Bremer Weinfest abgesagt – aus Angst und Unsicherheit Drogen und Kriminalität treiben die Traditionsveranstaltung in den Ruin

Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider

Bremen. Kennen Sie. Haben Sie bestimmt schon einmal gehört. Oder von den Bremer Stadtmusikanten. Oder, dass Bremen seit Äonen von der SPD regiert wird. Bremen und SPD, das passt so gut zusammen wie DDR und SED. In Bremen ist die SPD die stärkste Partei, dann kommt die CDU als bewährte Opposition, dann die Grünen, dann die Linke. Die AfD ist in Bremen so doof, dass sie es nicht schafft, eine Liste aufzustellen. Dafür gibt es eine lustige Boyband mit dem schönen Rappernamen „Bürger in Wut“ und in den Ecken des Bremer Senats drücken sich auch noch 5,1 % Liberale herum, die nicht weiter stören und dankbar für ihre Apanagen sind. SPD, Grüne und Linke bemühen sich mit gemeinsamen Kräften, Bremen zu ruinieren, was sie auch gar nicht so schlecht hinbekommen. 

Nun begab es sich aber zu der Zeit, in der Olaf Statthalter in Berlin war, dass alles Volk zu einem üppigen Weinfeste auf dem zentral gelegenen Hillmannplatz geladen war, jener benannt nach dem Hotelier Johann Heinrich Hillmann, der dort im fernen Jahr 1847 ein Hotel eröffnete, das die Alliierten 1944 mit einem Luftangriff planierten. Hillmann ist schon lange tot, der Platz eigentlich auch. Aber das hat der Bremer bisher noch nicht so gemerkt. Weil er anscheinend vieles nicht merkt, der Bremer. Falls es ihn in einer Stadt mit 37 % Migrationsanteil und in der mehr als 50 % aller Schulkinder einen Migrationsvordergrund haben, noch gibt. Außerdem, und darauf sind die paar Restbremer stolz, bekam die Stadt 2009 den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“. Was auch die aus dem Libanon stammende Großfamilie Miri sicher freute. 

Jenes Weinfest aber, das seit über 25 Jahren die Bremer Innenstadt buchstäblich berauscht, fällt dieses Jahr ins Wasser der Weser und damit aus. Der Grund: Den rheinland-pfälzischen Winzern, die das beschauliche Besäufnis in der ehemaligen Hansestadt ausrichten, ist der Hillmannplatz zu gefährlich. Denn wenn dort nicht gerade die „Reblaus“ besungen wird, dann wird statt des Weines mit anderen und etwas härteren Drogen gehandelt, die leider weniger haram als der Rebensaft sind. Drogendealer, Junkies und erst kürzlich Hinzugekommene machen aus dem Hillmannplatz einen fröhlichen Freiluftbasar, auf dem neben den Preisen für Freizeitpharmazeutika auch das Zusammenleben jeden Tag neu ausgehandelt wird. 

Unbewaffnete Alt- und auch Neubremer meiden den Platz inzwischen, auf dem jeder Besuch gerne auch einmal neue Erfahrungen im direkten Kontakt mit individuell tätigen Kapitalismusumverteilern mit sich bringt oder auch zum Testgelände für die Geschwindigkeit eines Krankenwagens in die Berliner Gesundheitseinrichtungen mutiert. Die Bremer Regierungsparteien nehmen dies mehr oder weniger achselzuckend zur Kenntnis – vielen ist das Weintrinken aus religiösen Gründen sowieso verboten, die anderen trinken lieber ein Gesöff, das nur in Bremen den Namen „Bier“ trägt. Außerdem konnte der Senat den Veranstaltern kurzfristig auch keine Location mit weniger Kriminalität zur Verfügung stellen, schlicht weil er keine Location hat. Mit weniger Kriminalität. Das dürfte auch der Grund sein, dass die paar verbliebenen Geschäfte an jenem Plaza da Vino für einen privaten Sicherheitsdienst zusammengelegt haben, da die Bremer Polizei wenig Neigung zeigt, sich in die Geschäfte der Platzbenutzer einzumischen. 

Enttäuscht zeigt sich lediglich die CDU, die gerne einmal einen gehoben hätte, aber nun keinen heben kann. Sie macht die Koalition aus SPD, Linken und Grünen als Schuldigen für die marode Sicherheitslage verantwortlich, dabei haben doch auch die armen Fußgängerampelparteien Familien, um die sie sich wegen etwaigen „Unfällen“ keine Sorgen machen möchten. Die fünf tapferen FDP-Mitglieder in der Bürgerschaft haben am 8. August 2024 einen wunderbaren Forderungskatalog mit Sofortmaßnahmen aufgestellt, die beispielsweise die Leerung von Mülleimern am Hillmannplatz und mehr Veranstaltungen fordern. Am 9. August hat die gleiche Fraktion sicherheitshalber, damit es hinterher nicht soundso heißt, weniger Geld für „Organisationen, die antisemitische, extremistische oder rassistische Positionen vertreten“ gefordert. Nicht, dass noch jemand behauptet, die FDP würde da und so und hier und dort und damit den Vielfaltspreis gefährden! Gerade bei der in Bremen noch handarbeitenden Antifa kann sowas ganz schnell bitterböse ins Auge gehen. Oder auf andere Körperteile. 

Die CDU fordert in aller Nüchternheit irgendwie mehr Sicherheit, mehr Beleuchtung und mehr Polizeikontrollen, von denen zu hoffen bleibt, dass sie Oma Erna genauso wie Ali Übelüt betreffen, alles andere wäre auch rassistisch. 

Der Senat hat sich immerhin dazu durchgerungen, am 30. August an dem laut CDU „Angstort“ eine Disco mit „professionellen Tänzer*innen“ zu veranstalten, da können sich schonmal alle gemeinsam drauf freuen. Aşk, Euro ve Ölüm. Liebe, Euro und Tod.

Für Sie als unüberfallener Tourist in diesem Tor zur Dritten Welt wichtig zu wissen: In Bremen endet ironischerweise die Deutsche Märchenstraße und wird zur Realität.

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere Artikel von Thilo Schneider finden Sie hier unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

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