleicht sogar sinnvolle – Maßnahme, sondern schlicht um eine offenbar dringende Notwendigkeit. Welche zusätzlichen „finanziellen Belastungen“ dem Kämmerer die Sorgenfalten auf die Stirn treiben, geht aus der Pressemitteilung nicht hervor. Dem Regionalportal „Tag24“ zufolge soll es sich dabei insbesondere um „steigende Kosten für Energie und Material“ sowie „die jüngsten Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst“ handeln.

Die Rechnung der Stadt geht so: Durch die nächtliche Abschaltung der Straßenbeleuchtung im gesamten Stadtgebiet könnten bis zu 160.000 kWh eingespart werden, was bei den derzeitigen Energiepreisen etwa 60.000 Euro pro Jahr ausmache. Angesichts eines in den nächsten zwei Jahren drohenden Fehlbetrags in Höhe von bis zu zwei Millionen Euro ist das freilich nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Gefahr für Passanten? Polizei wiegelt ab…

Etwaige Bedenken hinsichtlich einer erhöhten Bedrohungslage versucht die Polizei zu zerstreuen. Neben der Tatsache, dass Fußgänger „mögliche Gefahrenstellen schlechter erkennen können“, droht nächtliches Ungemach bei fehlender Straßenbeleuchtung aber auch durch finstere Gesellen mit kriminellen Absichten.

Doch das Rathaus beschwichtigt: „Im Vorfeld der Erarbeitung des Beschlusses wurde die Polizei angefragt, ob und zu welchen Nachtstunden die Kriminalität besonders hoch sei. Leider gibt es dazu aus der Polizeistatistik keine Aussagen.“

Mit anderen Worten: Nichts Genaues weiß man nicht! Was für den arglosen Leser wohl wie eine Entwarnung klingen soll, ist in Wahrheit nichts anderes als die Hoffnung, dass schon nichts passieren wird. Dasselbe gilt auch für diese Aussage aus der Pressemitteilung: „Auch zu einem nachweislichen Einfluss einer aktiven Straßenbeleuchtung auf die Kriminalitätsrate gibt es keine Datengrundlage.“

Das könnte natürlich auch daran liegen, dass es für Fragen, die mit dem gesunden Menschenverstand beantwortet werden können, einfach keine Studien oder Erhebung entsprechender Daten braucht.

Grüne Ideologie ad absurdum geführt – wider Willen!?

Eine wichtige Frage lässt die Pressemitteilung aber offen: Sind es wirklich nur finanzielle Zwänge, die für dunkle Straßen in Ebersbach-Neugersdorf verantwortlich sind? Oder steckt da noch mehr dahinter?

In der Einleitung heißt es: „Der stetig wachsende Energiebedarf im öffentlichen, gewerblichen und privaten Bereich durch den steigenden Komfort an technischen Geräten stellt eine besondere Herausforderung bei der Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energie dar. Die Reduzierung des Verbrauches von fossilen Energieträgern steht im Vordergrund der künftigen Energieversorgung insgesamt.“

Diese Sätze lassen nur zwei vernünftige Interpretationen zu. Entweder ist die „Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energie“ nicht mit dem „steigenden Komfort an technischen Geräten“ in seiner Gesamtheit kompatibel, oder selbiges ist schlichtweg zu teuer. Zur Bestätigung schiebt das Rathaus hinterher: „Alle sind aufgefordert, möglichst schnell Energieverbräuche zu senken.“

Welche Interpretation hier zutrifft, wissen wohl nur Verwaltung und Stadtrat von Ebersbach-Neugersdorf. Fest steht: Ein drohendes Millionenloch im Haushalt wird sich mit einer Maßnahme, die rund 60.000 Euro einsparen soll, kaum stopfen lassen. Da gäbe es sicher noch weit zielführendere Hebel, die deutlich geringere Eingriffe in die Komfortzone der Bürger zur Folge hätten.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: krsmanovic/Shutterstock, Symbolbild

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