Böser Verdacht! Schlechtere Abi-Noten für „falsche“ Haltung? Neubauer-Essay als Aufgabenstellung in Prüfung

Von Kai Rebmann

Die Schulen und Universitäten in Deutschland als Bastion der politischen Neutralität? An dieses Ammen-Märchen glauben wohl wirklich nur noch ganz hart gesottene Romantiker. Schon länger gilt es als offenes Geheimnis, dass es teilweise deutliche Punktabzüge gibt, wenn in Prüfungen und Klausuren nicht „ordnungsgemäß“ – und damit entgegen den Empfehlungen führender Experten – gegendert wird. Ebenso gehören Berichte über Transgender-Propaganda und die Erziehung zur „richtigen“, sprich fleischlosen Ernährung in deutschen Schulen längst zum Alltag.

Den Vogel endgültig abgeschossen hat jetzt aber das Kultusministerium in Hannover bzw. dessen Hausherrin Julia Willie Hamburg (Grüne). Die Woche begann für die Abiturienten in Niedersachsen am Montag mit der schriftlichen Prüfung im Fach „Wirtschaft-Politik“. Dabei hatten die Schüler fünf Stunden Zeit, um einen von zwei zur freien Auswahl gestellten Texten zu bearbeiten. So weit, so normal!

Doch etwas war dann doch anders in diesem Jahr. Bei einem der beiden Texte handelte es sich um einen Essay von Luisa Neubauer, der erst im Juni 2022 auf „Zeit Online“ erschienen war, dem medialen Schlachtschiff der linksgrünen Wokeness. Dass derart – vergleichsweise – aktuelle Werke im Abitur behandelt werden, noch dazu von solch umstrittenen Autoren, ist dann doch eher ungewöhnlich.

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‚Daumen für alle Beteiligten sind gedrückt‘

Schließlich war es Neubauer selbst, die den Skandal an die Öffentlichkeit brachte, wenn wohl auch ungewollt und ohne, es als solchen zu erkennen. Auf Instagram vermeldete die Klima-Extremistin: „In Niedersachsen wurde heute Politik-Abi geschrieben und es wurde einfach ein Essay von mir behandelt.“ Dazu gab es reichlich wohlwollende Emojis sowie noch mehr bewundernde Kommentare aus dem Fanclub. Etwa: „Du warst Hauptbestandteil meines Politik-Abis heute und ich habe jede Aufgabe dazu geliebt!“ Oder: „Abitur Niedersachsen 2023 und einfach dein Text : ) Habe mich so gefreut!!“

Auf Twitter klang das dann so: „Heute wurde in Niedersachsen Politik-Abitur geschrieben – und Teil davon war mein Essay zur Klimapolitik der Ampel und der Notwendigkeit für breiteren Einsatz in der Klimakrise. Daumen für alle Beteiligten sind gedrückt!“ Welchen „Beteiligten“ außer den Schülern die Reemtsma-Erbin noch die Daumen drückt, blieb unklar. Vielleicht den Korrektoren bei der Benotung der vorgelegten Arbeiten?

Bei der CDU Niedersachsen herrscht jedenfalls Alarmstimmung. Christian Fühner, bildungspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, berichtet in der „Bild“ von zahlreichen Zuschriften von Schülern und Lehrern – und äußert einen bösen Verdacht: „Sie machen sich Sorgen, dass diejenigen schlechtere Noten bekommen, die sich kritisch oder sogar negativ mit dem Neubauer-Text auseinandergesetzt haben.“ Aber Herr Fühner, doch nicht in Deutschland und noch weniger im Jahr 2023!

Jedenfalls habe er mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, „dass man ausgerechnet den Text einer Aktivistin wählt“, so der CDU-Politiker, der sich bei aller Kritik offenbar trotzdem an der Verharmlosung der Klima-Extremisten beteiligt. Man werde in Hannover nachfragen, „ob Frau Hamburg direkt oder indirekt Einfluss auf die Auswahl der Prüfung genommen hat“ – und weshalb ein Text von „Klima-Aktivistin“ (O-Ton Fühner) und Grünen-Mitglied Neubauer ausgewählt wurde.

‚Langstrecken-Luisa‘ schreitet zur Selbstentlarvung

Doch worum ging es bei den Aufgaben für das Abitur in Niedersachsen überhaupt? Das Kultusministerium verteidigte seine Auswahl damit, dass den Lehrern jeweils drei Texte vorgelegt wurden, aus denen diese dann zwei an ihre Schüler weitergegeben hätten. Von diesen sei dann einer zu bearbeiten gewesen.

Dazu wurden schließlich – im Fall des Neubauer-Essays – folgende vier Aufgaben gestellt:

1. Fassen Sie die Aussagen Luisa Neubauers zum Handeln der Regierung zusammen.
2. Arbeiten Sie Luisa Neubauers Auffassung vom Spannungsverhältnis von Wirtschaft und Umwelt heraus.
3. Erläutern Sie ausgehend vom Text Einflussmöglichkeiten von Bürgerinnen und Bürgern, Parteien, Verbänden und sozialen Bewegungen im politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozess.
4. Erörtern Sie ausgehend vom Text Chancen und Grenzen politischer Partizipation in sozialen Bewegungen.

Zum Text geht es hier. Offenbar wird hier zumindest impliziert suggeriert, dass die „Letzte Generation“ auch vom Kultusministerium als „soziale Bewegung“ angesehen wird. Das kann man wohl mit gutem Recht ebenso anders sehen, wie man auch mit Luisa Neubauers weiteren Einschätzungen nicht zwingend konform gehen muss. So fordert „Langstrecken-Luisa“ in dem vorliegenden Essay unter anderem ein generelles Verbot von Inlandsflügen.

Was aber, wenn nun ein Abiturient wagt, diese scheinheiligen Gegensätze offen anzusprechen und seine Ausarbeitung vielleicht sogar auf diesen Widersprüchen aufzubauen? Diese Frage steht beispielhaft dafür, weshalb die Auswahl des ohnehin schon hoch umstrittenen Neubauer-Essays für eine Abitur-Prüfung mehr als nur problematisch ist. Ebenso lassen die oben zitierten und weitere Reaktionen, die aus dem Neubauer-Fanclub über die sozialen Medien kundgetan wurden, darauf schließen, dass sich viele Schüler inhaltlich schon gar nicht mehr mit dem Alternativ-Text auseinandergesetzt haben – sondern sich blindlings auf den Neubauer-Essay gestürzt haben.

Gut möglich, dass das Kultusministerium den Korrektoren der Abi-Prüfungen in Niedersachsen einen Bärendienst erwiesen haben. Denn es wird nun mit Argus-Augen beobachtet werden, wie die unterschiedlichen Arbeiten dazu, sowohl die wohlwollenden als auch die kritischen, bewertet werden – und vor allem, ob sich Tendenzen ausmachen lassen, dass die „falsche“ politische Haltung schlechter benotet wird als die „richtige“.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Stefan Müller (climate stuff) from Germany, CC BY 2.0 via Wikimedia Commons

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